Bergsteiger Lichtblicke (Vorschau)
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schmiegt sich der winzige Steinbau unter<br />
der heutigen Simonyhütte an die Felswand.<br />
Die Nacht am<br />
Gipfel vergeht mit<br />
Schnee-Schmelzen,<br />
Feuermachen<br />
und viel Kaffee.<br />
Ein Aquarell von sieben Quadratmetern<br />
Nach diesen Vorarbeiten steht Simonys<br />
großem Traum, zwei Nächte am Gipfel des<br />
Dachstein zu verbringen, nichts mehr im<br />
Weg. Gemeinsam mit acht Männern und<br />
der Sennerin Nanni bricht er im September<br />
1843 auf. Im Gepäck sind Barometer und<br />
Thermometer sowie Material für ein großes<br />
Signalfeuer, das man selbst in Bad Ischl<br />
noch sehen soll.<br />
Am Gletscher scheinen die Pläne kurzfristig<br />
gescheitert, da die lange Leiter, die Simony<br />
bereits vorher an der Randkluft hat anbringen<br />
lassen, fast völlig eingeschneit ist. Drei<br />
Stunden lang wird sie ausgegraben und das<br />
Seil zum Gipfel vom Schnee befreit. »Hat’s<br />
da a Luft, da mecht i frei allweil sein!«, ruft<br />
Nanni schließlich am Gipfel begeistert aus.<br />
Friedrich Simony zeichnet tagsüber eines<br />
seiner wunderbaren Panoramen.<br />
Schon als Kind war Simonys Zeichentalent<br />
aufgefallen. Durch das Auge des Zeichners<br />
sah er vieles, das dem flüchtigen Beobachter<br />
entging. Zudem baute er – unbeabsichtigt<br />
– ein Bildarchiv auf, das den Dachstein<br />
vor, während und nach dem Gletscherhöchststand<br />
1850 zeigt. Sein Bild »Gletscherphänomene«,<br />
ein Aquarell von sieben<br />
Quadratmetern, schaffte es bis auf die Weltausstellungen<br />
in London und Wien.<br />
Ein Traum geht in Erfüllung<br />
Es wird eine lange, kalte Nacht auf dem<br />
Dachsteingipfel. Sie vergeht mit Schnee-<br />
Schmelzen, dem Entfachen des verabredeten<br />
»bengalischen Feuers« und mit viel<br />
Kaffee. Am Ende dieser Nacht steht der Sonnenaufgang<br />
am Dachstein, über den Simony<br />
später schreibt, es sei »die schönste, die<br />
erhabenste Stunde meines Lebens« gewesen:<br />
»Bald nach halb fünf Uhr zeigt sich die erste<br />
Spur des nahenden Tages im Erbleichen des<br />
Mondes und des Morgensternes. Vergebens<br />
wäre es, alle jene Steigerungen von Licht<br />
und Schatten, von Farben und deren Wechsel<br />
bezeichnen zu wollen. Nur der überraschendsten<br />
Augenblicke will ich erwähnen,<br />
die sich im Verlaufe des Sonnenaufganges<br />
meinem Auge darboten. Nach den mehrfachen<br />
Übergängen des ersten fahlen Zwielichts<br />
ins sanfte Morgenrot und aus diesem<br />
ins feurige Goldgelb, blitzt endlich über den<br />
rabenschwarzen Zackensaum der Berge das<br />
erste Segment des Sonnenballes, ein Feuerstrahl<br />
schießt urplötzlich auf die Spitze des<br />
Dachsteins. Ringsum erblickt das Auge, außer<br />
der Dachsteinspitze noch keinen einzigen<br />
beleuchteten Punkt, die westlicher gelegenen,<br />
aber viel höhern Gletscherhörner des<br />
Glockners, Wiesbachhorns und Venedigers<br />
stehen noch matt und glanzlos da.«<br />
Die Faszination für den Dachstein lässt Simony<br />
nicht mehr los. Er bleibt den Gipfeln<br />
und Gletschern, der Karstwelt mit Höhlen<br />
und Dolinen, den großen Seen und den<br />
steilen Felswänden zeitlebens treu. Mit 77<br />
Jahren steht er ein letztes Mal auf »seinem«<br />
Dachsteingipfel.<br />
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