29.12.2013 Aufrufe

Dokumentationsprofil für das Historische Archiv ... - Archive in NRW

Dokumentationsprofil für das Historische Archiv ... - Archive in NRW

Dokumentationsprofil für das Historische Archiv ... - Archive in NRW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Begriff der Lebenswirklichkeit <strong>in</strong> der Bewertungsdiskussion ist nur als Absetzung<br />

von den bewertungstheoretischen Positionen der 1990er Jahre zu verstehen, die die<br />

Dokumentation des Verwaltungshandelns <strong>in</strong> den Mittelpunkt stellten. 19 Wie bereits<br />

oben dargelegt, wurde dieser Ansatz zunehmend wegen se<strong>in</strong>er Verengung auf die<br />

Adm<strong>in</strong>istration und den Bürger als Objekt der Verwaltung als unbefriedigend<br />

empfunden. Die Dokumentation der Lebenswirklichkeit korrespondiert letztlich mit<br />

dem Konzept des Bürgerarchivs und kann als Gegenstück zur Beschränkung der<br />

Überlieferung auf die <strong>in</strong> Verwaltungsakten konstruierte Wirklichkeit verstanden<br />

werden. Es handelt sich also um e<strong>in</strong>en umfassenderen Ansatz, der letztlich auch dort<br />

zu greifen <strong>in</strong> der Lage ist, wo der Verwaltung grundlegende Informationen gar nicht<br />

bekannt s<strong>in</strong>d, oder wo ihre Akten <strong>in</strong>haltlich so dürftig und aussagelos s<strong>in</strong>d, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Archiv</strong>ierung alle<strong>in</strong> zur Dokumentation des Verwaltungsverfahrens außerhalb e<strong>in</strong>es<br />

verwaltungsgeschichtlichen Kontextes s<strong>in</strong>nlos wäre.<br />

Auf der anderen Seite ist e<strong>in</strong>zugestehen, <strong>das</strong>s die Hauptaufgabe öffentlicher <strong>Archiv</strong>e<br />

schon per Gesetz <strong>in</strong> der Übernahme von Akten öffentlicher Stellen liegt, die durch die<br />

Sammlung nicht-amtlicher Unterlagen immer nur ergänzt werden kann. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus steht bei der Dokumentation der Lebenswirklichkeit ke<strong>in</strong>e Institution alle<strong>in</strong>e,<br />

denn sowohl andere <strong>Archiv</strong>e als auch Bibliotheken, Museen, Sammlungs- und<br />

Dokumentationsstellen aller Art dokumentieren jeweils e<strong>in</strong>en Teil der<br />

Lebenswirklichkeit, ohne <strong>das</strong>s es jemals möglich wäre, Vollständigkeit zu erreichen<br />

oder nur anzustreben. Zu fragen ist also, welchen Teil der Lebenswirklichkeit <strong>das</strong><br />

eigene <strong>Archiv</strong> <strong>in</strong> welcher Intensität berücksichtigen soll, während andere Teile von<br />

anderen Institutionen abgedeckt werden. Das vorliegende <strong>Dokumentationsprofil</strong><br />

def<strong>in</strong>iert also <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Historische</strong> <strong>Archiv</strong> der Stadt Köln den zu dokumentierenden<br />

wirtschaftliche Erwägungen ke<strong>in</strong>e Rolle spielen würden. Das gilt gleichermaßen <strong>für</strong> den Sammlungs-<br />

und Nachlassbereich, soweit er personenbezogene Daten umfasst.<br />

19 Hier liegt e<strong>in</strong>e Ähnlichkeit zum historischen Kulturraum-Konzept vor, <strong>das</strong> <strong>in</strong> Bonn seit den 1920er<br />

Jahren entwickelt wurde und negativ auch e<strong>in</strong>e Abgrenzung zur Staats- und Verwaltungsgeschichte<br />

darstellte, positiv aber kaum mit h<strong>in</strong>reichender Präzision zu def<strong>in</strong>ieren ist. Methodisch bestehen <strong>für</strong> die<br />

archivische Überlieferungsbildung dennoch Anknüpfungspunkte zum Kulturraum-Konzept, denn auch<br />

hier g<strong>in</strong>g es nicht um die Beschreibung und Erforschung jedes Details, sondern um die Isolierung und<br />

Beschreibung von prägenden Faktoren. Vgl. Wilhelm Janssen: Geschichtliche Landeskunde. E<strong>in</strong><br />

programmatischer Neuansatz der Landesgeschichte im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. In:<br />

Gerhard Rehm (Hrsg.): Adel, Reformation und Stadt am Niederrhe<strong>in</strong>. Festschrift <strong>für</strong> Leo Peters.<br />

Bielefeld 2009, S. 287-297.<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!