WTS Journal #4/2013 - WTS Aktiengesellschaft ...
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TAX LEGAL CONSULTING<br />
3 Grunderwerbsteuer<br />
3a | Rückgängigmachung von Anteilsvereinigungen: Klarstellung des BFH |<br />
Autor: RA/StB Dr. Andreas Bock, München<br />
Hintergrund<br />
Urteilsfall<br />
Gemäß § 16 Abs. 2 GrEStG ist bei einem<br />
Rückerwerb des Eigentums an einem<br />
veräußerten Grundstück die Steuer auf<br />
Antrag sowohl für den Rückerwerb als<br />
auch den vorausgegangenen Ersterwerb<br />
nicht festzusetzen oder aufzuheben, wenn<br />
u. a. der Rückerwerb innerhalb von zwei<br />
Jahren seit der Entstehung der Steuer<br />
für den vorausgegangenen Erwerbsvorgang<br />
stattfindet. Ob dies auch im Falle<br />
der Anteilsvereinigung nach § 1 Abs. 3<br />
Nr. 1, 2 GrEStG gilt und welche Maßstäbe<br />
hierbei zu beachten sind, lag dem BFH zur<br />
Entscheidung vor.<br />
Im konkreten Fall waren an der grundstücksbesitzenden<br />
GmbH der A (64,8 %),<br />
die H-AG (25,2 %) und F (10 %) beteiligt.<br />
A erwarb mit notariellem Anteilskaufvertrag<br />
vom 18.12.2008 sämtliche Anteile der<br />
H-AG sowie die Hälfte der Anteile der F.<br />
Für die dadurch bei A ausgelöste Anteilsvereinigung<br />
in Höhe von 95 % setzte das<br />
FA Grunderwerbsteuer fest. Innerhalb der<br />
2-Jahresfrist hoben A und F den ursprünglichen<br />
Anteilskaufvertrag über 5 % der<br />
Anteile von F auf und vereinbarten in derselben<br />
Urkunde einen Anteilsverkauf und<br />
die Abtretung eines Anteils in Höhe von<br />
4,9 % des F zum selben Kaufpreis. Diesen<br />
verrechneten sie mit dem Kaufpreisrückgewähranspruch<br />
aus dem Anteilskaufvertrag<br />
vom 18.12.2008.<br />
will, wenn eine ordnungsgemäße Anzeige<br />
(§§ 18, 19 GrEStG) erfolgt sei.<br />
Dem stehe nicht entgegen, dass keine<br />
vollständige Rückabwicklung sämtlicher<br />
Anteilserwerbe vom 18.12.2008 erfolgt<br />
sei. § 16 GrEStG sei eine am Besteuerungszweck<br />
ausgerichtete gegenläufige<br />
Korrekturvorschrift zu § 1 GrEStG. Da § 1<br />
Abs. 3 Nr. 1, 2 GrEStG ausschließlich dann<br />
erfüllt sei, wenn 95 % der Anteile in einer<br />
Hand vereinigt würden, entfällt dieser<br />
Steuertatbestand bereits dann, wenn<br />
durch Anteilsrückerwerb das von dieser<br />
Vorschrift vorausgesetzte Quantum von<br />
95 % der Anteile der Gesellschaft in einer<br />
Hand unterschritten wird.<br />
Unterschiede im Besteuerungszweck zwi -<br />
schen § 1 Abs. 2a GrEStG (geänderte Zuordnung<br />
der Gesellschaftsgrundstücke auf<br />
Gesell schaftsebene) und § 1 Abs. 3 GrEStG<br />
(geän derte Sachherrschaft über ein Grundstück<br />
in der Person neuer Gesellschafter)<br />
spielen im Rahmen des § 16 GrEStG keine<br />
Rolle. Gleiches gelte für die Verrechnung<br />
des Kauf preises, weil sich die grunderwerbsteuerliche<br />
Bemessungsgrundlage in Fällen<br />
des § 1 Abs. 3 GrEStG gemäß § 8 Abs. 2<br />
GrEStG ausschließlich nach § 138 Abs. 2 bis 4<br />
BewG bestimme. Auch im Rahmen der<br />
Rechtsfolgen des § 16 GrEStG käme es daher<br />
auf die vereinbarte Gegenleistung nicht an.<br />
BFH vom 11.06.<strong>2013</strong><br />
(AZ: II R 52/12)<br />
Der BFH bejahte zunächst über den Wortlaut<br />
des § 16 Abs. 2 Nr. 1 GrEStG hinaus<br />
eine Anwendbarkeit der Vorschrift auch<br />
für Erwerbsvorgänge nach § 1 Abs. 2, 2a<br />
und 3 GrEStG. Das folge aus § 16 Abs. 5<br />
GrEStG, der die nach diesen Vorschriften<br />
steuerbaren Erwerbsvorgänge nur dann<br />
nach § 16 Abs. 1 bis 4 GrEStG begünstigen<br />
Von grundlegender Bedeutung ist in diesem<br />
Zusammenhang jedoch die Einhaltung<br />
des § 16 Abs. 5 GrEStG. Eine Rückabwicklungsmöglichkeit<br />
kommt überhaupt<br />
nur dann in Betracht, wenn der rückabzuwickelnde<br />
Vorgang ordnungsgemäß<br />
innerhalb der 14-Tagesfrist der §§ 18<br />
Abs. 3, 19 Abs. 3 GrEStG angezeigt wurde.<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München,<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de<br />
3b | Photovoltaikanlagen finden Einzug in neuen Abgrenzungserlass |<br />
Autoren: Sebastian Sieber, StBin Valerie Widow, München<br />
Gleichlautende Ländererlasse<br />
vom 05.06.<strong>2013</strong><br />
Die obersten Finanzbehörden der Länder<br />
haben einen neuen gleichlautenden Erlass<br />
vom 05.06.<strong>2013</strong> zur Abgrenzung des<br />
Grundvermögens von den Betriebsvorrichtungen<br />
veröffentlicht. Dieser Erlass beantwortet<br />
auch in seiner neuen Fassung zahlreiche<br />
Detailfragen der grundsätzlich in<br />
§ 68 BewG geregelten Abgrenzung. Neben<br />
diversen Anpassungen wurde erstmals die<br />
im Rahmen der Energiewende besonders<br />
praxisrelevante Frage der Einordnung von<br />
Photovoltaikanlagen erörtert.<br />
wts journal | # 4 | Oktober <strong>2013</strong> 15