Bergsteiger Lichtblicke (Vorschau)
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Gletschereis faszinierte die Wissenschaftler.<br />
... die Eisseen im Norden des Dachstein<br />
Höchst unterhaltsam beschreibt Simony<br />
den Versuch, gemeinsam mit Wallner im<br />
einzigen Sennerinnenbett zu übernachten.<br />
Nach zwei unbequemen Stunden räumt Simony<br />
seine Betthälfte.<br />
Im Inneren des Gletschers<br />
Noch in der Dunkelheit steigen sie auf zur<br />
Ochsenwieshöhe, wo sie den Anbruch des<br />
Tages mit einem Farbenschauspiel erleben,<br />
wie Simony es noch nie zuvor gesehen hat.<br />
Vorsichtig den zahlreichen Dolinen ausweichend,<br />
für die das Dachsteingebiet bekannt<br />
ist, steigen sie zum Schöberl und geraten dabei<br />
beide in eine Lawine. Da Simony nicht<br />
vollständig verschüttet ist, kann er sich<br />
selbst und Wallner retten. Scheinbar unbeeindruckt<br />
setzen sie den Weg fort. Schließlich<br />
möchte der »Dachsteinprofessor« herausfinden,<br />
ob der Gletscher im Winter durch<br />
die Erdwärme schmilzt. Dazu schlüpfen sie<br />
in eine der Eishöhlen auf der Gletscherunterseite.<br />
Was Simony in seinem ausführlichen<br />
Bericht über »jenes Blau, Grün und Weiß«<br />
schreibt, das »ganz vollkommene Ähnlichkeit<br />
mit dem reinsten Bergkristalle« hat,<br />
begeistert später nicht nur die Damen und<br />
Herren der Wiener Salons, sondern regt<br />
auch seinen Freund Adalbert Stifter zu seiner<br />
Novelle »Bergkristall« an.<br />
Simony ist nicht nur akribischer Beobachter<br />
und unerschrockener <strong>Bergsteiger</strong>, sondern<br />
versteht es auch, seine Mitwelt zu begeistern.<br />
So gelingt es ihm immer wieder, Sponsoren<br />
von seinen Projekten zu überzeugen.<br />
Bereits im Folgejahr wird die Erschließung<br />
des Dachsteins vorangetrieben. Finanziell<br />
unterstützt von den Erzherzögen Ludwig<br />
und Franz Karl sowie von Fürst Metternich,<br />
lässt der Geograf im September 1843 den<br />
Anstieg zum Dachstein versichern, indem<br />
er vom Gipfel herab ein fast 200 Meter<br />
langes Seil anbringt. Der erste versicherte<br />
Steig der Ostalpen ist entstanden! Außerdem<br />
baut Simony im Jahr 1843 eine kleine<br />
Unterstandshütte. Als »Hotel Simony«<br />
INFO<br />
Friedrich Simony<br />
Geboren: 30. November 1813 in<br />
Hrochowteinitz in Böhmen<br />
Gestorben: 20. Juli 1896 in St. Gallen,<br />
Steiermark<br />
• Ausbildung zum Apotheker, dann<br />
Magister in Pharmazie, Studium der<br />
Geo grafi e und Botanik<br />
• erste Geografi eprofessur in Österreich<br />
an der Universität Wien mit Forschungsschwerpunkt<br />
Dachsteingebiet; Simonys<br />
Arbeit gipfelt in der dreibändigen Monographie<br />
»Der Dachstein« und macht<br />
das Gebiet zur damals besterforschten<br />
Gebirgsgruppe der Alpen.<br />
1842 Besteigung des Dachsteingipfels<br />
und erste Winterdurchquerung des Dachsteinplateaus<br />
1843 Bau des versicherten Steigs auf den<br />
Hohen Dachstein nach Simonys Anregung<br />
1862 Teilnahme bei der Gründung des<br />
Österreichischen Alpenvereins<br />
Nach Friedrich Simony sind im Dachstein<br />
die Simonyhütte auf der Nordseite benannt,<br />
die Simonywarte, Simonyscharte<br />
und Simonyhöhle. In den Hohen Tauern<br />
tragen die Simonyspitzen und ein Gletscher<br />
seinen Namen, ebenso ein Gletscher im<br />
Polarmeer. In verschiedenen österreichischen<br />
Städten sind Straßen nach ihm benannt.<br />
Seit 2007 vergibt die UNESCO Welterberegion<br />
Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut<br />
den Friedrich-Simony-Preis an verdiente<br />
Persönlichkeiten.<br />
Auf Expedition ins Innere der Berge<br />
Mit seinen Erlebnissen inspirierte Simony auch den Dichter Adalbert Stifter.<br />
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