JAHRESBERICHT 2005 / 2006 - Wilhelm-Löhe-Schule
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Allerdings ist wesentlich mehr mit schottischer Kultur verbunden<br />
als nur ein paar ausländische Vorurteile! Gleich nach meiner<br />
Ankunft in Schottland begann der „Outward Bound“-Kurs, eine<br />
Art Überlebenstraining in den schottischen Highlands, wo ich<br />
einen Großteil meines Jahrgangs kennen lernen konnte. Es war<br />
eine wunderbare Erfahrung, auch wenn sie sowohl physisch als<br />
auch psychisch viel gefordert hat. Auf einer 3-Tage-Exkursion, bei<br />
der wir einige der höchsten Berge Schottlands um den Ben Nevis<br />
herum bestiegen haben, hatten wir<br />
jede Menge Spaß, da wir mit vereinten<br />
Kräften versuchten, deutsche Lieder<br />
wie „Mein kleiner grüner Kaktus“<br />
zu singen. Eines Tages wurden wir<br />
sehr früh geweckt, um einen „jog and<br />
dip run“ zu machen, was wieder ein<br />
Beispiel schottischer Kühnheit darstellte:<br />
Ich glaube nicht, dass viele<br />
Leute behaupten können, in einem<br />
eiskalten schottischen See um sieben<br />
in der Früh voll bekleidet gebadet zu<br />
haben.<br />
Was ich überaus vermissen werde, ist<br />
das Leben in meinem Internat, in Burnbrae, da es einfach wunderschön<br />
war, mit so vielen lieben Menschen unter einem Dach<br />
zusammenzuleben. Bei Video- und DVD-Nächten oder auch<br />
unserem Versuch „Herzblatt“ nachzuspielen hatten wir immer viel<br />
Spaß als eine Gemeinschaft. Es war eine absolut neue Erfahrung<br />
für mich, eine solch große Familie (mit 63 Geschwistern) zu<br />
haben und ein Zimmer mit einer Chinesin zu teilen – die Abende<br />
wurden immer recht lang, da man sich den Klatsch und Tratsch<br />
des Tages erzählen musste.<br />
Den größten Teil des Tages verbringt man in der <strong>Schule</strong>, die von<br />
8.30 bis 15.25 dauert. Es war überaus interessant, Teil eines anderen<br />
Schulsystems zu sein, und ich lernte die wunderbare Atmosphäre<br />
kennen, die in Lomond herrscht, sowohl in den Klassen als<br />
auch in den zahlreichen Komitees und AKs. Die Teamarbeit in den<br />
Klassen und die Zusammenarbeit mit den Lehrern schafft eine<br />
solch positive Lernatmosphäre, wie ich sie mir auch im deutschen<br />
Unterricht wünschen würde. Dieses angenehme Arbeiten ist wohl<br />
auch darauf zurückzuführen, dass die Klassen hier in Schottland<br />
164<br />
im Durchschnitt aus 15 Schülern bestehen – in Geschichte sind<br />
wir beispielsweise 7. Ich war erstaunt, als ich in Geschichte über<br />
etwas Neues im Zusammenhang mit deutscher Kultur unterrichtet<br />
wurde. Wusstet ihr zum Beispiel, dass wir keinen Unterschied<br />
machen zwischen einem Elch und einem weiteren Tier, das mehr<br />
Zacken im Geweih hat?<br />
In Lomond engagieren sich viele Schüler, wie in der <strong>Löhe</strong>-<strong>Schule</strong>,<br />
über den stundenplanmäßigen Unterricht hinaus. So bin ich sehr<br />
froh, dass ich die Begeisterung am<br />
Hockeyspielen entdeckt habe, dass<br />
ich am Musical „Disco Inferno“ und<br />
an einer Gruppe „Kreatives Schreiben“<br />
teilgenommen habe. Im Schulchor<br />
waren wir zwar nur um die sechs<br />
Sänger, dafür habe ich auch in einem<br />
großen Konzertchor in Helensburgh<br />
mitgesungen, wo wir Werke wie das<br />
Mozart- und Verdi-Requiem aufgeführt<br />
haben.<br />
Last but certainly not least war ich in<br />
Lomond als ein German Assistant. Mir<br />
hat es großen Spaß gemacht, in so<br />
vielen Klassen Konversationsunterricht zu halten – ich habe jede<br />
Minute genossen, da zumindest die meisten Schüler den<br />
Anschein erweckten, mit Freude bei der Sache zu sein. Ich hoffe,<br />
dass ich dort einige Schüler mit meiner Begeisterung für die<br />
deutsche Sprache angesteckt habe.<br />
Für die Gelegenheit, all dies und noch vieles, vieles mehr erleben<br />
zu dürfen, bin ich unendlich dankbar und ich möchte mich sehr<br />
herzlich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben, dass<br />
mein Aufenthalt so harmonisch verlaufen ist. Dazu gehören<br />
natürlich all meine schottischen Freunde und Lehrer, aber auch<br />
meine Freunde hier in Deutschland, Amerika und Kanada, die<br />
mich die gesamte Zeit hindurch wunderbar unterstützt haben.<br />
Mein ganz besonderer Dank geht an Mrs Maudsley und Mr Macdonald<br />
auf schottischer Seite und an Herrn Mähner auf deutscher<br />
Seite, die dieses traumhafte Jahr möglich gemacht haben.<br />
Ich gehe nun bald zurück nach Deutschland, aber mit der Gewissheit,<br />
dass ich wieder nach Schottland zurückkehren werde!<br />
Johanna Köhler