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Entwicklung der S-<strong>Bahn</strong><br />
Nicht nur Personen, auch Gepäckstücke werden mit der S-<strong>Bahn</strong> transportiert.<br />
Im West-<strong>Berliner</strong> S-<strong>Bahn</strong>-Netz ist Anfang der 70er-Jahre ein<br />
solcher Gepäckzug unterwegs<br />
Jürgen Krantz, Sigurd Hilkenbach (r.)<br />
Der Tunnelbahnhof Potsdamer Platz lag unter dem Grenzgebiet zwischen<br />
Ost- und West-Berlin und wurde mit dem Mauerbau aufgelassen.<br />
Das Bild von 1962 zeigt zwei Eingänge an der Mauer (Westseite)<br />
ein, durch das die S-<strong>Bahn</strong> die Aufgabe erhielt,<br />
die neuen Wohngebiete in Marzahn und Hohenschönhausen<br />
zu erschließen. Dazu wurden<br />
die Abschnitte Abzweig Biesdorfer Kreuz bzw.<br />
Friedrichsfelde Ost – Berlin-Marzahn am<br />
30. Dezember 1975, Berlin-Marzahn – Otto-<br />
Winzer-Straße (nach 1990 umbenannt in<br />
Mehrower Allee) am 15. Dezember 1980 und<br />
Otto-Winzer-Straße –Ahrensfelde am 31. Dezember<br />
1982 eröffnet.<br />
Am 21. Dezember 1984 ging der eingleisige<br />
Streckenabschnitt Springpfuhl – Berlin-<br />
Hohenschönhausen in Betrieb, am 20. Dezember<br />
1985 wurde der zweigleisige Ausbau<br />
dieses Abschnittes, verlängert bis Wartenberg,<br />
dem Verkehr übergeben. Die Strecke war eigentlich<br />
bis zum Karower Kreuz geplant, wurde<br />
aber nur mit dem Planum fortgesetzt und<br />
Bis 1989 kam die S-<strong>Bahn</strong> in Ost-Berlin pro Tag auf<br />
1.800 Fahrten und rund 700.000 Fahrgäste<br />
blieb ein Fragment, so dass das Wohngebiet<br />
Buchholz Nord keinen S-<strong>Bahn</strong>-Anschluss bekam.<br />
Nicht gebaut wurden auch die S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Verbindung zwischen dem Grünauer und dem<br />
Biesdorfer Kreuz, eine Tangente für die Oranienburger<br />
Züge sowie die Verlängerung über<br />
Karow hinaus nach Basdorf und bis Wandlitzsee.<br />
Stark beanspruchte Linien<br />
Das Streckennetz in Ost-Berlin sowie in den<br />
angrenzenden Bezirken Frankfurt (Oder) und<br />
Potsdam hatte 1986 eine Länge von 173 Kilometern,<br />
dabei waren 36 Prozent der Strecken<br />
eingleisig. Das Netz war engmaschig geknüpft<br />
und mindestens ebenso stark beansprucht. Bis<br />
1989 benutzten rund 700.000 Fahrgäste täglich<br />
die S-<strong>Bahn</strong> im Ostteil. Bei etwa 1.800<br />
Zugfahrten kam sie auf 45.000 Zugkilometer<br />
am Tag. Im Fahrplan waren vorgesehen:<br />
• 6 Zuggruppen bis Friedrichstraße,<br />
• 9 Zuggruppen bis Alexanderplatz,<br />
• 13 Zuggruppen von Strausberg, Ahrensfelde,<br />
Erkner, Königs Wusterhausen und Berlin-<br />
ZUR PERSON<br />
FRIEDRICH KITTLAUS<br />
Eine der wichtigsten Personen – und Persönlichkeiten<br />
– bei der <strong>Berliner</strong> S-<strong>Bahn</strong> der<br />
Nachkriegszeit wurde Friedrich Kittlaus. Im Jahr<br />
1901 geboren, hatte er zunächst eine Lokführerlaufbahn<br />
begonnen und kam Ende der 30er-<br />
Jahre zur S-<strong>Bahn</strong>. Als Betriebskontrolleur<br />
erwarb er sich während des Zweiten Weltkriegs<br />
besondere Meriten, weil es ihm gelang, trotz<br />
zunehmender Bombardements den Zugverkehr<br />
weitgehend am Laufen zu halten. Im August<br />
1945 musste Kittlaus den Dienst bei der S-<br />
<strong>Bahn</strong> quittieren. Im April 1949, während der<br />
Berlin-Blockade, holte man ihn aber zurück. Auf<br />
Weisung des Reichsbahn-Generaldirektors Willi<br />
Kreikemeier wurde er nun als S-<strong>Bahn</strong>-Leiter<br />
eingesetzt, was er bis zum 31. Dezember<br />
1972 (!) blieb. In dieser Zeit erreichte er es,<br />
dass die S-<strong>Bahn</strong> auch unter schwierigen Bedin-<br />
gungen beachtliche Transportleistungen erbrachte.<br />
Mit seinen Mitarbeitern erstellte er<br />
unter anderem ein Konzept, das die betrieblichen<br />
Einschränkungen durch den Mauerbau<br />
auffing und den Betrieb in getrennten Netzteilen<br />
regelte. Bei all dem stand Kittlaus selbst<br />
für die S-<strong>Bahn</strong> Berlin als Einheit, nicht zuletzt<br />
durch seine Person. Trotz führender Position<br />
bei der DDR-Reichsbahn in Ost-Berlin war er<br />
kein Mitglied der Staatspartei SED und behielt<br />
seinen Wohnsitz in West-Berlin. Diplomatisch<br />
regelte er auf dem kleinen Dienstweg manche<br />
politisch motivierten Unstimmigkeiten zwischen<br />
West und Ost. Im Jahr 1989/90 erlebte<br />
er noch, wie die Konfrontation beendet wurde<br />
und die beiden S-<strong>Bahn</strong>-Netze langsam wieder<br />
zusammenwuchsen. Kittlaus starb im September<br />
1991.<br />
MANUEL JACOB<br />
Friedrich Kittlaus (M.) bei der Eröffnung der S-<strong>Bahn</strong>-Verbindung Adlershof – Zentralflughafen<br />
Schönefeld, 26. Februar 1962<br />
Slg. Dr. Alfred Gottwaldt<br />
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