Heribert Kohl - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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KOALITIONSFREIHEIT, ARBEITNEHMERRECHTE UND SOZIALER DIALOG<br />
Übersicht 8: Anteil <strong>der</strong> durch Gewerkschaft sowie Betriebsräte vertretenen Arbeitnehmer im Unternehmen<br />
(im Verhältnis zum jeweiligen Organisationsgrad)<br />
%<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Organisationsgrad<br />
Interessenvertretung im Betrieb<br />
35<br />
25 25<br />
22<br />
20 20<br />
20 20<br />
17<br />
13 13 12<br />
38<br />
35<br />
36<br />
17<br />
22<br />
40<br />
35<br />
50 50<br />
40<br />
26<br />
59<br />
20<br />
52<br />
0<br />
LT PL EE LV BG CZ RO HU SK HR SI EU 15 DE<br />
nale Erfahrungen belegen, eine positive Hilfe sein,<br />
soweit die Gewerkschaften sich dieses Instruments<br />
aktiv bedienen.<br />
Das EU-Gemeinschaftsrecht hat dem Aspekt eines<br />
Mindestrahmens einer Arbeitnehmervertretung<br />
und -mitwirkung durch die Richtlinie 2002 zur Information<br />
und Konsultation deutlichen Auftrieb<br />
gegeben (zu den Essentials dieser Richtlinien s.<br />
den in Anhang 3 abgedruckten Auszug aus ihren<br />
wichtigsten Bestimmungen). Rechtzeitige und umfassende<br />
Information ist entscheidende Voraus setzung<br />
jeglicher wirksamen Beteiligung durch Gewerkschaften<br />
sowie Betriebsräte. Die nationalen<br />
Regierungen <strong>der</strong> neuen Mitgliedslän<strong>der</strong> haben<br />
diesen von <strong>der</strong> EU in Analogie zu den Bestimmungen<br />
über Europäische Betriebsräte ausgehenden<br />
Impuls vor und nach dem jeweiligen Beitrittster-<br />
Übersicht 9: Drei Formen betrieblicher Interessenvertretung in Osteuropa<br />
1. Nur gewerkschaftliche<br />
Interessenvertretung(en)<br />
• Estland (übliche Praxis trotz erweitertem<br />
Gesetz 2006, s. 3.)<br />
• Lettland (übliche Praxis, trotz neuem<br />
Gesetz 2002, s. 3.)<br />
• Litauen (übliche Praxis, trotz Spezialgesetz<br />
2005, s. 2.)<br />
• Polen (bis 2006/08, ausgenommen<br />
staatliche Betriebe)<br />
2. Alternativ: Gewerkschaftsvertretung<br />
o<strong>der</strong> Betriebsrat<br />
• Tschechien (ab 2001)*<br />
• Litauen (Spezialgesetz 2005)*<br />
• Polen (Gesetz 2006, umzusetzen bis<br />
2008: Betriebsratswahlen in Unternehmen<br />
ab 50 Beschäftigte möglich,<br />
soweit keine Gewerkschaftsvertretung<br />
vorhanden)*<br />
• Rumänien (ab 2003 bzw. 2007:<br />
Betriebsrat möglich, soweit keine<br />
Gewerkschaftsvertretung)**<br />
3. Duale Vertretung: durch Betriebsrat +<br />
Gewerkschaft<br />
• Ungarn (ab 1992)<br />
• Slowenien (ab 1993)<br />
• Kroatien (ab 1996)<br />
• Lettland (Gesetz 2002, selten<br />
angewandt)**<br />
• Slowakei (ab 2003, selten)<br />
• Estland (ab 2007, selten)**<br />
• Bulgarien (ab Mitte 2006, noch äußerst<br />
selten)***<br />
* In Tschechien, Litauen und Polen können Betriebsräte prinzipiell nur dann und solange tätig sein, als (noch) keine Gewerkschaftsvertretung im Betrieb<br />
vorhanden ist („tschechisches Modell“). Die Wahlmodalitäten in Polen verstoßen gegen die „negative Koalitionsfreiheit“ (Urteil des Verfassungsgerichts<br />
2008).<br />
** In Lettland, Litauen, Estland sowie Rumänien haben Betriebsräte ggf. auch das Recht zum Abschluss von Tarifverträgen, in den baltischen Staaten sogar<br />
zur Durchführung eines Arbeitskampfes, falls und solange keine lokale Gewerkschaftsvertretung im Betrieb existiert.<br />
*** Zur Wahrnehmung ihrer Informations- und Konsultationsrechte kann die Belegschaft ein beson<strong>der</strong>es Vertretungsgremium wählen, ab 50 Beschäftigte<br />
auch neben einer bestehenden Gewerkschaftsvertretung.<br />
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