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Vorbemerkungen zum Heft 9

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Differenzialdiagnostische Anamnese<br />

in Anlehnung an Dr. Boris Hartmann, 2003<br />

(S)elektiver Mutismus muss differentialdiagnostisch von anderen Krankheits-<br />

bildern abgegrenzt werden, die in ihrer Phänomenologie des dauerhaften<br />

Schweigens eine gewisse Ähnlichkeit haben können, z.B. Autismus,<br />

Posttraumatische Belastungsstörung, Tiefgreifende Entwicklungsstörung oder<br />

Schizophrenie.<br />

Achtung: In der Regel keine Traumatisierung oder Missbrauch als Verursachung!<br />

Als Verursachungstheorie wird das Zusammenwirken verschiedenster<br />

Risikofaktoren, ungünstiger personeller Reaktionsformen sowie Stressquellen im<br />

Zusammenhang mit inadäquater Bindungs- und Trennungserfahrung können in<br />

einem komplexen Wirkgefüge zu Mutismus führen. Das Schweigen kann also<br />

sozial nicht akzeptierte Bewältigungsstrategie verstanden werden<br />

<br />

Differenzialdiagnostische Abgrenzung gegenüber Autismus:<br />

a) Konstanz: Autisten verhalten sich gleich bleibend zurückgezogen, kontaktarm<br />

und abwehrend gegenüber Wahrnehmungsanreizen des Umfeldes und<br />

bevorzugen selbststimulierende visuelle und auditive Stereotypien, während<br />

Mutisten zwei völlig unterschiedliche „Gesichter“ zu haben scheinen.<br />

b) Emotionalität: Autisten zeigen sich gefühlsmäßig meistens unterkühlt,<br />

können nur schwer einen emotionalen Kontakt selbst zu ihren Eltern und<br />

Geschwistern auf- bauen, machen sich schon im Säuglingsalter beim<br />

Hochheben durch die Mutter steif. Mutisten können in bestimmten<br />

Situationen überaus emotional sein und suchen den äußeren Kontakt zu<br />

einem Elternteil.<br />

c) Sprachentwicklung: Autisten entwickeln aufgrund neurolinguistischer und<br />

neuro- motorischer Störungen nur eine redundante und bei der pragmatischkommunikativen<br />

Kompetenz auffällig abweichende Sprache. Bei Mutisten ist<br />

der Spracherwerb altersgerecht. Insbesondere der schriftliche Ausdruck ist<br />

sogar oft überdurchschnittlich gut.<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – <strong>Heft</strong> 9/Sept. 2011 19

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