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Gespräch zwischen S-<strong>Bahn</strong>-Personal und Reisendem, aufgenommen 1943. In diesem<br />
Jahr erreichte die <strong>Berliner</strong> S-<strong>Bahn</strong> mit 789 Millionen Fahrgästen das Allzeithoch ihrer<br />
Geschichte<br />
Slg. Reinhard Schulz<br />
Die S-<strong>Bahn</strong> 1944/45<br />
Fahrten vom<br />
Stadtzentrum bis<br />
Bernau waren bis<br />
Kriegsende keine<br />
Seltenheit<br />
Slg. M. Jacob (2)<br />
Ende und Neuanfang<br />
Bis in die letzten Kriegstage hinein wurde die S-<strong>Bahn</strong> als Verkehrsmittel aufs Höchste beansprucht.<br />
Trotz Zerstörungen vor der Niederlage und Demontage danach lief der Betrieb Ende 1945 schon<br />
wieder. Die Transportmöglichkeit wurde dringend gebraucht<br />
Ab 1943 waren viele deutsche Städte von<br />
Bombenangriffen betroffen, die verheerende<br />
Schäden anrichteten und zahlreiche<br />
Tote und Verletzte forderten. Dennoch<br />
blieb das Verkehrsaufkommen groß. Das spürte<br />
auch die <strong>Berliner</strong> S-<strong>Bahn</strong>. Deren Beförderungszahlen<br />
gingen gegenüber den Vorkriegszeiten<br />
nicht zurück – im Gegenteil. Während<br />
die Zahl der Fahrgäste 1930 bei 429 Millionen<br />
und 1937 bei 512 Millionen lag, stieg sie Anfang<br />
der 40er-Jahre auf über 700 Millionen an.<br />
Wachsende Bedeutung der S-<strong>Bahn</strong><br />
Bereits zu Anfang des Krieges hatte sich die<br />
wachsende Belastung der S-<strong>Bahn</strong> abgezeichnet.<br />
Deshalb erging noch 1941 eine weitere Bestellung<br />
über 80 Viertelzüge der Bauart 1938<br />
(letzte Baureihenbezeichnung 477). Die Auslieferung<br />
geschah ab 1943, zog sich bis zum<br />
Frühjahr 1944 hin und gelang kriegsbedingt<br />
nicht mehr vollzählig. Neben 72 Triebwagen<br />
wurden nur noch 50 Beiwagen ausgeliefert.<br />
Um all diese Fahrzeuge einsetzen zu können,<br />
baute man aus elf Triebwagen die elektrischen<br />
Einrichtungen aus und stellte sie mit anderen<br />
Triebwagen zu Viertelzügen zusammen. So waren<br />
diese Pärchen teilweise bis 1958 im Einsatz,<br />
als das Reichsbahnausbesserungswerk Schöneweide<br />
neue Beiwagen baute, um den Wagenpark<br />
sinnvoll zu komplettieren.<br />
Der „Verkehrsansturm“ auf die S-<strong>Bahn</strong><br />
lässt sich durch mehrere Faktoren erklären:<br />
Fahrten mit privaten Pkw und Autobussen<br />
waren immer weiter zurückgegangen. Selbst<br />
die Nutzung von Fahrrädern wurde mangels<br />
Ersatzteilen immer schwieriger. Damit die<br />
Wirtschaft die steigenden Kriegsanforderungen<br />
erfüllen konnte, wurden immer weitere<br />
Die S-<strong>Bahn</strong> ersetzte Pkw und Busse, brachte die<br />
Arbeiter zu den Fabriken und Flüchtlinge aus Berlin<br />
Bevölkerungsgruppen in den Produktionsprozess<br />
einbezogen. Nicht zuletzt: Wer konnte,<br />
der floh aus der zerbombten Metropole in<br />
die Vororte. 1944 bezifferte die <strong>Bahn</strong> die<br />
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