Dokumentationsprofil für das Historische Archiv ... - Archive in NRW
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Bewusstse<strong>in</strong> zu steuern, <strong>das</strong>s der heute moderne Ansatz <strong>in</strong> kommenden<br />
Jahrzehnten se<strong>in</strong>erseits kritisiert und verändert werden wird. 2<br />
Verortung <strong>in</strong> der Bewertungsdiskussion<br />
Die archivische Bewertungsdiskussion 3 hat <strong>in</strong> den letzen drei Jahrzehnten zweimal<br />
e<strong>in</strong>e scharfe Wendung genommen: Gegen Ende der 1980er Jahre erhielt e<strong>in</strong>e<br />
damals nachwachsende <strong>Archiv</strong>arsgeneration auf die Frage nach Bewertungskriterien<br />
die unbefriedigende Antwort, Bewertung sei e<strong>in</strong>e Sache des F<strong>in</strong>gerspitzengefühls<br />
des <strong>Archiv</strong>ars, der ja zugleich Historiker sei. Das h<strong>in</strong>ter dieser Antwort stehende<br />
Welt- und Berufsbild war <strong>in</strong>des <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht nicht mehr haltbar. Zum e<strong>in</strong>en<br />
widersprach <strong>das</strong> nebulöse F<strong>in</strong>gerspitzengefühl dem Anspruch auf Transparenz<br />
gegenüber dem Bürger. Als Instrument e<strong>in</strong>er auf Kont<strong>in</strong>uität angelegten<br />
Überlieferungsbildung erwies sich <strong>das</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Subjektivität ohneh<strong>in</strong> schwer<br />
vermittelbare F<strong>in</strong>gerspitzengefühl überdies als untauglich. Zum anderen war diese<br />
Sicht auf <strong>Archiv</strong>gut als e<strong>in</strong>e Vielfalt von E<strong>in</strong>zelstücken, die alle <strong>in</strong> die Hand<br />
genommen und wissenschaftlich gewogen werden wollten, nicht mehr den<br />
Registraturverhältnissen angemessen. Die Lücken, die der Zweite Weltkrieg <strong>in</strong> den<br />
Aktenkellern der Behörden gerissen hatte, waren nicht zuletzt durch den E<strong>in</strong>satz<br />
moderner Bürokommunikation längst mehrfach wieder aufgefüllt worden, so <strong>das</strong>s die<br />
<strong>Archiv</strong>e <strong>in</strong>sgesamt wie auch der e<strong>in</strong>zelne bewertende <strong>Archiv</strong>ar die Massen nicht<br />
mehr mit traditionellen Methoden beherrschen konnten. Das wiederum führte<br />
entweder zu Aktenverlusten durch zu unüberlegte Kassation oder zu Bewertungen<br />
„sicherheitshalber“, die unangemessen große Aktenmengen <strong>in</strong> die <strong>Archiv</strong>e brachten.<br />
Dies erwies sich nicht alle<strong>in</strong> als unwirtschaftlich, sondern auch als benutzerfe<strong>in</strong>dlich,<br />
2 Es versteht sich von selbst, <strong>das</strong>s mit dem <strong>Dokumentationsprofil</strong> nur die Überlieferung <strong>in</strong> solchen<br />
Bereichen gesteuert werden kann, <strong>in</strong> denen es ke<strong>in</strong>e gesetzlichen Vorschriften <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e dauerhafte<br />
Aufbewahrung gibt.<br />
3 Vgl. Robert Kretzschmar: Die „neue archivische Bewertungsdiskussion“ und ihre Fußnoten. Zur<br />
Standortbestimmung e<strong>in</strong>er fast zehnjährigen Kontroverse. In: <strong>Archiv</strong>alische Zeitschrift 82 (1999), S. 7-<br />
40; Bodo Uhl: Die Geschichte der Bewertungsdiskussion: Wann gab es neue Fragestellungen und<br />
warum? In: Andrea Wettmann (Hrsg.): Bilanz und Perspektiven archivischer Bewertung. Beiträge<br />
e<strong>in</strong>es archivwissenschaftlichen Kolloquiums. Marburg 1994, S. 11-35; Andreas und Kathr<strong>in</strong> Pilger: Die<br />
Bewertung von Verwaltungsschriftgut als Beobachtung zweiter Ordnung. In: Der <strong>Archiv</strong>ar 56 (2003),<br />
S. 111-118.<br />
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