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Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden

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Die eingeleiteten Maßnahmen erhöhten zwar nochmals kräftig die<br />

Zahl der durch die Operativorgane betriebenen Ermittlungsverfahren,<br />

ohne daß jedoch die Gerichte mit den Verurteilungen entscheidend nachkamen.<br />

In einem Bericht an Stalin, Molotov, Berija und Vyšinskij von<br />

Anfang Juni 1949 berichtete Innenminister Kruglov über die bis zu diesem<br />

Zeitpunkt erfolgte Aufspürung von genau 10 007 Kriegsgefangenen,<br />

denen Greueltaten und andere Verbrechen nachgewiesen werden<br />

könnten, von denen seit Oktober 1947 jedoch erst 3 750 zur Verurteilung<br />

gelangt seien. Gegen weitere 6 036 Personen würden noch Untersuchungsverfahren<br />

laufen. 86 Da die Sowjetregierung sich in der Zwischenzeit<br />

durch Erklärungen gegenüber der Öffentlichkeit dazu verpflichtet<br />

hatte, die Repatriierung ihrer Kriegsgefangenen noch im laufenden Jahr<br />

abzuschließen, begann die Zeit zu drängen. Bereits im Februar d.J. war<br />

das MVD durch den Ministerrat angewiesen worden, hinsichtlich derjenigen<br />

Gefangenen, die wegen des Vorliegens von belastendem Material<br />

einer Repatriierungssperre unterlegen hatten, konkrete Vorschläge zu<br />

unterbreiten. Das Innenministerium beschloß daraufhin in einer Beratung<br />

seiner leitenden operativen Mitarbeiter vom Mai 1949, verstärkte<br />

Anstrengungen zur Entlarvung von Personen, »die Greueltaten und Verbrechen<br />

auf dem Territorium der UdSSR und anderer volksdemokratischer<br />

Länder begangen haben,« zu unternehmen »sowie von Mitarbeitern<br />

von Aufklärungs- und Spionageabwehrorganen der ehemaligen<br />

deutschen Armee und ihrer Satelliten, um diese den Justizorganen zu<br />

übergeben«. 87 Schon am 7. Juni 1949 erhielten Stalin, Molotov, Berija,<br />

Malenkov und Vyšinskij einen Bericht des MVD über die »geleistete<br />

Arbeit bei der Aufspürung und Entlarvung von kriegsgefangenen Teilnehmern<br />

an Verbrechen und Greueltaten auf dem Territorium der<br />

UdSSR«. 88<br />

Der nächste Schritt erfolgte in Gestalt eines Politbüro-Beschlusses vom<br />

28. September 1949, dessen hauptsächlichen Gegenstand die Staatsgründung<br />

der DDR zum 7. Oktober des Jahres bildete. In diesem Zusammenhang<br />

wurde unter einem eigenen Tagesordnungspunkt auch die Frage<br />

der deutschen Kriegsgefangenen und ihrer Freilassung behandelt und<br />

bestätigt, daß alle »bis zum 1. Januar 1950 repatriiert werden sollen, mit<br />

86 Petrov S. 205. Kruglovs Bericht vom 7. Juni 1949 findet sich gleichfalls<br />

erwähnt unter den in der ‘Sondermappe Stalin’ gesammelten Berichten des<br />

Sekretariats des NKVD (MVD) an die Partei- und Staatsführung. Siehe: Archiv<br />

novejšej istorii Rossii. Tom I: ‘Osobaja papka’ I.V. Stalina S. 288.<br />

87 Petrov S. 205.<br />

88 ‘Osobaja papka’ I.V. Stalina S. 288.<br />

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