QiW - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>QiW</strong><br />
W.-D. Webler • „Wieviel Wissenschaft braucht die Evaluation?”<br />
samtbild der Lehrerausbildung der TU Chemnitz; Fakultäten<br />
Linguistik und Literaturwissenschaft, Soziologie, Abteilung<br />
Philosophie der Universität Bielefeld; Volkswirtschaftslehre<br />
Universität Mannheim; Forstwissenschaften<br />
Universität Freiburg/Br.; 10 Fachbereiche BWL, 7 Fachbereiche<br />
Architektur und Bauingenieurwesen, Begleitforschung<br />
der beiden Studiengänge Pflegepädagogik und Pflegemanagement<br />
der Kath. Fachhochschule NRW usw.). In<br />
der Universität Kassel wurde schon vor Jahren der Fachbereich<br />
Sozialwesen und die damals getrennten Fachbereiche<br />
Architektur sowie Stadt- und Landschaftsplanung evaluiert.<br />
Jüngere IWBB-Projekte hatten zur Aufgabe, die Situation<br />
von Lehre und Studium in zwei großen Fakultäten der Universität<br />
zu Köln, der dortigen Erziehungswissenschaftlichen<br />
und der Heilpädagogischen Fakultät, nach diesem Modell<br />
vor ihrer Fusion zu evaluieren und zu beraten.<br />
Außerdem wurde in einem Projekt im Auftrag der EU ein<br />
Akkreditierungssystem für die Ukraine vom Verfasser entwickelt,<br />
bei dem Erfahrungen aus dem Schwerpunktbereich<br />
Anwendung fanden. Evaluationen von Forschung und Entwicklung<br />
kamen hinzu.<br />
3.1.3 Evaluationsergebnisse als Teil der Hochschulentwicklung<br />
(PE/OE) - Follow up<br />
Ein wesentlicher Akzent liegt im IWBB-Modell in den letzten<br />
Jahren auf dem follow-up: Was passiert, wenn die Evaluation<br />
der Situation von Lehre und Studium eines Fachbereichs<br />
vorbei ist? Das Spektrum dann folgender Aktivitäten<br />
ist breit. Es reicht in einem Kontinuum von dem mehr oder<br />
minder interessierten Durchblättern des Berichts (80-120<br />
Seiten, prall mit Informationen gefüllt) und sorgsamem,<br />
aber folgenlosen Verstauen im Bücherregal bis hin zu aktiver<br />
Veränderung. Im letzteren Fall reichen die Maßnahmen<br />
- als Empfehlungen aus der Evaluation oder eigenen<br />
Schlussfolgerungen des Fachbereichs - dann oft von punktuellen<br />
Veränderungen, Curriculumwerkstätten, Zukunftswerkstätten<br />
über die Begleitung von Entwicklungen (z.B.<br />
Gewinnung von Kompetenzprofilen für Absolventen oder<br />
Organisationsentwicklung des Fachbereichs) bis zur gezielten<br />
Weiterbildung von Lehrenden (Curriculumentwicklung,<br />
spezifische Fragen des Bologna-Konzepts, wie die Gestaltung<br />
der Module und Modul-Prüfungen, Weiterentwicklung<br />
der Lehrkompetenz, etwa im Bereich des problembasierten<br />
Lernens) in Kooperation zwischen IWBB und dem<br />
Fachbereich. Dabei kann es von Fall zu Fall auch zu (Weiter-)Entwicklungen<br />
im Rahmen von spezifischen Folgeprojekten<br />
zu Teilaspekten kommen, z.B. zur gezielten Entwicklung<br />
einer neugestalteten Studieneingangsphase usw..<br />
3.2 Evaluation der Situation von Lehre und Studium nach<br />
der IWBB-Variante<br />
3.2.1 Ziel<br />
Ziel eines Evaluationsverfahrens nach dem Modell des<br />
IWBB ist es, eine methodisch gesicherte, umfassende Informationsgrundlage<br />
(Selbstvergewisserung) des Fachbereichs<br />
in dem jeweiligen Untersuchungsfeld, insbesondere in<br />
Lehre und Studium zu gewinnen. Das Verfahren eröffnet<br />
damit auch eine Entwicklungschance. Sein Einsatz ist in<br />
dieser Gründlichkeit - vielleicht eingebettet in ein größeres<br />
Qualitätssicherungssystem - nur in größeren Abständen<br />
von 3-4 Jahren erforderlich.<br />
3.2.2 Kooperation mit professioneller Hochschulforschung<br />
Die Besonderheit dieses Modells liegt darin, dass der Fachbereich<br />
keinen Selbstbericht erstellt (wie als erste Stufe in<br />
den zweistufigen Verfahren), sondern das IWBB als professionelle<br />
Hochschulforschung mit der Untersuchung beauftragt.<br />
Zu dem Modell gehört als Grundlage vertrauensvoller<br />
Kooperation dazu, dass der Fachbereich eine autorisierte<br />
Begleitgruppe für das entstehende Projekt einsetzt, in der<br />
Mitglieder des Fachbereichs (möglichst einflussreiche Mitglieder<br />
der Statusgruppen) und Mitglieder des Projekts gemeinsam<br />
die jeweiligen Schritte aufeinander abstimmen;<br />
alle Erhebungsinstrumente werden dort im Status von Entwürfen<br />
eingebracht, im Detail besprochen, angepasst und<br />
dann förmlich zur Datenerhebung frei gegeben.<br />
Das IWBB erhebt, ohne Interessenträger im Fachbereich zu<br />
sein, in enger Abstimmung mit der Begleitgruppe die Situation<br />
des Fachbereichs bzw. des Studiengangs empirisch. Als<br />
Experte für Lehr- und Lernvorgänge beschreibt und interpretiert<br />
das IWBB dann die Situation. Nach Auswertung der<br />
Ergebnisse berät es (als Einmündung in einen Prozess der<br />
Personal- und Organisationsentwicklung) den Fachbereich,<br />
mit welchen Maßnahmen er seinen eigenen Zielen näher<br />
kommen kann. Das Vorgehen lässt sich also ausdrücklich<br />
auf die Werte und Überzeugungen des Fachbereichs und<br />
ggfls. auf ausdrückliche Abweichungen vom Mainstream in<br />
Reform-Modellen ein - anders als manche Gutachter in<br />
Peer-Review-Verfahren, die sich selbst als Vertreter von<br />
Mainstream-Positionen entpuppen und u.U. gegenüber Reformmodellen<br />
nicht offen, sondern von vornherein skeptisch<br />
sind. Der von diesen externen Hochschulforschern erstellte<br />
Evaluationsbericht hat den Vorteil, als Bericht neutraler<br />
Autoren auch als Argument in der internen Kommunikation<br />
im eigenen Fachbereich oder mit der Hochschulleitung<br />
(bis hin zu Mittelverteilungsverfahren) verwendet<br />
werden zu können.<br />
Der Bericht kann darüber hinaus - wenn das gewünscht<br />
wird - auch anstelle des Selbstberichts in ein zweistufiges<br />
Peer-Review-Verfahren eingebracht werden.<br />
Einige Hochschulen sind in verschiedenen Konstruktionen<br />
und unter verschiedenen Bezeichnungen dazu übergegangen,<br />
eigene Abteilungen für Hochschulforschung, nämlich<br />
institutional research für den eigenen Bedarf einzurichten.<br />
Das hat eine Reihe von Vorteilen (Detailkenntnisse vor Ort<br />
usw.). Allerdings fehlt ihnen der unbefangene Blick von<br />
außen, und ihnen wird von Seiten der Fachbereiche durchaus<br />
unterstellt, Interessenträger (nämlich des Rektorats<br />
bzw. Präsidiums) zu sein. Andererseits wäre für eine<br />
flächendeckende Übertragung dieser Evaluation auf eine<br />
unabhängige Hochschulforschung diese Forschung in<br />
Deutschland nicht leistungsfähig genug ausgebaut. So<br />
bleibt es vorläufig beim punktuellen Einsatz in herausgehobenen<br />
Fällen und beim Normalfall der Qualitätssicherung<br />
durch eigene Stäbe der Hochschulen. Möglicherweise lassen<br />
sich aber Kooperationen entwickeln.<br />
3.2.3 Forschungsansatz der Evaluation - Fallstudien und<br />
Funktionshypothesen<br />
Bei der Evaluation der Situation von Lehre und Studium in<br />
Fachbereichen handelt es sich nach dem ursprünglich seit<br />
1991 entwickelten Modell des IWBB um eine Reihe empirischer<br />
Fallstudien. Die Form der Fallstudie empfiehlt sich bei<br />
<strong>QiW</strong> 1+2/2009<br />
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