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QiW - UniversitätsVerlagWebler

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<strong>QiW</strong><br />

U. Schmidt • Anmerkungen zum Stand der Qualitätssicherung im deutschen Hochschulsystem<br />

gleichs von Zielen oder Erwartungen mit deren Erfüllung.<br />

Die Entwicklungsfunktion zielt in erster Linie auf den prospektiven<br />

Charakter von Qualitätssicherung und Entwicklungspotenziale<br />

ab. Die Legitimitätsfunktion umschreibt<br />

Evaluation bzw. Qualitätssicherung als Instrument der Generierung<br />

von Daten und Ergebnissen, die vor allem in der<br />

organisationalen Außenperspektive die Zielerfüllung kontrolliert<br />

und dokumentiert. Schließlich ist die Forschungsfunktion<br />

zu nennen, die Evaluation als Instrument zur Generierung<br />

neuen Wissens in den Vordergrund rückt (vgl.<br />

Stockmann 2000, Kromrey 2000, Schmidt 2008). Diese<br />

Funktionen treten in der Praxis zwar in unterschiedlichen<br />

Gewichtungen, jedoch in der Regel stets gleichzeitig auf.<br />

Dennoch lassen sich entlang einzelner Evaluationsinstrumente<br />

und -verfahren Gewichtungen beobachten, die in typisierender<br />

Weise für den Bereich der Qualitätssicherung<br />

an Hochschulen folgend dargestellt sind.<br />

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass für den Bereich der<br />

Qualitätssicherung an Hochschulen vor allem mit Blick auf<br />

Peer Reviews, Akkreditierungsverfahren und Rankings<br />

sowie Ratings – sowohl für Forschungs- als auch Lehrleistungen<br />

– ein vergleichsweise geringer Forschungsbezug zu<br />

konstatieren ist. Instrumente wie auch die mit einzelnen<br />

Fragestellungen und Indikatoren unterstellten Wirkungen<br />

von Handlungen basieren im Wesentlichen auf Plausibilitätsunterstellungen,<br />

dem Konsens hochschulpolitisch relevanter<br />

Akteure und persönlichen Erfahrungen. Im Hinblick<br />

auf die Erhebungsinstrumente, wie bspw. Leitfäden im Rahmen<br />

von internen und externen Evaluationen oder im Kontext<br />

von Akkreditierungsverfahren, spielen methodische<br />

Fragen mit Blick auf die Gütekriterien empirischer Sozialforschung<br />

häufig eine nachgeordnete Rolle. Somit werden<br />

nicht nur die grundlegenden Fragestellungen in den einzelnen<br />

Verfahren, sondern auch ihre<br />

methodische Umsetzung auf Aushandlungsprozesse<br />

reduziert, die<br />

Analysen und insbesondere die Messung<br />

von Wirkungen im Sinne intendierter<br />

und nicht intendierter Handlungsfolgen<br />

von eingeleiteten Maßnahmen<br />

zumindest fragil erscheinen<br />

lassen. An die Stelle hinreichend validierter<br />

Methoden treten die Legitimation<br />

durch Verfahren und die Delegation<br />

an externe Gutachter. Dies<br />

mag in vielen Fällen ein probates<br />

Mittel zur Initiierung von Qualitätsentwicklung<br />

sein, wenngleich die<br />

Rolle der Peers in der Evaluation<br />

nicht unumstritten ist (vgl. u.a. Reinhart<br />

2006). Zu einer durch Forschungsergebnisse<br />

geleiteten Evaluation<br />

führt dies allerdings nicht,<br />

was sich tendenziell auch an der nur<br />

mittelmäßigen Akzeptanz und Wirkung<br />

externer Begutachtungen im<br />

Bereich von Studium und Lehre ablesen<br />

lässt (vgl. Mittag 2006).<br />

Im Vergleich hierzu ist der Forschungsbezug<br />

bei Lehrveranstaltungs-,<br />

Absolventenbefragungen<br />

und Studienverlaufsanalysen als etwas höher einzustufen.<br />

So lässt sich mittlerweile eine Vielzahl von Projekten beobachten,<br />

die sowohl auf die Optimierung von Erhebungsinstrumenten<br />

als auch auf die systematische Ergebnisanalyse<br />

abstellen (vgl. u.a. Mutz, Daniel 2008).<br />

Sieht man von Studienverlaufsanalysen ab, so ist allen Verfahren<br />

eine mehr oder weniger starke Legitimationsfunktion<br />

zuzuordnen. In besonderer Weise trifft dies auf Rankings<br />

und Ratings sowie auf Akkreditierungsverfahren zu.<br />

Im Fall der Akkreditierung geht dies konform mit einer starken<br />

Gewichtung der Kontrollfunktion, die nicht zuletzt<br />

durch die gegenwärtige Lesart der Systemakkreditierung<br />

und der damit verbundenen Entkoppelung von Beratung<br />

und Bewertung sowie der nicht gestuften Akkreditierungsentscheidungen<br />

an Bedeutung zugenommen hat. Gerade<br />

die Möglichkeit einer Akkreditierung mit Auflagen im Rahmen<br />

der Programmakkreditierung gab im Vergleich hierzu<br />

die Möglichkeit Grundsatzbewertungen auszusprechen,<br />

gleichzeitig aber Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.<br />

Eine Kontrollfunktion ist bei allen übrigen Instrumenten<br />

und Verfahren – sieht man von Absolventenbefragungen<br />

ab, die in erster Linie eine Vergewisserung im Hinblick auf<br />

Employability und Bindung der Studierenden an die Hochschule<br />

bieten – auf einem mittleren Niveau gegeben.<br />

Eine Entwicklungsfunktion lässt sich vor allem in Peer Review-Verfahren,<br />

die in der Mehrzahl der Fälle – nicht zuletzt<br />

im Rahmen von internen und externen Evaluationen –<br />

einen beratenden Charakter haben, sowie bzgl. Studienverlaufsanalysen<br />

feststellen. Akkreditierungsverfahren wie<br />

auch Lehrveranstaltungsbefragungen sind zwar grundsätzlich<br />

geeignet Entwicklungen anzustoßen, werden in der<br />

Praxis allerdings selten in den Kontext einer kontinuierlichen<br />

Qualitätsentwicklung gestellt. So ist die systematische<br />

Abbildung 2: Funktionen von Qualitätssicherungsverfahren<br />

<strong>QiW</strong> 1+2/2009<br />

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