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QiW - UniversitätsVerlagWebler

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Forschung über Qualität in der Wissenschaft<br />

<strong>QiW</strong><br />

sehr komplexen Verhältnissen im Untersuchungsfeld, wie<br />

es die Lehr- und Lernvorgänge in einem Fachbereich mit<br />

meist mehreren Studiengängen, komplexen Kausalzusammenhängen<br />

und mit ihren umfangreichen Prozess- und<br />

Umgebungsvariablen darstellen. Die Fallstudien werden<br />

bewusst als Serie angelegt und dabei ähnlich oder gleich<br />

gestaltet (zur Vergleichbarkeit der Daten ist dies in der Sozialforschung<br />

sogar erwünscht - bis in gleiche Itembatterien<br />

oder sogar gleiche Fragebögen hinein). Die Fallstudie konzentriert<br />

sich von vornherein - wie der Begriff anzeigt - auf<br />

einen einzelnen Fall mit seinen u.U. spezifischen Merkmalen,<br />

ohne die Repräsentativität seiner Ergebn isse für ein<br />

ganzes Themenfeld zu behaupten (was zu prüfen im Rahmen<br />

von Evaluationsprojekten oft nicht möglich ist, weil<br />

eine diesbezügliche Finanzierung aus lediglich lokalen Interessen<br />

heraus nicht bewilligt wird).<br />

Gleichzeitig handelt es sich bei den Fallstudien um Teile<br />

einer umfassenderen Untersuchung dieses Themas im Rahmen<br />

der empirischen Hochschulforschung. Dabei kann die<br />

Untersuchung als hypothesenprüfende Studie angelegt<br />

werden. Die von einem Fachbereich in Studien- und Prüfungsordnungen<br />

geregelten Prozesse, die die Studierenden<br />

daraufhin durchlaufen, (m.a.W. mit denen der Fachbereich<br />

seine eigene Studienwirklichkeit schafft) werden als Resultat<br />

der Annahmen der betreffenden Organisationseinheit<br />

über Kausalzusammenhänge und geeignete Prozessabläufe<br />

aufgefasst. Diese Vorstellungen, welche Prozesse und Rahmenbedingungen<br />

für ein erfolgreiches Studium dienlich<br />

bzw. notwendig seien, weswegen die Studierenden durch<br />

den Fachbereich (bzw. darüber liegende Entscheidungsebenen)<br />

pflichtgemäß daran gebunden werden, können als<br />

Funktionshypothesen der entscheidenden Instanzen interpretiert<br />

werden; diese Hypothesen beziehen sich auf Annahmen<br />

zum Zusammenhang zwischen den gewünschten<br />

Erfolgen (Zielvorstellungen), den Annahmen darüber, mit<br />

welchen Maßnahmen diese Ziele verwirklicht werden können,<br />

den zur Zielerreichung in Studien- und Prüfungsordnungen<br />

definierten (Lehr-/Lern-)Prozessen sowie den eingesetzten<br />

Ressourcen einerseits und den tatsächlichen Abläufen,<br />

Leistungen und Erfolgen, den Ziel- und Wertvorstellungen<br />

der Mitglieder der untersuchten Einrichtung (Wissenschaftler,<br />

Studierende, technisches und Verwaltungspersonal)<br />

andererseits. Sie beziehen sich weiter auf die internen<br />

Kriterien zur Bewertung dieser Leistungen (Erfolgskriterien),<br />

der Bewertung des Ausmaßes der Zielerreichung<br />

und des Veränderungsbedarfes einschließlich geeigneter<br />

Schritte zur Veränderung. Diese Funktionshypothesen<br />

schlagen sich im Projektdesign (und entsprechend in den<br />

Fragebögen) nieder und werden in der Fallstudie umfassend<br />

empirisch überprüft.<br />

Der hierfür entwickelte Ansatz schließt Personal- und Organisationsentwicklung<br />

mit ein. Die Ergebnisse sollen also<br />

nicht nur einen erreichten Zustand konstatieren, sondern<br />

Grundlage für daraus abzuleitende Änderungsprozesse<br />

sein. Dazu sind Ergebnisse in einer Form erforderlich, aus<br />

der Maßnahmen abgeleitet werden können. Um Kausalzusammenhänge<br />

für anschließende gezielte Eingriffe rekonstruieren<br />

zu können (was die wenigsten Evaluationsverfahren<br />

leisten), sind umfangreiche Datenerhebungen<br />

notwendig.<br />

3.2.4 Varianten<br />

Inzwischen haben sich aus dem Modell vier Varianten entwickelt:<br />

a) die „Standardversion“ einer gründlichen Evaluation mit<br />

Empfehlungen zur Weiterentwicklung und zu Problemlösungen<br />

(wie erwähnt als einstufige Kombination von<br />

Selbst- und Fremd-(Peer-)Evaluation oder als „Selbstbericht“<br />

in der ersten Stufe eines Peer-Review-Verfahrens),<br />

b) die Verknüpfung mit einem Qualitätsmanagement-System<br />

des Fachbereichs,<br />

c) die Verknüpfung mit Peer-Review, aber nicht getrennt in<br />

zwei Stufen, sondern Peers als Fachbeirat schon in der 1.<br />

Evaluationsstufe unter dem Dach des Evaluationsprojekts<br />

organisiert,<br />

d) als weitere Variante: nach einer ersten gründlichen Bestandsaufnahme<br />

dann ein vereinfachtes evaluatives<br />

Frühwarnsystem als Qualitätsmanagement-System des<br />

Fachbereichs mit relativ geringem Aufwand, mit dem<br />

den Evaluationsaufgaben auf Dauer nachgekommen<br />

werden kann.<br />

Die Evaluation von Verwaltungszusammenhängen und die<br />

Forschungsevaluation stehen ebenfalls mit z.T. neuen Ansätzen<br />

zur Verfügung.<br />

3.3 Durchführung des Evaluationsverfahrens<br />

3.3.1 Methodik<br />

Die Fachbereichsevaluation wird nach den Methoden empirischer<br />

Sozialforschung durchgeführt. Dabei werden unterschiedliche<br />

Methoden eingesetzt:<br />

• Dokumentenanalyse (Programmatik und Ordnungen des<br />

Fachbereichs für ihre Leistungen),<br />

• Auswertung der Hochschulstatistik,<br />

• Auswertung der personellen und materiellen Ressourcen<br />

des Fachbereichs,<br />

• schriftliche Befragung aller Lehrenden und, je nach Art<br />

der Evaluation, aller Studierenden,<br />

• aufgrund der Ergebnisse dann vertiefende Gruppeninterviews<br />

mit ausgewählten Lehrendengruppen, erfahrenen<br />

Funktionsträgern, dem Dekanat, Studierendengruppen.<br />

Bei der Durchführung von Fachbereichsevaluationen nach<br />

dem IWBB-Modell kommen bei den Befragungen in der<br />

Regel Totalerhebungen bei den Lehrenden und Studierenden<br />

zum Einsatz; es werden also keine Stichproben gezogen.<br />

Der Fragebogen, der (neben anderen Erhebungsmethoden,<br />

s.o.) eingesetzt wird, hat für Lehrende wie Studierende<br />

i.d.R. 10-14 Druckseiten. Trotz dieses Umfangs - der<br />

von den projektbegleitenden Gesprächskreisen in der Vergangenheit<br />

zunächst mit Skepsis betrachtet, aber dann im<br />

Detail beraten und für richtig befunden wurde - erhält der<br />

Fragebogen große Zustimmung bei den Studierenden und<br />

Lehrenden, wie entsprechende Nachbefragungen ergeben<br />

haben. Die einzelnen Problembereiche werden mit einer<br />

Fülle von Merkmalen ausgeleuchtet. Dabei werden in 6<br />

großen Dimensionen nahezu alle Aspekte des Lehr- und<br />

Lernprozesses und der Existenz als Studierende und der<br />

Leitideen als Lehrende betrachtet. Durch die Befragung von<br />

Studierenden und Lehrenden nach sehr ähnlichen Fragebögen<br />

werden die Aussagen aufeinander beziehbar. Damit<br />

kann ein vergleichbares, sehr ergiebiges Datenmaterial zu-<br />

34<br />

<strong>QiW</strong> 1+2/2009

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