03.02.2014 Aufrufe

QiW - UniversitätsVerlagWebler

QiW - UniversitätsVerlagWebler

QiW - UniversitätsVerlagWebler

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>QiW</strong><br />

U. Schmidt • Anmerkungen zum Stand der Qualitätssicherung im deutschen Hochschulsystem<br />

auf die Messung von Lehrkompetenz unter spezifischen<br />

Rahmenbedingungen in einem sehr allgemeinen Sinne. Die<br />

so gemessene Qualität legt in der Regel in Ermangelung<br />

von Daten auf der Ergebnisebene die Zufriedenheit der Studierenden<br />

als abhängige Variable zugrunde. In diesem Zusammenhang<br />

stellen die aktuellen Versuche Befragungsinstrumente<br />

stärker am Kompetenzerwerb der Studierenden<br />

zu orientieren einen gewissen Fortschritt dar (vgl. u.a.<br />

Braun et al. 2008), ohne das grundlegende Problem unklarer<br />

Zielbeschreibung und Operationalisierung sowie das<br />

Fehlen eines expliziten Qualitätsverständnisses lösen zu<br />

können.<br />

Die sich hieraus ergebende Schwierigkeit sei anhand eines<br />

Verfahrens erläutert, das im Rahmen der Lehrpreisvergabe<br />

in Rheinland-Pfalz Anwendung findet. In dem Bemühen für<br />

die Vergabe von Lehrpreisen die reine Lehrleistung, nicht<br />

aber beeinflussende Rahmenbedingungen zugrunde zu<br />

legen, wurden mit Blick auf das Gesamturteil der Studierenden<br />

aus der Forschung bekannte intervenierende Variablen<br />

in der Weise neutralisiert, als nicht Mittelwerte, sondern<br />

Residualwerte zugrunde gelegt wurden. Dies eröffnet auch<br />

Lehrenden, die unter schlechten Raumbedingungen lehren<br />

oder die Inhalte zu vermitteln haben, die keine große Resonanz<br />

bei Studierenden finden (z.B. Mathematik oder Chemie<br />

für Fachexterne oder Methoden der empirischen Sozialforschung)<br />

die Möglichkeit erhalten einen Lehrpreis zu<br />

gewinnen. Dieses Verfahren hat sich insgesamt bewährt,<br />

wirft aber dennoch die Frage auf, ob bspw. das frühzeitige<br />

Bemühen um angemessene Lehrräume oder die Wahl interessanter<br />

Themen durch Dozierende nicht selbst Qualitätskriterien<br />

sind, denen in dieser Weise nicht mehr hinreichend<br />

Rechnung getragen wird.<br />

Fasst man diese Überlegungen zur Bewertung von Handlungen<br />

zusammen, so lässt sich festhalten, dass es sich hierbei<br />

auch um Fragen der angemessenen Methoden, in erster<br />

Abbildung 3: Qualitätszirkel im Kontext von Lehrveranstaltungsbewertungen<br />

Linie aber um – und dies ist nicht ungewöhnlich für den Bereich<br />

der Evaluation – ein Problem ungenauer Zielexplikation<br />

und Operationalisierung in konkrete Handlungsweisen<br />

handelt.<br />

Dem entsprechend gestaltet sich auch die Umsetzung in<br />

konkrete Maßnahmen als voraussetzungsreich. Erschwerend<br />

hinzu kommt, dass Ergebnisse bspw. aus der Lehrund<br />

Lernforschung wie auch der Evaluation im Kontext von<br />

Qualitätssicherungsmaßnahmen selten systematisch aufgegriffen<br />

werden. Die Koppelung der Ergebnisse aus Lehrveranstaltungsbefragungen<br />

an konkrete hochschuldidaktische<br />

Angebote ist eher die Ausnahme als die Regel, obgleich<br />

bspw. zur Wirksamkeit von Beratungsangeboten zur Verbesserung<br />

der individuellen Lehrqualität im Anschluss an<br />

Evaluationen interessante und zielführende Ergebnisse vorliegen<br />

(vgl. hierzu u.a. Dresel et al. 2007).<br />

5. 10 Thesen zum Stand der<br />

Qualitätssicherung an Hochschulen<br />

An dieser Stelle sollen zusammenfassend sowie die vorherigen<br />

Einlassungen ergänzend einige kritische und charakteristische<br />

Aspekte zur Ausformung von Qualitätssicherungsverfahren<br />

an deutschen Hochschulen stichpunktartig<br />

genannt werden, welche die zu Beginn beschriebenen positiven<br />

Einschätzungen zur Entwicklung in den vergangenen<br />

Jahren nicht schmälern, gleichzeitig aber auf den nach wie<br />

vor enormen Entwicklungsbedarf hinweisen sollen.<br />

1. Betrachtet man das System der Qualitätssicherung in seinen<br />

unterschiedlichen Facetten, so fällt zunächst auf,<br />

dass neben den lange Zeit prägenden Begriff der Evaluation<br />

weitere Termini – wie Programmakkreditierung, Systemakkreditierung,<br />

Qualitätsmanagement, Institutionelle<br />

Evaluation, Quality Audit, Qualitätsmanagement usw.<br />

– getreten sind, die nicht nur in den Hochschulen selbst,<br />

sondern inzwischen auch bei den Protagnisten der entsprechenden<br />

Verfahren eine zunehmende<br />

Begriffsverwirrung hinterlassen, die insofern<br />

als problematisch einzustufen ist, als<br />

auf Seiten der Betroffenen die Verfahrenstransparenz<br />

gering ist und damit die<br />

Erwartungen diffus sind, was der nach wie<br />

vorhandenen Verfahrensskepsis nicht entgegen<br />

wirkt, sondern diese weiter verstärkt.<br />

Eine präzisere Verwendung dieser<br />

Begriffe und vor allem die funktionale Differenzierung<br />

entsprechender Verfahren<br />

wäre hilfreich und würde dazu beitragen<br />

auf Seiten aller Akteursgruppen Vertrauen<br />

in unterschiedliche Zugänge der Qualitätssicherung<br />

zu generieren.<br />

2. Obgleich mit der Zunahme integrierter<br />

Qualitätssicherungssysteme erste<br />

Schritte umgesetzt wurden einzelne<br />

Verfahren besser aufeinander abzustimmen<br />

– wie im Fall der Bezugnahme interner<br />

und externer Evaluationen und<br />

Akkreditierungen – fällt die nach wie<br />

vor bestehende Differenzierung zwischen<br />

Forschungs- und Lehrevaluation<br />

ins Auge, die auch immer noch eine<br />

<strong>QiW</strong> 1+2/2009<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!