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Strecken und Stationen<br />
An einem wintertrüben Februartag 2012 bietet Ostkreuz diesen Anblick: Über dem Ringbahnsteig erhebt sich die neue Halle, die Trassen der<br />
Auffahrten liegen noch. Im Sommer 2012 werden diese abgeräumt<br />
Matthias Cantzler<br />
Gleis trog gehoben und anschließend auf Teflon-Gleitschienen<br />
nach außen auf die vier außerhalb<br />
der Brücke stehenden Hydraulik-<br />
Stempel gedrückt. Diese senkten dann an zwei<br />
Wochenenden im März 2011 auf die vorgesehenen<br />
Auflager ab. Der Zeitplan für diese<br />
nicht alltägliche Bautechnologie wurde eingehalten,<br />
obwohl während des Verschubs immer<br />
wieder der Druck in den Trägern geprüft werden<br />
musste, um Verziehungen und damit gerissene<br />
Schweißnähte zu erkennen.<br />
Der Bau der Ringbahn-Halle<br />
Kaum waren diese „Fundamente“ für die künftige<br />
Ringbahn-Halle gelegt, war das Montageund<br />
Transportgerüst fertig. Dessen Stützen fuhren<br />
auf in den Gleiströgen verlegten und nach<br />
beiden Seiten verspannten Schienen. Die östliche<br />
Stütze lief auf einer geraden Schiene, das<br />
Fahrwerk der westlichen war dagegen mehrmals<br />
der wechselnden Spurweite im gebogenen Trog<br />
anzupassen; Seilwinden zogen das Gefährt.<br />
Vor dem „Fahren“ des Montagegerüstes setzte<br />
man jeweils die beiden äußeren Doppel-Stiele<br />
auf je zwei Hydraulikstempel auf, die aus drei<br />
Teilen bestehenden „Dachbinder“ aufgesetzt,<br />
verschraubt und dann mit den Stielen zu einem<br />
Doppelrahmen verbunden wurden. Das gesamte<br />
Montagegerüst mit aufgesetzten Doppelrahmen<br />
– insgesamt neun an der Zahl – wurde mit<br />
hoher Fahrkunst vom Montageort am nördlichen<br />
Widerlager über den gesamten <strong>Bahn</strong>steig<br />
von Ende April bis Mitte Juli 2011 mehrmals<br />
verschoben. Hatten die Doppelrahmen ihren<br />
vorgesehenen Platz erreicht, senkten die paarweisen<br />
Hydraulikstempel diese auf die vorgesehenen<br />
Anschlusspunkte der Hallenlängsträger<br />
ab. Anschließend fuhr das Gerüst leer zurück,<br />
um den nächsten Doppelrahmen aufzunehmen.<br />
Bevor das „Fahren“ begann, wurde am 15. April<br />
2011 die komplette südliche Hallenschürze<br />
montiert. Während die Halle Schritt für Schritt<br />
wuchs, begann man bereits, die Halle zu verglasen.<br />
Im Gegensatz zum <strong>Berliner</strong> Hauptbahnhof<br />
setzte man die Scheiben nicht von außen, sondern<br />
aus dem Inneren mit einem Roboterarm<br />
ein, an dem sich Saugnäpfe für die Scheiben befanden.<br />
Das Dach besteht aus zwei Schichten,<br />
um ein Aufheizen der Halle zu verhindern.<br />
Am 16. April 2012 rollten nach 16-tägiger<br />
Vollsperrung der Ring-S-<strong>Bahn</strong> wieder die Züge,<br />
nun auf neuer Strecke. Neben der 132 Meter<br />
langen und 15 Meter hohen Ringbahnhalle in<br />
Ostkreuz wurde für die S-<strong>Bahn</strong> ein elektronisches<br />
Stellwerk in Betrieb genommen, von dem<br />
aus die Sicherungs- und Signalanlagen zwischen<br />
Greifswalder Straße und Treptower Park gesteuert<br />
werden. In Ostkreuz erleichtern erstmals<br />
auf- und abwärts gerichtete Fahrtreppen den<br />
Zu- und Abgang zum Ringbahnsteig. Wenn die<br />
unteren <strong>Bahn</strong>steige in neuer Lage erbaut sind,<br />
werden auch diese Fahrtreppen erhalten.<br />
Baubeginn auf der Stadtbahn-Ebene<br />
Am 30. September 2011 begann der Umbau der<br />
unteren <strong>Bahn</strong>anlagen. Aus dem östlichen Baufeld<br />
waren Kabel zu verlegen, um die künftige Überführung<br />
des von Erkner kommenden S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Gleises und den Neubau der <strong>Bahn</strong>brücken über<br />
die Karlshorster Straße vorzubereiten. Sichtbares<br />
Zeichen für die Fahrgäste war der am 11. Dezember<br />
2011 begonnene Inselbetrieb der S 3, die<br />
zeitweise nur noch zwischen Ostkreuz und Erk -<br />
ner verkehren kann. Denn zuerst wird die gesamte<br />
nördliche Seite der Stadtbahn-Ebene umgebaut,<br />
so dass die S-<strong>Bahn</strong> zwischen Ostbahnhof<br />
und Ostkreuz auf der bisherigen Strecke nach<br />
und von Erkner verkehren muss. Weil in Ostkreuz<br />
nur drei <strong>Bahn</strong>steigkanten verfügbar sind,<br />
wendet die S 3 in Ostkreuz an einer Kante, während<br />
die Züge nach und von Lichtenberg die anderen<br />
beiden nutzen. Dafür waren im November/Dezember<br />
2011 auf der Ostseite Weichen<br />
einzubauen und Gleise zu verschwenken. Wegen<br />
starken Frostes mussten bis März 2012 alle Fahrgäste<br />
von und nach Erkner über die Fußgängerbrücke<br />
umsteigen; weil dann eine zusätzliche<br />
Weiche eingebaut werden konnte, braucht man<br />
in Ostkreuz nur noch die <strong>Bahn</strong>steigseite zu wechseln,<br />
wenn man Richtung Erkner fahren will.<br />
Zwischen Lichtenberg und Ostkreuz besteht<br />
seit 21. November 2011 vorübergehend Gemeinschaftsbetrieb<br />
zwischen Fern- und S-<strong>Bahn</strong>:<br />
Die DB-Nachtzüge müssen wegen erforderlicher<br />
Baufreiheit S-<strong>Bahn</strong>-Gleise nutzen; deshalb sind<br />
an S-<strong>Bahn</strong>-Signalen neben dem Streckenanschlag<br />
der Fahrsperre zusätzlich Gleismagnete<br />
der punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) zu<br />
finden. Die Brücke über die Karlshorster Straße<br />
ist mehr als 100 Jahre alt und ist zu erneuern.<br />
Nachdem die Brücke in Längsrichtung geteilt<br />
und abgebaut wurde – ursprünglich lagen<br />
hier vier Gleise –, konnten die Widerlager der<br />
neuen Brücke errichtet werden. Zusammen mit<br />
einer bauzeitlichen nördlichen Hilfsbrücke, die<br />
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