AUDIO TEST Neuer High-End-Einstieg (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
und Decodern erzielen Laufwerke eine unterschiedlich<br />
gute Fehlerkorrektur. Allgemein<br />
kann man sagen, dass mit CIRC bis zu<br />
4 000 Bits in Folge fehlerhaft sein können,<br />
diese aber dennoch vollständig rekonstruierbar<br />
sind. Das entspricht etwa einem Zoll<br />
Datenspur, Datenverlust findet auch hier<br />
keiner statt. Wird der fehlerhafte Bereich<br />
jedoch zu groß, helfen die genannten Verfahren<br />
jedoch auch nicht mehr. Das ist auch<br />
der Grund, weshalb lange Kratzer entlang<br />
der Datenspur größeren Schaden anrichten:<br />
Es werden zu viele aufeinanderfolgende<br />
Daten vernichtet, sodass auch Interleaving<br />
nicht mehr aushelfen kann. Doch was passiert<br />
nun?<br />
Technik 3: Interpolation<br />
Dieses Verfahren ist genau das, wonach<br />
es klingt: Bei nicht korrigierbaren Fehlern<br />
werden die vermissten Bits durch Näherung<br />
bestimmt. Hier betreten wir nun<br />
einen Bereich, in dem das ausgewertete<br />
Material sich von dem ursprünglichen unterscheidet,<br />
es kann also zu hörbaren Unterschieden<br />
kommen. Diese sind jedoch<br />
zunächst gering: Ist ein Fehler nicht korrigierbar,<br />
kommt die Interpolation in zwei<br />
Varianten zum Einsatz. Beim ersten Grad<br />
der Interpolation wird der vorherige Wert<br />
wiederholt, bei der Interpolation zweiten<br />
Grades wird der Mittelwert aus dem vorherigen<br />
und dem nachfolgenden Bit gebildet.<br />
Durch Interpolation kann so auch ein<br />
größerer defekter Bereich zwar nicht korrigiert,<br />
aber immerhin kaschiert werden.<br />
Bei kurzen Sequenzen ist die Interpolation<br />
nicht oder kaum zu hören, kritisch kann<br />
es dagegen werden, wenn eine CD viele<br />
Fehler aufweist und die Fehlerkorrektur<br />
dermaßen überfordert ist, dass sehr häufig<br />
interpoliert werden muss.<br />
Technik 4: Stummschaltung<br />
Der Hund hat die CD mit der Zeitung verwechselt<br />
oder der Nachwuchs sie als Frisbee<br />
missbraucht? Dann besteht eine gesteigerte<br />
Wahrscheinlichkeit, dass sogar der Interpolationsmechanismus<br />
versagt. Dann kommt<br />
es sozusagen zur Notabschaltung: Für bis<br />
zu 1/75 Sekunde wird die Audioausgabe<br />
unterbrochen. Ein sehr schnelles Fading davor<br />
und danach führt der Player ebenfalls<br />
durch. Mit diesem Mechanismus soll verhindert<br />
werden, dass „falsche“ Daten wiedergegeben<br />
werden, denn diese würden zu<br />
einem sehr unschönen Klangerlebnis führen.<br />
Eine Kostprobe dieser Geräusche können<br />
Sie erleben, wenn sie eine Daten-CD in<br />
einem alten CD-Spieler abzuspielen versuchen.<br />
Durch CIRC-Kodierung wird bei nicht<br />
stark verschmutzten CDs eine Genauigkeit<br />
von etwa einem unkorrigierbaren Bit pro<br />
Milliarde Bits erreicht. Zusammen mit Interpolation<br />
erhalten wir ein recht robustes Medium.<br />
Auf der anderen Seite besteht aber<br />
keine Garantie für absolute Fehlerfreiheit.<br />
Gerundete Programme?<br />
Die Fehlerkorrektur der Audio-CD unterscheidet<br />
sich jedoch grundlegend von der<br />
der Daten-CD. Wie bei Festplatten, behandelt<br />
im Artikel ab Seite 20, können bei<br />
Daten-CDs Fehler nicht toleriert werden.<br />
Ein einziger Fehler könnte hier ein komplettes<br />
Software-Paket ruinieren, denn im<br />
Programmcode kann ein einzelnes Zeichen<br />
die Funktion des Programmes stark einschränken<br />
– es gibt hier also keine interpolierten<br />
Programme. Deshalb ist der Kopierschutzmechanismus<br />
hier noch komplexer.<br />
Doch ein Kopierschutz verbraucht natürlich<br />
auch Speicherplatz auf der CD, es handelt<br />
sich um redundante Daten. Deshalb kann<br />
ein CD-Rohling mit einer Kapazität von 74<br />
Minuten Musik (was etwa 780 Megabyte<br />
Daten entspricht) fassen, aber als Daten-<br />
CD nur mit maximal 650 Megabyte an Dateien<br />
beschrieben werden. Wem diese Diskrepanz<br />
aufgefallen sein sollte, findet des<br />
Rätsels Lösung also in der umfangreicheren<br />
Fehlerkorrektur der Daten-CD.<br />
Dazu noch zwei Gedankengänge: Es drängt<br />
sich die Frage auf, warum bei der Audio-<br />
CD Fehler toleriert werden und durch Interpolation<br />
unpräzise ausgemerzt werden.<br />
Die Antwort darauf ist einfach: Die unterbrechungsfreie<br />
Wiedergabe steht im Vor-<br />
dergrund. Die Alternativen wären, dass die<br />
CD stoppt oder der Track beim Auslesen<br />
eines Fehlers übersprungen wird. Oder der<br />
falsche Wert wird wiedergegeben, was zu<br />
den bereits erwähnten unangenehmen Geräuschen<br />
führen würde. Da ist der geringe<br />
Genauigkeitsverlust durch Interpolation<br />
doch schon eher hinnehmbar. Eine weitere<br />
interessante Frage ist: Wären Ihre WAV-Files<br />
vor Fehlern sicherer, wenn diese nicht als<br />
Audio-CD, sondern als Daten-CD gebrannt<br />
werden würden? Die Antwort lautet tatsächlich<br />
ja. Dafür verringert sich aufgrund<br />
der umfangreicheren Fehlerkorrektur jedoch<br />
die Kapazität, die Spielzeit verkürzt<br />
sich also. Außerdem sind viele CD-Player<br />
nicht darauf ausgelegt, CDs nach einem<br />
anderen Standard als Audio-CD oder Audio<br />
CD mit CD-Extra abzuspielen. Haben Sie jedoch<br />
kein anderes Medium als CD-Rohlinge<br />
zur Verfügung und müssen einige WAV-<br />
Dateien von A nach B transportieren, wäre<br />
die Daten-CD die erste Wahl. Idealerweise<br />
wären jedoch Datenträger wie USB-Sticks<br />
oder externe Festplatten zu bevorzugen, da<br />
auch bei diesen keine Fehler toleriert werden.<br />
Beim Rippen von Audio-CDs können<br />
Lesevorgänge übrigens wiederholt werden,<br />
um einen fehlerhaften Bereich vielleicht in<br />
einem weiteren Durchgang korrekt zu erfassen.<br />
Hier besteht schließlich nicht der<br />
Druck der unterbrechungsfreien Wiedergabe.<br />
Allerdings kann es auch hier zur Interpolation<br />
kommen, wenn dennoch kein besseres<br />
Ergebnis zustande kommt. Es kann also<br />
durchaus passieren, dass ein Lied auf dem<br />
Weg von der CD auf die Festplatte an Daten<br />
und damit an Qualität verliert.<br />
Eine nette Anekdote zum Schluss: Wenn<br />
der Sachverhalt auch nicht komplett wasserdicht<br />
bestätigt ist, so erfährt man doch<br />
aus vielen Quellen, dass die Spielzeit der<br />
einfachen Audio-CD mit 74 Minuten keineswegs<br />
zufällig gewählt ist. Vielmehr wurde<br />
diese Länge angeblich gewählt, damit eine<br />
Aufnahme von Beethovens neunter Sinfonie<br />
am Stück durchgehört werden kann –<br />
ohne Unterbrechung wie etwa bei Schallplatte<br />
oder MC.<br />
Interpolation am Beispiel<br />
U<br />
t<br />
t<br />
Durch die Interpolation kann es letztendlich in der Wellenform zu geringen Abweichungen kommen. Nach der Digital-Analog-Wandlung entsteht<br />
dann ein geringfügig unterschiedlicher Spannungsverlauf. Tritt dieser Fall zu häufig auf, kann dies in hörbaren Klangeinbußen resultieren<br />
Wissen 19