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kult!<br />
kult!-Nr. 8<br />
erscheint am<br />
19.4.2013<br />
Alle Hefte zu bestellen<br />
im Shop Seite 65<br />
oder unter:<br />
www.goodtimes-magazin.de<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
JACK SAVORETTI<br />
BEFORE THE STORM<br />
Aktuell zusammen auf Tour mit dem Singer/Songwriter-Senkrechtstarter<br />
Jake Bugg<br />
ist dieser junge britische Künstler. Dabei ist<br />
die komplett selbst geschriebene Musik, die<br />
Jack Savoretti auf BEFORE THE STORM<br />
präsentiert, sogar noch ein gutes Stück vielschichtiger<br />
als die seines Kollegen. Produziert<br />
von Martin Terefe (James Morrison,<br />
Leonard Cohen, a-ha), lässt er in einer breiten<br />
Palette an Stilen sein Talent aufblitzen. Er<br />
klingt mal wie ein verträumter Liedermacher<br />
aus dem New Yorker Greenwich-Village der<br />
60er Jahre, mal wie eine junge Ausgabe des<br />
hawaiianischen Meisters des Gute-Laune-<br />
Surf-Pop, Jack Johnson, hat hymnische<br />
(Brit-Pop-)Refrains genauso im Angebot<br />
wie jazzig verspielten Lounge-Pop, kann<br />
es ebenso kernig, wie er seine Lieder voller<br />
Gefühl vortragen kann. Jack Savoretti, ein<br />
Name, den man sich merken sollte.<br />
(Fullfill Records/Alive, 2013, 13/45:37) tk<br />
THE PARTRIDGE<br />
FAMILY<br />
SOUND MAGAZINE / SHOPPING<br />
BAG + THE PARTRIDGE<br />
FAMILY NOTEBOOK /<br />
CROSSWORD PUZZLE<br />
Nach der Europa-Premiere der ersten beiden<br />
Partridge-Family-LPs gibt es nun auch die<br />
nächsten vier Alben der singenden US-Familie<br />
auf zwei CDs. SOUND MAGAZINE und<br />
SHOPPING BAG erschienen 1972, Hauptsänger<br />
waren natürlich wieder Teenie-Star<br />
David Cassidy sowie die <strong>Music</strong>al erprobte<br />
Shirley Jones, zum Studiopersonal gehörte<br />
mit Hal Blaine (dr), Larry Knechtel (keys),<br />
Max Bennett (b) und Louis Shel<strong>to</strong>n (g) eine<br />
exzellente Riege an Musikern, sonst in den<br />
Diensten von Ella Fitzgerald, der Monkees,<br />
Glen Campbell, Simon & Garfunkel oder<br />
Elvis Presley. Mit fast gleicher Besetzung<br />
wurden im Jahr darauf weitere zwei Alben<br />
voller opulent arrangiertem, typisch amerikanischem<br />
70er-Jahre-Pop eingespielt, THE<br />
PARTRIDGE FAMILY NOTEBOOK sowie<br />
CROSSWORD PUZZLE. Auch beim Songwriting<br />
wurden hier keine halben Sachen<br />
gemacht, so gut wie alle Titel stammen von<br />
renommierten Songwriter-Teams, von Wes<br />
Farrell/Danny Janssen/Bobby Hart über Tony<br />
Romeo/Ken Jacobson bis zu Barry Mann/Phil<br />
Spec<strong>to</strong>r/Cynthia Weil.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1972,<br />
22/66:29, 1973, 22/64:10) tk<br />
JUSTIN HAYWARD<br />
SPIRITS OF THE WESTERN SKY<br />
Mit Kompositionen wie “Nights In White<br />
Satin”, “Tuesday Afternoon”, “Your Wildest<br />
Dreams” oder auch “I Know You’re Out There<br />
Somewhere” gehört der Moody-Blues-Gitarrist<br />
und -Sänger Justin Hayward zu den erfolgreichsten<br />
Songwritern der Rock- und Popgeschichte.<br />
Über 15 Jahre ist es her, dass er sein<br />
letztes Solo-Album veröffentlicht hat, so dass<br />
sich nun für SPIRITS OF THE WESTERN<br />
SKY wieder genug neues Material angesammelt<br />
hatte. Natürlich bleibt er sich über weite<br />
Strecken des Albums treu, liefert die von ihm<br />
bekannte Mischung aus melodischen, gefühlvollen<br />
Songs in feinsinnigen, ausgefeilten Poparrangements.<br />
Bei drei Songs, den Countryund<br />
Bluegrass-beeinflussten Stücken “What<br />
Your Resist Persists”, “Broken Dream” und<br />
“It’s Cold Outside Your Heart”, wendet er sich<br />
auch neuen Ausdrucksweisen zu.<br />
(Eagle/edel, 2013, 15/68:19)<br />
tk<br />
EVERLY BROTHERS<br />
ROCK + THE BALLADS OF<br />
Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Pop<br />
Kategorien und kommerziellen Zwängen<br />
anzurichten. Und trotz zahlreicher Helfer an<br />
so unterschiedlichen Instrumenten wie Harmonium,<br />
Lapsteel, Kornett, Flöte, Lap<strong>to</strong>p<br />
oder Cello klingen ihre Lieder nie überladen,<br />
steht neben allem schmückenden Beiwerk<br />
der Kern des Songs im Mittelpunkt. Auch<br />
die Wurzeln dieser Lieder sind schnell ausgemacht,<br />
reichen von perlendem Sixties-Beat<br />
über jazzig verspielte Chansons und sanftem<br />
Folk bis zu himmelhoch aufgetürmten Pop-<br />
Harmonien – immer umspielt von einer Prise<br />
mystischer Unnahbarkeit. Also ganz wie eine<br />
Outer-Space-Version von Belle & Sebastian,<br />
unterstützt von einer jungen Kate Bush ...<br />
(Make My Day Records/Alive,<br />
2013, 10/37:56) us<br />
EDWYN COLLINS<br />
UNDERSTATED<br />
Die Everly Bro<strong>the</strong>rs waren immer beides:<br />
Schmusesänger und Rock’n’Roller. Einem<br />
ruhigen “All I Have To Do Is Dream” (1958,<br />
US #1) gingen Uptempo-Hits wie “Bye Bye<br />
Love” (1957, US #2) und “Wake Up Little<br />
Susie” (1957, US #1) voraus. Gleichwohl<br />
blieben die Brüder Don und Phil im kollektiven<br />
Gedächtnis eher mit ihren zärtlichen<br />
Close-Harmony-Balladen haften, die starken<br />
Einfluss auch auf die Beatles, Simon & Garfunkel<br />
und a-ha ausübten. Von ihrer rockigen<br />
Seite kann man sich nun anhand der Anthologie<br />
THE EVERLY BROTHERS ROCK<br />
überzeugen. In gewohnt guter Bear-Family-<br />
Qualität (hervorragender Klang, informatives<br />
Booklet) versammelt sie neben “Bye Bye<br />
Love” und “Wake Up Little Susie” 28 weitere<br />
Nun ist er aber wirklich<br />
zurück! Als Edwyn<br />
Collins 2010<br />
mit LOSING SLEEP<br />
sein Comeback feierte,<br />
war man in erster<br />
Linie froh, dass<br />
es dem Mann gelungen war, sich nach<br />
zwei Schlaganfällen wieder aufzurappeln.<br />
Ein gutes Album zwar, aber man merkte<br />
ihm doch stark an, dass der Sänger/Songschreiber,<br />
der in den 80ern mit der schottischen<br />
Band Orange Juice Erfolge feierte,<br />
noch etwas geschwächt war. Doch nun,<br />
zwei Jahre später, ist der 53-Jährige mit<br />
seinem achten Solo-Album UNDERSTA-<br />
TED wahrhaft zur Bestform aufgelaufen.<br />
Songs aus den Jahren 1957–62, darunter das Mitmusiker wie Sex-Pis<strong>to</strong>ls-Drummer<br />
knallige “Bird Dog” (1958, US #3) und die<br />
ambitionierte Bing-Crosby-Adaption “Temptation”<br />
(1961). In ihrer Studioband spielten gestandene<br />
Rockabillys wie Chet Atkins (g) und<br />
Floyd Cramer (p). Auch Covers von R&R-<br />
Kollegen sind zu hören, etwa Little Richards<br />
“Lucille” und Gene Vincents “Be-Bop-A-<br />
Lula”. Diese, viel zu zahm, bleiben allerdings<br />
hinter den wilden Originalen zurück. Um kein<br />
falsches Bild der Everlys zu erhalten, bringt<br />
Bear Family zeitgleich THE BALLADS OF<br />
THE EVERLY BROTHERS auf den Markt,<br />
Paul Cook haben ihm geholfen, sein wohl<br />
bestes Werk seit GORGEOUS GEORGE<br />
(1994) und der Erfolgssingle “A Girl<br />
Like You” (UK #4, D #3) zu produzieren.<br />
Mit “Carry On, Carry On” und “Too Bad<br />
(That’s Sad)” gibt es zwei schöne, wunderbar<br />
leichtfüßige Blue-Eyed-Soulnummern,<br />
das beklemmende “Baby Jean” glänzt mit<br />
flirrenden Voodoo-Sounds, und mit den<br />
au<strong>to</strong>biografischen Songs “31 Years” und<br />
“Down The Line” hat Collins zwei seiner<br />
bislang schönsten Balladen geschrieben.<br />
die mit 30 Songs ebenfalls auf die goldenen<br />
Jahre der Everlys von 1957 bis ‘62 fokussiert<br />
– allerdings auf deren ruhige Seite. Neben “All<br />
I Have To Do Is Dream” beinhaltet sie weitere<br />
herzerweichende Popnummern wie “Love<br />
(AED/Rough Trade, 2013, 11/41:16)<br />
1. FUTUROLOGISCHER<br />
CONGRESS<br />
PATCHWORK<br />
frs<br />
Hurts” und “Crying In The Rain” (später von<br />
Nazareth und a-ha gecovert). Der Harmonygesang<br />
der Brüder sorgt heute noch, nach über 50<br />
Jahren, für Gänsehaut. Beide CDs verhalten<br />
sich wie Yin und Yang zueinander und sollten<br />
am besten im Doppelpack erworben werden!<br />
(Bear Family, 2013, 30/65:22 +<br />
Experimentellen elektronischen Pop pflegte<br />
der 1981 gegründete, zeitweise 13-köpfige 1.<br />
Futurologische Congress, bei dem zeitweise<br />
auch FM Einheit (Einstürzende Neubauten)<br />
und Hansi Behrendt (Ideal) mitmischten. Dabei<br />
profitierten die Berliner von der grassierenden<br />
Neuen Deutschen Welle, es gab Vergleiche<br />
30/72:54) frs<br />
mit Spliff oder gar den Talking Heads.<br />
Ab und zu integrierte die Combo um Sänger<br />
MONKEY CUP DRESS<br />
MONKEY CUP DRESS<br />
U.W.A. Heyder auch Funk und Soul, es<br />
groovte bei aller Syn<strong>the</strong>tik durchaus. Die nun<br />
Der betörende Kammerpop dieser beiden<br />
jungen Damen braucht keine große Bühne<br />
um seine Schönheit zu entfalten, ganz in der<br />
langen Poptradition ihrer skandinavischen<br />
Heimat lebt diese Musik vom Kontrast zwischen<br />
kühler Schönheit und warmer Intimität.<br />
Mit Monkey Cup Dress leben Line Felding<br />
(Mitglied der dänischen Folk-Rockband<br />
Cody) und Sidse Holte (begleitet sonst den<br />
Sänger Danjal von den Färöer Inseln) ihren<br />
erstmals vorliegenden, bislang nur als Download<br />
erhältlichen Aufnahmen (CD-Untertitel:<br />
„Studio-Tracks ’83 –’86”) waren als drittes<br />
Album gedacht, über dem sich die Gruppe<br />
zerstritt. Als Bonus gibt es zu den ansonsten<br />
deutsch gesungenen und besprochenen Titeln<br />
drei englischsprachige Tracks. Abwechslungsreich,<br />
eigenwillig, gewöhnungsbedürftig,<br />
nicht jedermanns Geschmack.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2013,<br />
Traum aus, Musik frei von Konventionen, 14/53:21) pro