Magazin 197805
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DLrG DEUTSCHE LEBENS-RETTUNGS-GESELLSCHAFT<br />
Die DLRG - gleichwertiger Partner aller Hilfsorganisationen<br />
BAYERN<br />
und sein Rettungsdienst<br />
DLRG-Landesverbandsleiter Siegfried Rosenkranz<br />
stellt das größte Bundesland vor<br />
Bayern hat eine Flächenausdehnung<br />
von 71 084 Quadratkilometern und<br />
ist somit das größte Bundesland.<br />
Die Bevölkerung beträgt rund 10,8<br />
Millionen Einwohner. Das Land ist<br />
in sieben Regierungsbezirke eingeteilt,<br />
welche seit 1837 ihre gegenwärtige<br />
Benennung führen (Oberbayern,<br />
Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken<br />
, Mittelfranken, Unterfranken,<br />
Schwaben) und deren Grenzbestimmung<br />
im Jahre 1879 im wesentlichen<br />
die letzte Regelung erfahren hat.<br />
Bayerns Haltung zu den Entwicklungen<br />
und Problemen einer Epoche -<br />
seien sie staatlicher, kultureller<br />
oder religiöser Art - war jeweils weitgehend<br />
mitbestimmt durch seine<br />
über Jahrhunderte führende Geschichte<br />
und seine in dieser geschlossenen<br />
Entwicklung aufgebaute<br />
Tradition. Ausgangspunkt der Gesamtentwicklung<br />
ist ein Gebiet, das<br />
der Historiker Karl Alexander von<br />
Müller als das " Altbayerische Fünfeck"<br />
bezeichnete. Seine Grenzen<br />
sind im Süden der Nordkamm der<br />
Alpen vom Berchtesgadener Land<br />
bis zum Le,ch, im Westen der Lech,<br />
im Norden der Donaulauf bis Regensburg<br />
und die Verlängerung dieser<br />
Linie bis zum BÖhmerwald, im<br />
Osten Inn, Salzach und Enns.<br />
Von diesem Stück Land ging alles<br />
aus, was jeweils in der Geschichte<br />
.. Bayern " hieß. Als beim Zusammenbruch<br />
der alten römischen sich die<br />
neue abendländische Welt bildete,<br />
tauchte schon der Baiernname (mit<br />
ai) zum erstenmal auf - sehr lange,<br />
bevor man erstmals von "teutschen<br />
Landen" sprach.<br />
Das baierische Kernland hat im Laufe<br />
der Jahrhunderte große Ausweitungen<br />
erfahren. Im 8. bis 13. Jahrhundert<br />
dehnte es sich nach Süden und<br />
Osten aus ; im 10. Jahrhundert reichte<br />
der baierische Staat vom Lech im<br />
Westen bis zur Leitha und Traisen<br />
im Osten, vom Fichtelgebirge im Norden<br />
bis an die Adria. Es ist das größte<br />
deutsche Stammesgebiet in jener<br />
Epoche, ein Ostalpenstaat, wie es<br />
später keinen mehr gab. Bis zum<br />
Ende des Mittelalters haben sich<br />
allerdings viele Gebiete wieder gelÖSt.<br />
" Bayern ist geblieben"<br />
Eine zweite Ausdehnungsperiode<br />
begann zu Anfang des 13. Jahrhunderts;<br />
sie endete erst am Beginn des<br />
19. Jahrhunderts. Zwischen der Französischen<br />
Revolution und dem Wiener<br />
Kongreß war der " neue baierisehe<br />
Staat" geformt, ein zusammenhängendes<br />
Land von Aschaffenburg<br />
bis Berchtesgaden, von Hof bis Lindau,<br />
dazu die Rheinpfalz. Nicht weniger<br />
als 83 große und kleine weltliche,<br />
geistliche und bürgerliche HerrsChaftsgebiete<br />
verschiedener Herkunft<br />
und Kultur wurden eingegliedert,<br />
die reif waren, in eine größere<br />
Einheit aufgenommen zu werden.<br />
Es waren Fürstentümer, Reichsstädte,<br />
Grafschaften, Hochstifte und Klöster<br />
in Schwaben und Franken, die nun<br />
Bestandteile des baierischen Königreiches<br />
wurden. Bayern schuf in der<br />
Überwindung einer übertriebenen<br />
Kle instaaterei eine jener Voraussetzungen<br />
zum Aufbau eines deutschen<br />
Nationalstaates im 19. Jahrhundert,<br />
nicht mit Gewalt und Unterdrückung,<br />
sondern auf friedlichem Weg durch<br />
Verträge und Unterordnung.<br />
Im Jahr t818 gibt sich Bayern als<br />
eines der ersten deutschen Länder<br />
eine Verfassung - 1871 spielt es eine<br />
entscheidende Rolle bei der Reichsgründung.<br />
Bis zum Jahr 1914 unterhielten<br />
der Vatikan, Frankreich, England,<br />
Italien und Rußland Gesandtschaften<br />
in München, Bayern hatte<br />
seine diplomatischen Vertreter an<br />
auswärtigen Höfen.<br />
" Das Gute bewahren"<br />
Der unvoreingenommene Betrachter<br />
wird es nach Würdigung dieser<br />
Fragmente sicher verstehen, daß<br />
wir Bayern im Hinblick auf unsere<br />
historische und kulturelle Entwicklung<br />
zwangsläufig etwas vorsichtig<br />
und zurü ckhaltend in der Beurteilung<br />
aller neuen und als " modern" bezeichneten<br />
Ideen und Trends sind ,<br />
die von außen an uns herangetragen<br />
werden; stellt es sich doch oft heraus,<br />
daß es sich nur um alte Hüte<br />
handelt, die neu aufgeputzt wurden.<br />
Dieses vorsichtige Abwägen wird<br />
uns häufig als sturer Traditionalismus,<br />
ja als Rückschritt ausgelegt.<br />
Nichts ist unzutreffender als diese<br />
Betrachtungsweise. Ein Staatsgebilde,<br />
das Jahrhunderte kompakt überdauert<br />
hat, besitzt nun mal einen<br />
Schatz an Erfahrungen in all den<br />
Bereichen, die für überstürzte Reformen<br />
besonders anfällig sind. Auf<br />
diese Erfahrungen zu verzichten,<br />
wäre töricht. So betrachtet erhält<br />
der Ausdruck "konservativ" das positive<br />
Vorzeichen, das ihm in seiner<br />
ursprünglichen Bedeutung zukommt,<br />
nämlich " das Bewährte, das Gute<br />
bewahren". Leider scheint dieser<br />
Begriff heute zumeist ins Gegenteil<br />
verkehrt zu werden.<br />
Das Rettungsdienstgesetz<br />
Daß diese Art, die EntwiCklung auf<br />
den verschiedensten Gebieten zu<br />
betrachten, den echten Fortschritt<br />
keineswegs ausschließt, beweist in<br />
eindrucksvoller Form die Organisation<br />
des Rettungsdienstes in unserem<br />
Land. In der Erkenntnis, daß ein Urlaubs-,<br />
Reise- und Durchgangsland,<br />
ein Tor zum Süden und Südosten<br />
besondere Probleme des Land-, Wasser-<br />
und Bergrettungsdienstes zu<br />
bewältigen hat, veranlaßte die Bayerische<br />
Staatsregierung, dem gesamten<br />
Rettungsdienst eine gesetzliche<br />
Grundlage zu schaffen.<br />
Ich darf einige Auszüge aus einer<br />
Broschüre des Bayerischen Staatsministeriums<br />
des Innern zitieren: "Seit<br />
dem 1, Januar 1974 ist das neue Rettungsdienstgesetz<br />
(BayRDG) in Kraft.<br />
Bayern ist damit das erste Land, das<br />
dem RettungSdienst eine gesetzliChe<br />
Grundlage gegeben hat. Das Gesetz<br />
geht auf eine Initiative der Staatsregierung<br />
zurück und baut auf den<br />
Anregungen der beiden Rettungskongresse<br />
des Deutschen Roten<br />
Kreuzes in Berlin und Göttingen und<br />
auf dem vom Bayerischen Roten<br />
Kreuz vorgelegten Förderungsplan<br />
für den RettungSdienst auf.<br />
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