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Die S-<strong>Bahn</strong> 1944/45<br />
HINTERGRUND: FAHRPLANKONZEPT AB 3. JULI 1944<br />
Zuggruppe Zuglauf (werktags)<br />
A<br />
Vollring<br />
A I<br />
Vollring (Berufsverkehr)<br />
B<br />
Jungfernheide – Gartenfeld<br />
C I<br />
Ostkreuz – Gartenfeld (Berufsverkehr)<br />
G<br />
Mahlsdorf – Halensee<br />
G I Mahlsdorf – Westkreuz (Berufsverkehr)<br />
H<br />
Grünau – Spandau West<br />
H I Schöneweide – Pichelsberg (Berufsverkehr)<br />
H II Grünau – Hermannstraße (Berufsverkehr)<br />
L<br />
Erkner – Potsdam<br />
J<br />
Schöneweide – Spindlersfeld<br />
L I<br />
Erkner/Friedrichshagen – Grunewald (Berufsverkehr)<br />
M<br />
Wannsee – Stahnsdorf<br />
1 Wannsee – Birkenwerder/Oranienburg<br />
1a<br />
Hermsdorf – Zehlendorf (Berufsverkehr)<br />
1d<br />
Wannsee – Potsdamer <strong>Bahn</strong>hof („Bankierzüge“)<br />
2 Lichterfelde Süd – Velten<br />
2a<br />
Lichterfelde West – Tegel (– Hennigsdorf ) (Berufsverkehr)<br />
3 Rangsdorf – Bernau<br />
3 a Mahlow – Bernau (Berufsverkehr)<br />
M. Jacob<br />
Die Stadtbahn vor der Zerstörung: Um 1943 ist ein ET 167 auf der Fahrt<br />
Richtung Westen und passiert beim Bode-Museum die Blockstelle<br />
Busch. Die Blockstelle nahe der Station Börse (später Marx-Engels-<br />
Platz, heute Hackescher Markt) hatte ihren Namen von dem früher in<br />
der Nähe gelegenen Bau des Zirkus Busch<br />
Slg. Reinhard Schulz<br />
Der Fahrplangrundtakt betrug zehn bzw. 20 Minuten<br />
je Zuggruppe. Im Herbst/Winter 1944<br />
wurde die Verkehrszeit der Einsetzzuggruppen<br />
immer weiter eingeschränkt. Bei auftretendem<br />
Bedarf gab es jedoch auch jetzt noch Angebotsausweitungen.<br />
Die legendären Bankierzüge, die<br />
zwischen dem Potsdamer <strong>Bahn</strong>hof und Zehlendorf<br />
mit 120 km/h über die Ferngleise sausten,<br />
fuhren, wenn auch nur noch mit drei Fahrten pro<br />
Tag, noch im Februar 1945.<br />
durchschnittliche Reiseweite mit 14 Kilometern<br />
(heute sind es rund 9,5 Kilometer).<br />
Bei Inkrafttreten des Buchfahrplans vom<br />
3. Juli 1944 waren praktisch alle S-<strong>Bahn</strong>-Strecken<br />
noch in Betrieb. Lediglich die so genannte<br />
Südring-Spitzkehre über Kolonnenstraße zum<br />
Potsdamer Ringbahnhof sowie bestimmte Verbindungskurven<br />
zwischen Stadt- und Ringbahn<br />
wurden seit dem Winter 1943/44 nicht<br />
mehr im Fahrgastverkehr betrieben. Der<br />
Hauptgrund waren weniger die Kriegsschäden<br />
Immer wieder kam es kriegsbedingt zu<br />
Änderungen im S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr. Im Oktober/November<br />
1944 verursachten Stromeinsparungen<br />
Einschränkungen im Berufsverkehr<br />
(links); wegen starken Andrangs wurde<br />
noch im November 1944 zusätzlich der Bedarfs-Umlauf<br />
26 auf der Ringbahn eingesetzt<br />
(oben) Slg. Manuel Jacob (2)<br />
an den Anlagen, denn zum Abstellen von Zügen<br />
war die Strecke weiter in Betrieb. Vielmehr<br />
ging es um die Auflösung betrieblicher Abhängigkeiten.<br />
Bisher waren mehrere Zugläufe<br />
von Stadt- und Ringbahn miteinander verknüpft,<br />
was sich bei den zunehmenden kriegsbedingten<br />
Störungen als nachteilig herausstellte.<br />
Traten auf dem einen System<br />
Schwierigkeiten auf, so übertrugen diese sich<br />
auf das andere System und verdoppelten das<br />
Problem.<br />
„Fantasievoller Betrieb“<br />
Um angesichts der vielen Kriegszerstörungen<br />
den Zugbetrieb so stabil wie möglich zu gestalten,<br />
zeigten sich die S-<strong>Bahn</strong>-Verantwortlichen<br />
fantasievoll. War etwa eine Strecke durch Bombentreffer<br />
unpassierbar, dann wurden die Züge<br />
bis zum nächsten Kehrbahnhof geführt. Lagen<br />
zwischen diesem und der Schadensstelle weitere<br />
<strong>Bahn</strong>höfe, dann bestand die Möglichkeit, einen<br />
Pendelverkehr einzurichten. Dabei befuhr ein<br />
Zug diesen Streckenabschnitt immer auf einem<br />
Gleis, wurde fahrdienstlich aber so aufwendig behandelt<br />
wie regulärer Zugverkehr (z.B. Ab- und<br />
Rückmelden jeder einzelnen Zugfahrt). Mit Verfügung<br />
vom 27. November 1943 wurde der<br />
„Vereinfachte eingleisige Pendelverkehr“ eingeführt.<br />
Das hieß: Wenn sichergestellt war, dass<br />
sich nur ein Zug in dem betreffenden Streckenabschnitt<br />
befand, eventuell vorhandene Weichen<br />
durch Schlösser sowie Hebelsperren im Stellwerk<br />
gesichert und die Pendelendstellen gegen Zugfahrten<br />
des Regelbetriebes geschützt waren, dann<br />
konnte ein Pendelzug jetzt unter vereinfachten<br />
Bedingungen verkehren. Dies entlastete die örtlichen<br />
Eisenbahner und beschleunigte die Abläufe.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 2/2013<br />
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