Heribert Kohl - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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KOALITIONSFREIHEIT, ARBEITNEHMERRECHTE UND SOZIALER DIALOG<br />
Übersicht 13: Einschränkende Bestimmungen des Arbeitskampfrechts in Osteuropa<br />
Ausschluss von Arbeitnehmergruppen<br />
Rechtliche Vorschriften<br />
Estland Öffentlicher Dienst (Staat/Kommunen), Streitkräfte Ankündigungsfrist 7 Tage<br />
Betriebsrat hat ggf. Streikrecht<br />
Litauen<br />
Lettland<br />
Polen<br />
Tschechien<br />
Slowakei<br />
Ungarn<br />
Slowenien<br />
Rumänien<br />
Bulgarien<br />
Elektrizitätswesen, Angehörige des Militärs<br />
Wärme- und Gasversorgung (bis 2005)<br />
Flächenstreik in einer Branche rechtlich praktisch unmöglich<br />
Polizeioffi ziere und Sicherheitskräfte, Grenzschutz sowie<br />
Angehörige <strong>der</strong> Streitkräfte<br />
„wesentliche“ Dienstleistungs- und Versorgungsbereiche<br />
(Garantie eines Notdienstes erfor<strong>der</strong>lich)<br />
Öffentlicher Dienst (Staat/Kommunen): nur Protestaktionen<br />
o<strong>der</strong> Demos möglich; sog. „wesentliche“ Dienste, Angehörige<br />
<strong>der</strong> Streitkräfte, Polizei<br />
versorgungsrelevante Bereiche (Erdöl-, Gaspipelines u.a.),<br />
Sicherheitsdienste, Angehörige <strong>der</strong> Streitkräfte<br />
wesentliche Gesundheitsdienste bzw. Einrichtungen <strong>der</strong><br />
Telekommunikation<br />
versorgungsrelevante Bereiche (Distribution von Erdöl, Gas<br />
u.ä.)<br />
Einschränkungen für weite Bereiche des<br />
öffentlichen Dienstes (gem. Abkommen mit Gewerkschaften1994)*<br />
keine formalen Einschränkungen, nur Garantie lebenswichtiger<br />
Dienste<br />
Beschränkungen für AN <strong>der</strong> Gesundheits-, Erziehungs- und<br />
Kommunikationsbranche (Radio und TV), in Verkehrswesen,<br />
Gas- und Stromversorgung (Notdienst von mindestens 1/3<br />
<strong>der</strong> Belegschaft erfor<strong>der</strong>lich)<br />
Öffentlicher Dienst (nur Protest erlaubt); Post, Eisenbahn<br />
(s. rechts)<br />
Energieversorgung, Kommunikations- und Gesundheitswesen<br />
(bis 2006)*<br />
2/3-Votum <strong>der</strong> beteiligten Belegschaft (ab 2008 genügen<br />
50% <strong>der</strong> Belegschaft)<br />
Ankündigungsfrist: 7 Tage<br />
in vielen „wesentlichen“ Versorgungs- und Dienstleistungsbereichen<br />
14 Tage (plus Garantie eines Notdienstes)<br />
3/4-Votum <strong>der</strong> Belegschaft<br />
Ankündigungsfrist: 10 Tage<br />
Streik wegen Vertragsverletzung erlaubt Staat kann Streik<br />
unterbinden<br />
Betriebsrat hat ggf. Streikrecht<br />
Ankündigungsfrist für Demos 30 Tage, ferner Sicherheitsvorkehrungen<br />
unter Beachtung <strong>der</strong> Straßenverkehrsordnung<br />
strenge Sanktionierung illegaler Streiks<br />
Urabstimmung von >50% <strong>der</strong> AN in Unternehmen o<strong>der</strong><br />
Branche (ab 2007: mindestens 50% <strong>der</strong> Stimmberechtigten)<br />
sowie positives Votum von 2/3 <strong>der</strong> Beteiligten<br />
Liste <strong>der</strong> Streikwilligen an Arbeitgeber (bis 2006), jetzt nur<br />
noch Anzahl<br />
Streik wegen Vertragsverletzung nicht erlaubt<br />
Streik wegen Mißachtung von Bestimmungen des Tarifvertrags<br />
erlaubt<br />
Arbeitskampf für Fortgeltung eines Tarifvertrags wie auch<br />
bestimmte Streikformen nicht erlaubt; Maßregelungen<br />
möglich<br />
lediglich Verfahren wegen Mißachtung des Prinzips <strong>der</strong><br />
negativen Koalitionsfreiheit<br />
Ankündigung 48 Stunden vor Streikbeginn, Votum von 50%<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> 1/4 <strong>der</strong> Belegschaft ausreichend; Streiks<br />
von den Gerichten häufi g aus formalen Gründen als illegal<br />
erklärt und suspendiert<br />
staatliche Zwangsschlichtung möglich<br />
Bei Eisenbahnen ist ein Mindestangebot von 50% aufrecht<br />
zu erhalten; dies ist Anlass einer Übermaßkritik seitens <strong>der</strong><br />
ILO<br />
Kroatien<br />
Beschränkungen im öffentlichen Dienst, für Polizei, Bahn,<br />
Post, Telekommunikation, Gesundheitswesen<br />
* von Europarat wegen Verstoß gegen die Europäische Sozialcharta kritisiert.<br />
Streik nur möglich, sofern ein Tarifvertrag abgelaufen ist.<br />
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