Dokumentationsprofil für das Historische Archiv ... - Archive in NRW
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erforderlich ist 30 –, sondern auch die archivische Bewertungsdiskussion hat ergeben,<br />
<strong>das</strong>s es sich beim repräsentativen Sample, den die <strong>Archiv</strong>e <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahrzehnten glaubten gebildet zu haben, <strong>in</strong> aller Regel um e<strong>in</strong>e Chimäre handelte:<br />
Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d viele Aktendepots und damit Abgaben nicht <strong>in</strong>takt oder nicht gut<br />
dokumentiert, weshalb e<strong>in</strong>e repräsentative Samplebildung grundsätzlich<br />
ausgeschlossen ist. Zum zweiten s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong>fachen Auswahlkriterien – wie<br />
Buchstabenauswahl, Jahrgangsauswahl oder Auswahl durch Abzählen jeder x-ten<br />
Akte – nicht im mathematischen S<strong>in</strong>ne repräsentativ und daher <strong>für</strong> die<br />
Sozialforschung schlicht und ergreifend wertlos. 31 Dies gilt aber auch drittens <strong>für</strong> die<br />
wenigen tatsächlich repräsentativen Samples <strong>in</strong> <strong>Archiv</strong>en, denn die Art der<br />
Samplebildung ist abhängig von jedem e<strong>in</strong>zelnen Forschungsprojekt und den dort<br />
verfolgten Zielen, so <strong>das</strong>s es re<strong>in</strong>er Zufall ist, wenn e<strong>in</strong> archivischer Sample mit dem<br />
Projekt e<strong>in</strong>es Benutzers zusammenpasst. 32 Daher br<strong>in</strong>gt auch die elektronische Akte<br />
ke<strong>in</strong>en Vorteil, obgleich durch sie zumeist <strong>in</strong>takte elektronische Registraturen<br />
vorliegen werden, aus denen relativ e<strong>in</strong>fach repräsentativ ausgewählt werden<br />
könnte.<br />
30 Jüngst wurde zudem auf die Gefahr e<strong>in</strong>es methodischen Zirkelschlusses h<strong>in</strong>gewiesen, wenn<br />
Samples <strong>für</strong> die Sozialforschung auf Basis aktueller Methoden und Ansätze der Sozialforschung<br />
gezogen werden: Diese laufen Gefahr, bei e<strong>in</strong>er späteren geschichtswissenschaftlichen Auswertung<br />
die gleichen Ergebnisse zu erzielen, wie sie schon durch die zeitgenössische Sozialforschung erzielt<br />
wurden, weil Quellen, die Abweichungen belegen könnten, kassiert wurden. Dieser E<strong>in</strong>wand aus der<br />
Wissenschaft wiegt schwer gegen jegliches Sampl<strong>in</strong>g mit dem Ziel, repräsentative oder zeittypische<br />
E<strong>in</strong>zelfälle zu archivieren. Vgl. Rüdiger Graf / Kim Christian Priemel: Zeitgeschichte <strong>in</strong> der Welt der<br />
Sozialwissenschaften. Ligitimität und Orig<strong>in</strong>alität e<strong>in</strong>er Diszipl<strong>in</strong>. In: Vierteljahrshefte <strong>für</strong> Zeitgeschichte<br />
59 (2011), S. 479-508.<br />
31 Diese Erkenntnis f<strong>in</strong>det sich bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ebenso bahnbrechenden wie schlecht rezipierten<br />
Beitrag von Arnd Kluge aus dem Jahr 1993, wurde dann aber auch von Buchholz auf breiter Basis<br />
bestätigt. Vgl. Arnd Kluge: Stichprobenverfahren zur archivischen Auswahl massenhaft gleichförmiger<br />
E<strong>in</strong>zelfallakten. In: Der <strong>Archiv</strong>ar 46 (1993), Sp. 541-556; Matthias Buchholz: Überlieferungsbildung bei<br />
massenhaft gleichförmigen E<strong>in</strong>zelfallakten im Spannungsverhältnis von Bewertungsdiskussion,<br />
Repräsentativität und Nutzungsperspektive. E<strong>in</strong>e Fallstudie am Beispiel von Sozialhilfeakten der<br />
oberbergischen Geme<strong>in</strong>de L<strong>in</strong>dlar. Köln 2001.<br />
32 Vgl. dazu die methodischen Überlegungen bei Rüdiger Overmans: Die deutschen militärischen<br />
Verluste im Zweiten Weltkrieg. München 1999, S. 151-204: Obgleich im Bundesarchiv e<strong>in</strong>e<br />
Totalüberlieferung aller nach 1945 noch vorliegenden Unterlagen zu deutschen Verlusten existiert,<br />
musste <strong>für</strong> deren Untersuchung e<strong>in</strong> speziell auf die Untersuchung abgestimmter repräsentativer<br />
Sample gezogen werden. Zugleich erweist dies, <strong>das</strong>s Totalarchivierung Forschung auch beh<strong>in</strong>dern<br />
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