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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Queen (Vorschau)

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LP<br />

REVIEWS<br />

OTIS RUSH<br />

RIGHT PLACE, WRONG TIME<br />

Den Titel der LP<br />

nahmen 1971 nur die<br />

depperten Manager<br />

von Capi<strong>to</strong>l ernst,<br />

denn sie ließen dieses<br />

Juwel fünf Jahre<br />

unveröffentlicht.<br />

Heute hört sich ih dieser bläserverstärkte,<br />

knackige Blues zeitlos gut an, sicher eines<br />

der Top-Alben des Genres. Otis Rush singt<br />

beseelt und spielt eine (be-)stechend klare<br />

Gitarre zu unverfälschten Zwölftaktern,<br />

mal langsam wiegend, mal rasant rollend.<br />

Und selbst wo er die reine Lehre wie im<br />

schönen Tony-Joe-White-Cover “Rainy<br />

Night In Georgia” variiert, bleibt er absolut<br />

au<strong>the</strong>ntisch. Kevin Gray remasterte die<br />

erstaunlich klaren und dynamischen Aufnahmen<br />

aus Wally Helder’s Studio in San<br />

Francisco mit einem guten Händchen für<br />

Transparenz ab, nur ab und an verzischeln<br />

die S-Laute etwas. Aber das ist angesichts<br />

der Klassequalität der Scheibe völlig belanglos.<br />

(Pure Pleasure/Speakers Corner,<br />

1971, 10 Tracks) lbr<br />

GENE CLARK<br />

NO OTHER<br />

Kaum einer zweifelt<br />

noch an der herausragenden<br />

Rolle, die<br />

Gründungsmitglied<br />

Gene Clark bei den<br />

Byrds spielte. Bis zu<br />

seinem Ausstieg 1966<br />

prägte ät der Sänger, Gitarrist und Songschreiber<br />

maßgeblich die Band. Nach verschiedenen<br />

Projekten (Dillard And Clark), Solo-<br />

Alben und dem kurzfristigen Wiedereinstieg<br />

bei den Byrds 1973 veröffentlichte er 1974<br />

sein definitives Meisterwerk. NO OTHER<br />

mag von diversen illegalen Substanzen unterwandert<br />

sein, doch der faszinierende Mix<br />

aus Country, Rock, Westcoast, Folk und<br />

Psychedelic funkelt noch heute wie ein perfekt<br />

geschliffenes Juwel. Produzent Thomas<br />

Jefferson Kaye stellte dem tragischen Genie<br />

und späteren Drogen<strong>to</strong>ten (1944 –1991) eine<br />

formidab le Band zur Seite (unter anderem<br />

Gitarrist Danny Kortchmar und Drummer<br />

Russ Kunkel), von der leider nirgends bei<br />

diesem Reissue zu lesen ist. Bis auf den zeittypisch<br />

leicht abgesofteten Drumsound tönt<br />

das 180-Gramm-Vinyl zeitlos gut, verzichtet<br />

aber auf die sieben Bonus-Tracks der 2003er<br />

CD-Ausgabe.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1974, 8 Tracks) lbr<br />

CHI COLTRANE<br />

CHI COLTRANE<br />

Chi Coltrane (nicht<br />

verwandt mit John<br />

Coltrane)<br />

zählte<br />

zu den großen<br />

Hoffungen der aufstrebenden<br />

Singer/<br />

Songwriter-Gilde im<br />

Rockkontext, t denn sie konnte nicht nur<br />

hervorragend singen, sondern auch Klavier<br />

spielen und arrangieren – und klasse<br />

Stücke schreiben. Hier zu Lande begeisterte<br />

sie durch ihren Auftritt im „Musikladen”,<br />

bei dem sie das Rock-orientierte “I<br />

Will Not Dance” aufführte (auch auf dem<br />

Album) und mit ihrer voluminösen Stimme<br />

glänzte. Neben den eher offensiven<br />

Songs wie dem Riesenhit “Thunder And<br />

Lightning” drückt sie sich auch durch beschauliche<br />

Stimmungen aus, wie bei der<br />

Ballade “You Were My Friend” und dem<br />

introspektiven “Turn Me Around”, einer<br />

Nummer, bei der sie sich gesanglich deutlich<br />

introspektiver gibt. Eine lohnenswerte<br />

Entdeckung.<br />

(Speakers Corner/Lotus Records, 1972,<br />

11 Tracks) at<br />

SADE<br />

DIAMOND LIFE<br />

Okay, das Cover<br />

glänzt etwas mehr<br />

als das des Originals.<br />

Doch sonst ist<br />

bei diesem Reissue<br />

von <strong>Music</strong> On Vinyl<br />

leider ein wenig<br />

der Lack ab. Der raffiniert gepflegte Mix<br />

aus Soft-Jazz, Latenight-Pop und Soul,<br />

mit dem die damals wohl schönste Sängerin<br />

des Universums die Welt verzauberte,<br />

war seinerzeit auch klangtechnisch eine<br />

Sensation. Die auch enger als die Epic-<br />

Scheibe gepresste Wiederveröffentlichung<br />

schlägt sich auf die Schattenseite des Remasterings:<br />

eingeebnete Dynamik und<br />

gezähmter Höhenkick, der beispielsweise<br />

den fast scharfen Orgeleinwürfen bei dem<br />

grandiosen Cover “Why Can’t We Live<br />

Toge<strong>the</strong>r” merklich die Spitze nimmt. Erstaunlicherweise<br />

tönt auch die Version von<br />

Audio Fidelity ähnlich abgesoftet, so dass<br />

man in diesem Fall besser beim originalen<br />

Vinyl bleibt. Merke: Analog rund heißt<br />

nicht immer schlapp.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1984,<br />

9 Tracks) lbr<br />

EMERSON, LAKE &<br />

PALMER<br />

TARKUS<br />

Den Backkatalog von<br />

ELP hat MOV bereits<br />

recycelt – jetzt<br />

nochmals das zweite<br />

Opus? Ja – und mit<br />

einem<br />

prächtigen<br />

Goodie: „The Alternate<br />

Tarkus”, also der 2012er (Re-)Mix von<br />

Steven Wilson. Der leitet nicht nur die Prog-<br />

Rocker Porcupine Tree, sondern hat mit Remixen<br />

und Remastern von King Crimson<br />

oder Jethro Tull schon viel Lorbeer auch<br />

unter Alt-Art-Rockern gesammelt. Denn er<br />

vermag, ohne den Ursprungscharakter zu<br />

verhunzen, einfach mehr Klarheit und Offenheit<br />

in den bombastischen Sound der Altvorderen<br />

zu mischen. Als weitere Dreingabe<br />

gibt es hier noch einen einen alternativen<br />

Take von “Mass” aus der siebenteiligen, die<br />

Seite 1 komplett füllenden Suite “Tarkus”.<br />

Den erhabensten Sound des „Originals”<br />

transportiert noch immer die 200-Gramm-<br />

Pressung von MFSL, doch auch die 180er<br />

MOV mit ihren differenzierten Höhen hat<br />

ihre Meriten. Die Musik definierte damals<br />

neu, was im Rock alles möglich war: komplexe<br />

Rhythmen und Takte, auch ungerade<br />

und mehrfach wechselnd innerhalb<br />

eines Stücks, fauchendes Georgel auf der<br />

Hammond-B3, viele Syn<strong>the</strong>sizerspuren<br />

zu gewaltigen Soundungeheuern getürmt,<br />

aber auch purer Rock’n’Roll und magische<br />

Hymnen. Toll war’s – und ist’s noch immer.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1971 /2012,<br />

2 LPs, 7/ 8 Tracks) lbr<br />

EARTH AND FIRE<br />

EARTH AND FIRE<br />

Noch so eine wunderschöne<br />

Wiederveröffentlichung<br />

aus<br />

der Serie „Dutch Vinyl<br />

Masters”, zumal<br />

das Polydor-Original<br />

und erst recht die<br />

UK-Ausgabe (mit Roger-Dean-Cover)<br />

kaum mehr zu greifen sind. <strong>Music</strong> On Vinyl<br />

entschied sich für die kontinentale Version<br />

mit dem wundervollen Klappcover im<br />

Streichholzheftchen-Design, so dass man<br />

dankbar die bei MOV übliche Zellofan-<br />

Schutzhülle nach dem Hören wieder überstreift.<br />

Wobei das rote Vinyl sicher öfter<br />

rotiert bei proggig angehauchten Rockfans<br />

mit einem Faible für starke Frauenstimmen.<br />

Sängern Jerney Kaagman prägte mit ihrer<br />

zwischen Grace Slick und Sonya Kristina<br />

liegenden Powerstimme dieses Debüt, das<br />

noch meilenweit vom späteren Seicht-Pop<br />

der Holländer entfernt war. In dem kompakten<br />

Rock des Albums sorgen Flötentöne<br />

und Avantgarde-Anklänge (“What’s Your<br />

Name”) für Abwechslung.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970, 9 Tracks) lbr<br />

IRON BUTTERFLY<br />

HEAVY<br />

Schon früh gab es<br />

das Debüt der „Eisernen<br />

Schmetterlinge”,<br />

aufgenommen<br />

Ende 1967 und<br />

Anfang 1968 veröffentlicht,<br />

als Billigpressung.<br />

Im Schatten des überlangen<br />

Megahits “In-A-Gadda-Da-Vida” hatte es<br />

HEAVY schwer, obgleich die Kalifornier,<br />

wenn auch nur unter ferner (Höchstplatzierung<br />

78), damit immerhin fast ein Jahr<br />

in den US-Charts, liefen. Die wuchtige Orgel<br />

sowie der nölend-beseelte Gesang von<br />

Doug Ingle oder die Fuzz-Gitarrentöne gab<br />

es schließlich schon hier zu hören. Zeitgemäß<br />

machten sich auch psychedelische<br />

Sounds und ab und an sogar Klavierklänge<br />

breit – doch ein Hammer wie der Song vom<br />

Lebensgarten hing hier nirgends. MOV<br />

hat die Stereoversion der einzigen Scheibe<br />

mit der Urbesetzung wie gewohnt ordentlich<br />

auf 180 Gramm Vinyl gepresst – von<br />

Ramsch keine Spur.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1968,<br />

10 Tracks) lbr<br />

CUBY (AND THE) +<br />

BLIZZARDS<br />

LIVE<br />

Live-Alben<br />

waren<br />

im<br />

Rockbusiness<br />

anno 1968 weit weniger<br />

üblich und<br />

gut als dann in den<br />

seligen 70ern. In<br />

deutlich mehr als<br />

weniger guter Stereo-Bootlegqualität ließ<br />

die holländische Elektro-Bluestruppe von<br />

Sänger Harry „Cuby” Muskee die Scheibe<br />

„recorded in Concert at <strong>the</strong> Rheinhalle<br />

Vinyl<br />

Dusseldorf” veröffentlichen. Die Jungs mit<br />

dem sehr guten Gitarristen Eelco Gelling<br />

und dem erstaunlich präsenten Pianisten<br />

Herman Brood (später ein Drogenwrack<br />

mit Wild Romance) rissen vier Standards<br />

und zwei eigene Nummern runter: rau,<br />

ungehobelt, spontan. Nicht schlecht, aber<br />

bestimmt nicht besser als die vielen Bluesbands<br />

aus dem UK, denen Liner-Notes-<br />

Au<strong>to</strong>r Alexis Korner gleichfalls Beistand<br />

leistete. Dennoch ein schönes Reissue aus<br />

der verdienten Reihe „Dutch Vinyl Masters”,<br />

die gute 180-Gramm-Pressung auf<br />

rotem Vinyl verpackt im originalgetreuen<br />

Klappcover.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1968, 6 Tracks) lbr<br />

IT’S A BEAUTIFUL DAY<br />

IT’S A BEAUTIFUL DAY<br />

Gibt es eine Platte,<br />

die den „Summer Of<br />

Love” so ausstrahlt<br />

wie das Debüt von<br />

It’s A Beautiful<br />

Day aus San Francisco?<br />

Na ja, man<br />

könnte noch IN SEARCH OF THE LOST<br />

CHORD von den Moody Blues nennen,<br />

aber für die amerikanischen Hippies stand<br />

dieses Album an erster Stelle! Besonders<br />

die kreative Spannung von Linda La-<br />

Flamme und David LaFlamme, der mit<br />

seiner Violine die Zuhörer verzauberte,<br />

trug maßgeblich zum Gelingen bei, da<br />

die beiden sich im Stil der Jefferson Airplane<br />

gesanglich auch noch ergänzten.<br />

Das wunderschön melancholische “White<br />

Bird”, ein atmosphärisches “A Hot Summer<br />

Day” und das orientalisch anmutende<br />

“Bombay Calling” (das sicherlich Deep<br />

Purples “Child In Time” inspirierte) vermitteln<br />

Sanf<strong>the</strong>it und das Gefühl unendlicher<br />

Möglichkeiten. Wenn man sich in<br />

diesem Monat nur ein Album leisten kann,<br />

dann muss es dieses sein!<br />

(Speakers Corner/Lotus Records, 1968,<br />

7 Tracks) at<br />

NINA HAGEN BAND<br />

UNBEHAGEN<br />

Natürlich hätte der<br />

Sammler gerne das<br />

„Rothaar”-Cover statt<br />

des<br />

langweiligeren<br />

„typo”-Covers gesehen,<br />

doch sonst gibt<br />

es an diesem Reissue<br />

auf – immerhin – rotem Vinyl nichts auszusetzen.<br />

Schon heillos zerstritten spielten Nina<br />

und die späteren Spliff-Mucker ihre Parts für<br />

das zweite und letzte gemeinsame Album getrennt<br />

ein. Entgegen Frau Hagens depperten<br />

Beschuldigungen, die Band „hätte sie in den<br />

Hintergrund gemischt”, klingt das trotzdem<br />

wie aus einem Guss. Und Nina dreht mächtig<br />

auf. Sie trällert, gurrt, krächzt, zerrt, jodelt,<br />

rrrollt, bellt und knurrt, dass der überdrehte<br />

Vokalstil heute sogar leichtes UNBEHAGEN<br />

verursachen kann. Damals Ende der 70er<br />

freilich eine Sensation, genau wie die unverblümten<br />

Texte, die Lyrics gibt’s zum Nachlesen<br />

auf einem Beiblatt. Musikalisch passiert<br />

in dem coolen Mix aus Reggae, New Wave<br />

und Klabauterschlager (<strong>to</strong>lle Liveversion von<br />

“Wenn ich ein Junge wär”) so einiges, auf<br />

Seite 2 geht mächtig der Punk ab.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1979, 9 Tracks) lbr<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

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