Heribert Kohl - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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KOALITIONSFREIHEIT, ARBEITNEHMERRECHTE UND SOZIALER DIALOG<br />
• Die politische Willensbildung <strong>der</strong> Parlamente<br />
kann durch einen weniger ausgeprägten und<br />
eingespielten Tripartismus unter Mitwirkung<br />
<strong>der</strong> Sozialpartner im Ganzen deutlich weniger<br />
beeinflusst werden als in vielen Vergleichslän<strong>der</strong>n<br />
Mittelosteuropas.<br />
4.5 Gestaltungspotenziale und Defizite<br />
in beiden Län<strong>der</strong>gruppen<br />
Eine abschließende Bilanz <strong>der</strong> Stärken und<br />
Schwä chen <strong>der</strong> Arbeitsbeziehungen und des Sozialdialogs<br />
weist jeweils folgende markante<br />
Punkte auf beiden Seiten auf:<br />
Als Pluspunkte können gelten:<br />
• ein noch hoher Organisationsgrad (überwiegend<br />
noch in Südosteuropa, weniger in Mittelosteuropa)<br />
• funktionierende Tarifvertragsstrukturen auf<br />
den einzelnen Ebenen,<br />
• bereits etablierte Betriebsräte in wenigen ausgewählten<br />
Län<strong>der</strong>n Osteuropas,<br />
• ein funktionsfähiger Tripartismus (vor allem in<br />
Mittelosteuropa, weniger noch im Westbalkan).<br />
Als beson<strong>der</strong>e Schwachpunkte sind dagegen aufzulisten:<br />
• überwiegend fehlende gewerkschaftliche Präsenz<br />
in den Betrieben, aber auch keine Einrichtung<br />
von Betriebsräten,<br />
• geringe Mobilisierungsfähigkeit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
zu öffentlichen Aktionen (mit ganz wenigen<br />
Ausnahmen im gesamten Raum Osteuropas),<br />
• wenig gezielte Jugendarbeit und -werbung <strong>der</strong><br />
Gewerkschaften (Hantke 2009),<br />
• keine starken Zentralen <strong>der</strong> Gewerkschaften als<br />
Folge einer extrem dezentralen Mittelverwendung,<br />
folgenschwer in kleineren Län<strong>der</strong>n,<br />
• zu wenig wirksame Kontrolle und damit Stärkung<br />
formal gegebener Arbeitnehmerrechte<br />
durch unzulänglichen Rechtsschutz, als Folge<br />
sowohl fehlen<strong>der</strong> gewerkschaftlicher Möglichkeiten<br />
wie auch fehlen<strong>der</strong> spezialisierter Arbeitsgerichte<br />
unter Mitwirkung von Vertretern<br />
<strong>der</strong> Sozialpartner.<br />
Ein Abbau dieser auch gerade im westlichen Balkan<br />
erkennbaren Schwächen und eine deutliche<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> sich hier zeigenden Gestaltungspotenziale<br />
ist am nachhaltigsten im Zuge<br />
eines in Aussicht stehenden EU-Beitritts und den<br />
davon ausgehenden Impulsen zu erwarten. Was<br />
hier not tut, sind eine im Vorfeld intensivierte<br />
grenzüberschreitende Kooperation, gezielte Trainingsmaßnahmen<br />
und ein grenzüberschreiten<strong>der</strong><br />
Austausch einschlägiger Erfahrungen innerhalb<br />
<strong>der</strong> Regionen und <strong>der</strong> EU insgesamt.<br />
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