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QiW - UniversitätsVerlagWebler

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<strong>QiW</strong><br />

K. Hauss & M. Kaulisch • Diskussion gewandelter Zusammenhänge zwischen Promotion, ...<br />

nale Promotionsprogramm (IPP), die Max-Planck-Gesellschaft<br />

(MPG) betreibt mit Hochschulen zusammen gegenwärtig<br />

mehr als 55 International Max Planck Research<br />

Schools, die Hans-Böckler-Stiftung richtet Promotionskollegs<br />

ein, einzelne Bundesländer (Niedersachsen, Nordrhein<br />

Westfalen, Bayern und Bremen) fördern den Ausbau von<br />

Graduate Schools, Forschungsschulen und Ähnlichem, Universitäten<br />

bieten ihren Promovierenden zunehmend strukturierte<br />

Promotionsstudiengänge an und durch die Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder werden gegenwärtig<br />

strukturierte Promotionsprogramme zu aktuell 39<br />

Graduiertenschulen zusammengefasst, die jeweils mit<br />

durchschnittlich 1 Mio. Euro pro Jahr gefördert werden<br />

(DFG 2008). Neben dem wachsenden Angebot an strukturierten<br />

Promotionsformen entstehen neue Strukturen, wie<br />

z.B. Graduiertenakademien oder -zentren, die als Koordinationsstellen<br />

oder Schirmorganisationen Weiterbildungs-,<br />

Förder-, Beratungs-, Coaching-, und Unterstützungsangebote<br />

sowie spezielle Mentoringprogramme für Promovierende<br />

anbieten. Die Graduiertenschulen, die im Rahmen<br />

der Exzellenzinitiative gefördert werden, sind teilweise Hybride,<br />

die strukturierte, themenzentrierte Doktorandenausbildung<br />

mit Strukturen und Angeboten von Graduiertenakademien<br />

kombinieren (vgl. Sondermann/Simon/<br />

Scholz/Hornbostel 2008).<br />

2. Die Promotion zwischen Ausbildung,<br />

Forschung und Beschäftigung<br />

Die Universität als jener Ort, an dem die Promotion zwar<br />

nicht notwendigerweise erarbeitet, so doch de jure abgelegt<br />

werden muss, partizipiert als Organisation gleichwertig<br />

an zwei Funktionssystemen – Wissenschaft und Erziehung,<br />

deren Verknüpfung in der klassischen deutschen Universitätstheorie<br />

die Gestalt der Einheit von Forschung und<br />

Lehre annahm (vgl. Stichweh 1994). In dem sie die Grenze<br />

zwischen Forschung und Lehre auflöst, kann die Promotion<br />

somit einerseits als Ausbildungsprozess innerhalb des universitären<br />

Ausbildungssystems (Erziehungssystem im Luhmann'schen<br />

Sinne), andererseits als Beginn einer Forscherlaufbahn<br />

im Wissenschaftssystem aufgefasst werden.<br />

Gleichzeitig findet sie mehrheitlich auf Mitarbeiterstellen<br />

(vgl. Berning/Falk 2006) innerhalb des Beschäftigungssystems<br />

statt. An diesen Schnittstellen lassen sich die beobachtbaren<br />

Veränderungen in der Doktorandenausbildung<br />

als Ergebnis oder Teilprozess von Veränderungen innerhalb<br />

der einzelnen Funktionssysteme aufgreifen (vgl. Abbildung<br />

1). Wir möchten im Folgenden hierzu einige Überlegungen<br />

anstellen und konzentrieren uns auf die Wandlungsprozesse<br />

in der Doktorandenausbildung und im Wissenschaftssystem.<br />

Auf der Folie dieser Wandlungsprozesse diskutieren<br />

wir Veränderungen in den Karrierebedingungen in der Wissenschaft.<br />

2.1 Welche Veränderungen können in der Doktorandenausbildung<br />

beobachtet werden?<br />

Mit der Einführung strukturierter Promotionsangebote entstehen<br />

formalisierte Verfahren, die zum Teil schriftlich in Betreuungsvereinbarungen,<br />

Promotionsvereinbarungen, o.ä.<br />

festgehalten werden und Verpflichtungen sowohl auf Seiten<br />

der Promovierenden, als auch der Betreuenden generieren,<br />

Abbildung 1: Promotion im Wandel zwischen universitärem<br />

Ausbildungssystem, Forschungs-, und Beschäftigungssystem<br />

die es in der Form in der traditionellen Doktorandenausbildung<br />

nicht gegeben hat. Die DFG veröffentlichte hierzu<br />

kürzlich Empfehlungen für das Erstellen von Betreuungsvereinbarungen<br />

(DFG 2008). Üblicherweise beinhalten die Betreuungsvereinbarungen<br />

Regelungen über die zu erreichenden<br />

Ziele der Promotion, die Bearbeitungsdauer sowie Aufgaben<br />

und zu erbringende Leistungen der Promovierenden.<br />

Während über Wirkung und Qualität der Betreuung im angelsächsischen<br />

Raum vergleichsweise viel bekannt ist (vgl.<br />

Brown/Atkins 1988; Latona/Browne 2001; Murphy/Bain/<br />

Conrad 2007) beschränken sich systematische Analysen<br />

hierzulande auf wenige qualitative Studien (vgl. Engler<br />

2003). Offen ist bislang z.B. welche Wirkung von der Betreuungsleistung<br />

und ihrer vertraglichen Fixierung auf den<br />

Promotionsverlauf ausgeht, und welche Rolle dabei Form,<br />

Intensität und persönliche Erwartungshaltungen spielen.<br />

Weiteres Merkmal der strukturierten Form der Promotion<br />

ist die verpflichtende Teilnahme an einem Kursprogramm.<br />

Dieses basiert i.d.R. auf einem Punktesystem und beinhaltet<br />

neben fachlichen Kursen auch ein außerfachliches Qualifikationsangebot<br />

(Schlüsselkompetenzen). Die Einführung<br />

eines verpflichtenden Kursprogramms im Spannungsfeld<br />

zwischen „Verschulung“ der Doktorandenausbildung und<br />

traditioneller „learning-on-the-job“-Doktorandenausbildung<br />

ist dabei immer wieder kritisch diskutiert worden.<br />

Während letzteres eher Praxiselemente der wissenschaftlichen<br />

Ausbildung betont und somit unterschiedliche Forschungs-<br />

und Arbeitspraxen in den verschiedenen Disziplinen<br />

zulässt, sind Inhalte eines Kursprogramms eher als Vorbereitung<br />

auf konkrete Forschungsarbeit zu sehen (vgl.<br />

Hornbostel 2009, Schipp 2006). Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Organisation der Doktorandenausbildung in den einzelnen<br />

Fächern wurde Kritik insbesondere aus den Reihen<br />

solcher Fachrichtungen laut, deren Ausbildungskonzepte<br />

traditionell wenig Spielraum für verpflichtende Kursangebote<br />

vorsehen (z.B. die Ingenieurswissenschaften).<br />

Die Eingliederung der Promotionsphase in die gestufte Studienstruktur,<br />

wie sie im Bologna-Prozess angedacht ist,<br />

<strong>QiW</strong> 1+2/2009<br />

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