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GREEN<br />
ON RED<br />
Helden der Eighties<br />
... und mehr<br />
Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Tucson, Arizona, 1979: Punk hatte ausgedient, und die New Wave verebbte<br />
zusehends. Als Dan Stuart (voc, g), Jack Waterson (b), Van Christian (dr,<br />
ging bald zu Naked Prey, wurde ersetzt durch Alex MacNicol) und Sean<br />
Nagore (keys, früh abgelöst von Chris Cacavas) ihre Band The Serfers gründeten,<br />
musste etwas Neues her. Aus Punk-Bruchstücken, psychedelischem Garagensound<br />
der Sixties, mutiertem Blues und Country-Anteilen bastelte man einen<br />
Stil, der – herkunftsbedingt – als Desert-Rock bezeichnet wurde.<br />
Die Gruppe zog 1980 nach Los Angeles, benannte sich in Green On Red um, kam<br />
in Kontakt zum dortigen Paisley Underground<br />
um Steve Wynn (Dream<br />
Syndicate). Die Musiker standen nun<br />
vor dem Problem, den Vorstellungen<br />
von Punks, Hippies und Beatniks<br />
gleichermaßen gerecht zu werden.<br />
Ein Kraftakt, der von 1982 bis 1984<br />
zu den grandiosen EPs/Alben TWO BIBLES, GREEN ON<br />
RED und GRAVITY TALKS führte, die der Band den Ruf<br />
einbrachten, eine „etwas kaputte amerikanische Version<br />
der Rolling S<strong>to</strong>nes" zu sein. Doch als 1984 der aus San<br />
Francisco stammende Gitarrist Chuck Prophet hinzukam,<br />
rückten Anklänge an Neil Young und Bob Dylan in den<br />
Vordergrund des Albums GAS FOOD LODGING, und damit<br />
war bis zur Band-<br />
Auflösung ein Weg<br />
beschritten, der<br />
Green On Red zu<br />
einer führenden<br />
Formation<br />
des<br />
Alternative<br />
Country<br />
Rock<br />
machte.<br />
Die Alben<br />
NO FREE LUNCH,<br />
THE KILLER INSIDE ME, HERE COME THE<br />
SNAKES, THIS TIME AROUND, SPACEGOATS<br />
und TOO MUCH FUN bilden eine untadelige<br />
Reihe, die zweifellos zeigt, dass die Gruppe sich<br />
Dan Stuart: looking for a hit.<br />
Green On Red gehören zu den am meisten unterschätzten<br />
amerikanischen Bands der Achtziger. Über ein Jahrzehnt lang<br />
spielte die Gruppe um Dan Stuart und Chuck Prophet großartige<br />
Alben ein, avancierte für eine treue Zuhörerschaft zur<br />
Legende. Sie konnte aber an der Kasse nie den verdienten<br />
Erfolg verbuchen, den beispielsweise R.E.M. landeten. Das<br />
hindert die wichtigsten beteiligten Musiker aber bis heute<br />
nicht daran, unverdrossen weiter auf Qualität zu setzen.<br />
im Jahre 1993 inaktivierte, ohne<br />
musikalisch am Ende zu sein. HERE<br />
COME THE SNAKES zeigt am deutlichsten<br />
Green On Reds Sonderklasse.<br />
Zu hören sind bittere Abgesänge<br />
auf Amerika, morbide Gewaltfantasien<br />
und melancholisch gefärbte<br />
Alpträume, die gleichermaßen an die S<strong>to</strong>nes der EXILE ON<br />
MAIN STREET-Zeit sowie Neil Youngs TONIGHT'S THE<br />
NIGHT und ZUMA erinnern; und sie veranschaulichen<br />
bestens den Grad der Stilverschmelzung, wozu auch eine<br />
hochglanzferne Produktion beiträgt.<br />
Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Die genannten Alben wurden von wechselndem Personal eingespielt, i nur Dan<br />
Stuart und Chuck Prophet blieben als Kernbesetzung bis zum bitteren Ende zusammen.<br />
Beteiligt waren anfangs noch Chris Cacavas, Jack Waterson und Alex<br />
Green On Red auf heißer Bühne.<br />
MacNicol bzw. dessen Drums-Nachfolger Keith Mitchell, später dann Gastmusiker<br />
wie Daren Hess (dr) und Rene Coleman (b) sowie diverse Halb- und Voll-<br />
Prominente wie Mike Finnigan, David Kemper, Al Kooper, Tony Joe White, Sam<br />
Bush, Harry Stinson, Spooner Oldham und Michael Rhodes. Der musikalischen<br />
Qualität hat all dies kaum geschadet; kein Green-On-Red-Werk ist als minderwertig<br />
oder gar schrottig zu bezeichnen. Das gilt auch für VALLEY FEVER – LIVE<br />
AT THE RIALTO TUCSON, AZ, einen Konzertmitschnitt von 2006, für den Stuart,<br />
Prophet, Cacavas, Waterson und Hess nochmals zueinander fanden.