Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
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4. Die Kriegsverbrecherprozesse der UdSSR gegen deutsche<br />
Kriegsgefangene bis zum Jahre 1948 –<br />
Die Phase der Schauprozesse<br />
Der erste öffentliche Prozeß wegen Kriegsverbrechen auf sowjetischem<br />
Boden fand Mitte Juli 1943 in der Stadt Krasnodar gegen 11 Sowjetbürger<br />
statt, die des Landesverrats und der Komplizenschaft mit der deutschen<br />
Besatzungsmacht nach § 58, 1a und 58, 1b StGB der RSFSR<br />
(Vaterlandsverrat von Zivil- und Militärpersonen) beschuldigt wurden.<br />
Zum ersten Mal wandte ein sowjetisches Gericht den genau drei Monate<br />
zuvor erlassenen Ukaz 43 an. Das zuständige Militärtribunal der Nordkaukasus-Front<br />
verurteilte unter Anwendung dessen Teil I in Verbindung<br />
mit §§ 319 und 320 der Strafprozeßordnung der RSFSR acht der Angeklagten<br />
zum Tode, die anderen drei erhielten als Helfershelfer gemäß<br />
Teil II 20 Jahre Arbeitsbesserungslager. Das Gericht stellte u.a. fest, daß<br />
für die im Krasnodarer Verfahren abgeurteilten Verbrechen neben dem<br />
örtlichen deutschen Gestapochef Dr. Kurt Christmann und den Angehörigen<br />
seines SS-Sonderkommandos 10 A auch das Oberkommando der<br />
17. Armee unter Generaloberst Ruoff die Verantwortung trage. 42<br />
Die Hinrichtungen fanden am 18. Juli 1943 den Bestimmungen des<br />
Ukaz 43 gemäß durch Erhängen auf dem Marktplatz von Krasnodar in<br />
Gegenwart von ca. 30 000 Zuschauern statt. 43 Im Monat darauf, kurz<br />
nach der Befreiung der ostukrainischen Stadt Krasnodon, verurteilte ein<br />
Militärfeldgericht drei sowjetische Kollaborateure zum Tode, die beschuldigt<br />
wurden, die dort tätige Widerstandsgruppe der ‘Jungen Garde’ verraten<br />
zu haben. 44<br />
Vier Monate später folgte vom 15. bis zum 18. Dezember 1943 im<br />
ostukrainischen Char’kov der erste Prozeß gegen deutsche Militärangehörige.<br />
45 Neben einem Hauptmann der militärischen Abwehr (Wilhelm<br />
Langheld), einem SS-Untersturmführer (Hans Ritz) und einem Angehöri-<br />
42 Das Urteil in der deutschsprachigen Broschüre: Prozeß in der Strafsache gegen<br />
die faschistischen deutschen Okkupanten und ihre Helfershelfer wegen ihrer<br />
Bestialitäten im Gebiet der Stadt Krassnodar und des Krassnodarer Gaus während<br />
der zeitweiligen Besetzung dieses Gebiets. Siehe ergänzend den Artikel<br />
»Gallows for the Traitors.« In: SWN vom 20. Juli 1943, S. 3. In englischer Sprache<br />
erschien noch während des Krieges in Buchform »The People’s Verdict. A<br />
Full Report of the Proceedings at the Krasnodar and Kharkov German Atrocity<br />
Trials.<br />
43 Siehe dazu die beiden Artikel »Trial of the Traitors« und »Krasnodar Trial« In:<br />
SWN vom 16. und 17. Juli 1943.<br />
44 VOVE S. 694.<br />
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