QiW - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>QiW</strong><br />
Q u a l i t ä t s s i c h e r u n g / -p o l i t i k<br />
Uwe Schmidt<br />
Anmerkungen zum Stand der Qualitätssicherung<br />
im deutschen Hochschulsystem<br />
Uwe Schmidt<br />
Der vorliegende Beitrag knüpft an einen Vortrag im Rahmen<br />
der 10. Jahrestagung des Arbeitskreises Evaluation<br />
und Qualitätssicherung Berliner und Brandenburger Hochschulen<br />
unter dem Thema „Lehre und Studium professionell<br />
evaluieren: Wie viel Wissenschaft braucht die Evaluation?“<br />
an. Im Mittelpunkt des Beitrags steht zum einen ein<br />
kurzer Rekurs auf die Entwicklung der Qualitätssicherung<br />
an deutschen Hochschulen, zum anderen eine Auseinandersetzung<br />
mit der Qualität der Qualitätssicherung, ihrer<br />
Koppelung an eine forschende Perspektive sowie mit Fragen<br />
des Verhältnisses von Steuerung und Qualitätssicherung.<br />
Die abschließenden 10 Thesen zum Stand der Qualitätssicherung<br />
an Hochschulen nehmen zusammenfassend<br />
unter anderem Stellung zur Ausdifferenzierung und Funktion<br />
unterschiedlicher Verfahren, zur Tendenz einer zunehmenden<br />
Technisierung und Bürokratisierung der Qualitätssicherung,<br />
zur notwendigen Professionalisierung aller Akteure<br />
im Kontext von Qualitätssicherung und Steuerung<br />
sowie zum Stellenwert des Peer Review-Systems in Qualitätssicherungsverfahren.<br />
1. Rückblick<br />
Qualitätssicherung an deutschen Hochschulen hat – wirft<br />
man einen Blick auf die Bewertung von Forschungsleistungen<br />
in Form der Beurteilung von Forschungsanträgen, Projekten<br />
und Publikationen – eine lange Tradition. Gleichwohl<br />
wurden diese Begutachtungsverfahren nicht mit dem Terminus<br />
der Evaluation, der Qualitätssicherung oder gar des<br />
Qualitätsmanagements belegt. Die Konjunktur dieser Begriffe<br />
im Hochschulbereich lässt sich in erster Linie auf die<br />
wachsende Bedeutung der Evaluation, später der Akkreditierung<br />
und jüngst des Qualitätsmanagements im Bereich<br />
von Lehre und Studium zurückführen. Der damit verbundene<br />
Diskurs kann im deutschen Sprachraum auf den Beginn<br />
der 1990er Jahre datiert werden. Mit den ersten durch den<br />
Hochschulinformationsdienst (HIS) durchgeführten internen<br />
und externen Evaluationen, der Gründung einzelner regionaler<br />
Evaluationsverbünde, wie des Verbunds norddeutscher<br />
Universitäten und der Zentralen Evaluationsagentur<br />
(ZEvA), später der Evaluationsagentur Baden-Württemberg<br />
(evalag), des Hochschulevaluierungsverbundes Süd-West<br />
und des Evaluationsnetzwerkes Wissenschaft (ENWISS),<br />
sowie der weiteren Verbreitung von Lehrveranstaltungsbefragungen<br />
gewann Evaluation zunehmend an Gewicht.<br />
Dies war mit Einführung erster strukturierter Evaluationsverfahren<br />
in dieser Form nicht zu erwarten. Lässt man die<br />
vergangenen ca. 15 Jahre Revue passieren, so zeigt sich insgesamt<br />
nicht nur eine quantitative Zunahme von Qualitätssicherungsverfahren,<br />
sondern auch eine wachsende Akzeptanz<br />
und Selbstverständlichkeit, sich Fragen und unterschiedlichen<br />
Formen von Evaluation zu widmen.<br />
Parallel hierzu ist eine deutliche Zunahme an Evaluationszugängen<br />
zu beobachten. Waren es in den 1990er Jahren in<br />
erster Linie Lehrveranstaltungsbefragungen sowie erste interne<br />
und externe Evaluationen in Form von Peer Reviews,<br />
so ist gegenwärtig eine zunehmende Differenzierung der<br />
Instrumente, wie Absolventenstudien, Studieneingangsbefragungen<br />
und Studienverlaufsanalysen zu beobachten, die<br />
zudem in unterschiedliche Modelle der Verwendung und<br />
des Qualitätsmanagements eingebettet sind.<br />
Positiv hervorzuheben ist in der Retrospektive zudem, dass<br />
nicht zuletzt die Veranstaltungsreihen des Projektes Q der<br />
HRK dazu beigetragen haben, ein Forum für Fragen der<br />
Qualitätssicherung im Hochschulbereich zu etablieren, das<br />
in den vergangenen Jahren orientierenden Charakter hatte<br />
und vielfältige Impulse für den hochschulpolitischen Diskurs<br />
gegeben hat. Gleichzeitig ist vor allem für die vergangenen<br />
Jahre im Kontext des Aufbaus von universitätseigenen<br />
Qualitätsmanagementsystemen ein deutlicher personeller<br />
Ausbau zu konstatieren, der insgesamt – so ist anzunehmen<br />
– perspektivisch auch zu einem Kompetenzgewinn<br />
der Hochschulen im Bereich der Qualitätssicherung führen<br />
wird. Dies wiederum geht konform mit der vor allem im<br />
Kontext der Systemakkreditierung zu resümierenden Tendenz,<br />
dass Hochschulen die Verantwortung für Prozesse der<br />
Qualitätssicherung noch stärker wahrnehmen als bisher.<br />
Der Aufbau von integrierten Qualitätssicherungssystemen<br />
wie auch die strukturiertere Koppelung von Qualitätssicherung<br />
und Steuerung weist vielerorts darauf hin, dass Hochschulen<br />
in den damit verbundenen Prozessen nicht nur Gefahren,<br />
sondern Chancen der Gestaltung und der organisationalen<br />
Anpassung an komplexe Reformen sehen.<br />
<strong>QiW</strong> 1+2/2009<br />
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