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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Queen (Vorschau)

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CD REVIEWS Jazz & World <strong>Music</strong><br />

EVO<br />

EVA<br />

In der deutschen Mittelalter-Folk-Rockwelle<br />

der vergangenen Jahre, angeführt von Bands<br />

wie In Extremo und Subway To Sally, stand<br />

oft das Laute und Brachiale im Vordergrund.<br />

Auf der Strecke geblieben ist dabei ein wenig<br />

die zurückgenommene, lyrische Seite.<br />

Die spanische Combo Evo um den Multi-<br />

Instrumentalisten Efrén López, bekannt als<br />

Kopf der Folkband L’Ham de Foc, setzt genau<br />

dort an: Auf einem Sammelsurium an Instrumenten,<br />

darunter Harfe, Laute, Bouzouki,<br />

Drehleier und Flöten, interpretiert sie auf<br />

ihrem Debütalbum EVA (eine Verehrung der<br />

Frau) Liebeslieder spanischer Troubadoure<br />

aus dem 12. bis 14. Jahrhundert; nicht werkgetreu,<br />

sondern in eigenen Arrangements,<br />

beeinflusst auch von maurischen und südosteuropäischen<br />

Klängen (beide Kulturen wirkten<br />

stark auf das mittelalterliche Spanien).<br />

Beeindruckend, wie die Lieder wie feingewebte<br />

Seide wirken und sich schon im nächsten<br />

Moment voller Emotion eruptiv entladen.<br />

Einen derart packenden Mix aus Mystik und<br />

Schönheit hat man seit den besten Tagen von<br />

Dead Can Dance selten gehört.<br />

(Songsurfer/Cargo, 2013, 13/71:27) frs<br />

PAUL KUHN<br />

THE L.A. SESSION<br />

Vor wenigen Tagen,<br />

am 12. März, wurde<br />

Paul Kuhn 85 Jahre<br />

alt. Doch bereits im<br />

November 2011 erfüllte<br />

er sich einen<br />

großen Traum, als<br />

er sich ihin den berühmten Capi<strong>to</strong>l Studios in<br />

Los Angeles in die Hände von Produzent Al<br />

Schmitt begab. Legendär dessen Umsetzung<br />

des Henri-Mancini-Soundtracks für „Breakfast<br />

At Tiffany’s”, Grammy-ausgezeichnet<br />

seine Arbeiten für George Benson und Ray<br />

Charles. Der Sound, den Schmitt ihm dabei<br />

auf den Leib schneiderte, ist überraschend<br />

leicht und verspielt, sicher auch ein Verdienst<br />

seiner beiden Mitmusiker John Clay<strong>to</strong>n (b)<br />

und Jeff Hamil<strong>to</strong>n (dr), sonst die Rhythmusgruppe<br />

von Diana Krall. In dieser Umgebung<br />

war es für Paul Kuhn natürlich ein Leichtes,<br />

sowohl eigene Stücke (“Almost The Blues”,<br />

“Griff”) als auch Standards wie “Dinah”,<br />

“Just In Time” oder “As Time Goes By” so<br />

zeitlos gut, so gelassen, so reif wie selten zuvor<br />

klingen zu lassen.<br />

(In + Out Records/inakustik, 2013,<br />

14/49:23) us<br />

IN THE COUNTRY<br />

SUNSET SUNRISE<br />

Auch beim neuesten Werk dieser norwegischen<br />

Band wird Pianist und Komponist<br />

Morten Qvenild von Roger Arntzen am<br />

Bass und Pål Hausken an Schlagzeug und<br />

Vibrafon unterstützt. Und wer den tiefgründigen<br />

Jazz von In The Country kennt, der<br />

wird wenig überrascht sein von der Art und<br />

Weise, wie dieses Trio SUNSET SUNRISE<br />

sehr viel Zeit und Raum zum Entwickeln<br />

gibt. Schon das Eröffnungsstück “Birch<br />

Song” ist zunächst (und vordergründig)<br />

durchdrungen vom süßlichen Moll skandinavischer<br />

Musik – Edvard Grieg oder Jan<br />

Garbarek lassen grüßen –, bis die klassische,<br />

fast belanglos vor sich hinplätschernde Pianomelodie<br />

hinabgezogen wird in die Tiefe<br />

bedrohlicher Akkordgewitter – nur um kurz<br />

darauf in unheilvoller Stille zu enden. Bestes<br />

Beispiel für diese Mini-Epen ist aber der<br />

über zehnminütige Titelsong, der genau diese<br />

Spannung in Perfektion zelebriert, der das<br />

gemächliche Tempo langsam steigert, bei<br />

dem sich Wohlklang langsam, aber sicher in<br />

befeuerten Groove umwandelt.<br />

(ACT/edel, 2013, 8/65:19)<br />

us<br />

CHRIS FARLOWE<br />

AS TIME GOES BY<br />

1995 veröffentlichte<br />

Chris Farlowe mit<br />

AS TIME GOES<br />

BY ein Album voller<br />

Jazzklassiker, die er<br />

schon in seiner Kindheit<br />

– begleitet von<br />

seiner Mutter am Piano – gesungen hatte.<br />

Dieses Mal wählte er sich als Begleitband<br />

Clem Clempson (g), John Pearce (p), Simon<br />

Woolf (b) und Simon Mor<strong>to</strong>n (dr)<br />

aus, dazu noch den 2008 vers<strong>to</strong>rbenen Pat<br />

Crumly am Saxofon sowie Mark Nightingale<br />

an der Posaune. Natürlich würzt Farlowe<br />

diese Vorlagen mit einer kräftigen<br />

Prise Blues, doch das schadet Songs wie<br />

“Bewitched”, “These Foolish Things”,<br />

“Sunday Kind Of Love” oder “Don’t Let<br />

Me Be Lonely” in keinster Weise.<br />

(MiG/Intergroove, 1995, 14/56:57) us<br />

THE KEITH TIPPETT<br />

GROUP<br />

YOU ARE HERE … I AM THERE<br />

+ DEDICATED TO, BUT YOU<br />

WEREN’T LISTENING<br />

Auf dem von Giorgio Gomelsky produzierten<br />

Erstling YOU ARE HERE … I AM THERE<br />

präsentierte sich der damals etwas über 20<br />

Jahre alte Keith Tippett noch auf der Suche<br />

nach dem eigenen Stil. Er und seine Mitstreiter,<br />

darunter die von Soft Machines THIRD-<br />

Phase bekannten Mark Charig, El<strong>to</strong>n Dean<br />

und Nick Evans, sind eher dem Jazz der frühen<br />

und Mitte der 60er Jahre à la Miles Davis<br />

und John Coltrane denn dem Jazz-Rock des<br />

ausgehenden Jahrzehnts verhaftet. Das muss<br />

im Erscheinungsjahr schon als leicht antiquiert<br />

gegolten haben, standen die Zeichen<br />

der Londoner Jazzszene Anfang 1970 schon<br />

ganz auf Fusion. Schuld daran hatten Tippett<br />

& Co. nicht, denn die Aufnahmen waren<br />

schon 1968 eingespielt worden, als an Fusion<br />

nur in vagen Ansätzen zu denken war. In der<br />

Zwischenzeit hatte Tippett sich einen Namen<br />

als Session-, Jam- und Livemusiker gemacht,<br />

so dass er auf DEDICATED TO YOU, BUT<br />

YOU WEREN’T LISTENING die Crème de<br />

la Crème britischer Fusion-Jazzmusikern um<br />

sich scharen konnte. Neben den erwähnten<br />

erlebten auch Robert Wyatt, Roy Babbing<strong>to</strong>n<br />

und Neville Whitehead zwei als glorreich<br />

und magisch beschriebene Aufnahmetage, in<br />

denen die Keith Tippett Group zeitgemäßen,<br />

artifiziellen Fusion-Jazz einspielten. Teilweise<br />

hatte das schon die Ausmaße, wie sie kurz<br />

darauf in Tippetts erfolgreichem Bigband-<br />

Projekt Centipede zu hören sind. So unterschiedlich<br />

Debüt und Zweitwerk auch sind,<br />

sie einen doch die hohe Qualität der musikalischen<br />

Darbietungen und den abwechslungsreichen<br />

Stilmix unterschiedlicher Jazz- und<br />

Jazz-Rock-Stilarten.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1970, 8/46:25,<br />

1971, 7/41:37) an<br />

FELA KUTI<br />

THE BEST OF THE BLACK<br />

PRESIDENT 2<br />

Zum 15. Todesjahr des nigerianischen Musikers<br />

nimmt sich Knitting Fac<strong>to</strong>ry Records der<br />

Wiederveröffentlichung von Fela Kutis über<br />

50 Alben umfassendem Gesamtwerk an. Den<br />

Auftakt macht das Label mit der Compilation<br />

THE BEST OF THE BLACK PRESIDENT<br />

2. Sie enthält neben einer über 150 Minuten<br />

gehenden Doppel-CD in der Deluxe-Edition<br />

die mehr als 70-minütige DVD FELA LIVE<br />

– MIDSUMMER CONCERT mit einem Auftritt<br />

in Glas<strong>to</strong>nbury von 1984, der allerdings<br />

auch auf Youtube zu bewundern ist. Kutis<br />

mehr als 20-köpfige Gruppe interpretiert hier<br />

über halbstündige Versionen von “Confusion<br />

Break Bones” und “Teacher Don’t Teach Me<br />

Nonsense”. Auf den CDs finden sich zwölf<br />

Stücke, von denen keines kürzer als zehn<br />

Minuten ist, darunter gibt es auch die bislang<br />

unveröffentlichte und um rund sechs Minuten<br />

längere Original Extended Version von “Sorrow<br />

Tears And Blood”. Zusammen mit THE<br />

BEST OF THE BLACK PRESIDENT, das<br />

die vermutlich bekannteren Stücke umfasst,<br />

erhalten Neueinsteiger einen gelungen Kuti-<br />

Überblick, zumal das Booklet ausführliche<br />

Informationen zu den meist politisch motivierten<br />

Songs und damit auch zu Kuti bietet.<br />

Fans komplettieren ihre Sammlung womöglich<br />

mit dem im März, Mai und September<br />

erscheinenden restlichen Gesamtwerk.<br />

(Kalakuta Sunrise/Knitting Fac<strong>to</strong>ry Records,<br />

2013, 6/79:16, 6/77:36, 2/72:35) an<br />

JOAO GILBERTO +<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE LEGEND + THE HITS OF<br />

JOAO GILBERTO<br />

Mit drei Alben in drei Jahren, CHEGA DE<br />

SAUDADE (1959), O AMOR, O SORRI-<br />

SO E A FLOR (1960) und JOAO GILBER-<br />

TO (1961) legte Joao Gilber<strong>to</strong> (zusammen<br />

mit Komponist An<strong>to</strong>nio Carlos Jobim) den<br />

Grundstein für den Höhenflug des Bossa Novas,<br />

für die leichten, rhythmisch swingenden<br />

Töne aus Brasilien, die kurz darauf ihren<br />

Siegeszug rund um die Welt antraten. Der<br />

Doppelpack LEGEND versammelt auf CD1<br />

das Beste aus diesen drei Alben, von “Desafinado”<br />

über “Outra Vez” bis zu “Saudade<br />

De Bahia”. CD 2 ist den Raritäten aus dieser<br />

Zeit vorbehalten, von zwei frühen Singles<br />

(mit dem Vokalensemble Os Garotas Da<br />

Lua) über die Filmbeiträge zu „Copacabana<br />

Palace” bis zu den legendären Aufnahmen<br />

mit Mil<strong>to</strong>n Banana in der Carnegie Hall 1962.<br />

Welchen Einfluss diese Musik auf Amerikas<br />

Jazzszene hatte, zeigt THE HITS OF JOAO<br />

GILBERTO. Stan Getz, Charlie Byrd, Herbie<br />

Mann, Quincy Jones, Jon Hendricks oder<br />

Sacha Distel waren von Gilber<strong>to</strong>s Bossa Nova<br />

so beeindruckt, dass sie dessen Lieder in ihr<br />

Reper<strong>to</strong>ire aufnahmen. Die Spannweite ihrer<br />

Versionen ist breit, von originalgetreu abgekupfert<br />

bis frei interpretiert – großartige Musik<br />

ist es aber allemal!<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1959–1962,<br />

36/70:59, 30/76:04 + 2013, 26/79:56) us<br />

Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

BILLY COBHAM + JEAN-<br />

LUC PONTY + TOWER<br />

OF POWER + MICHAEL<br />

FRANKS<br />

ORIGINAL ALBUM SERIES<br />

Fusion – das war zu<br />

Beginn der 70er Jahre<br />

ein Versprechen.<br />

Nach dem Aufbrodeln<br />

avantgardistischer<br />

Stile (Bebop,<br />

Free Jazz) in den<br />

Jahrzehnten Jh ht zuvor, bt bot sich durch die Verschmelzung<br />

mit Rockmusik die Chance,<br />

dass der Jazz wieder größere Popularität<br />

und Tanzbarkeit errang. Gleichwohl zeigten<br />

bereits die ersten Fusion-Werke, etwa Miles<br />

Davis’ BITCHES BREW (1970), neue<br />

Wege des Experimentierens auf. Einer aus<br />

Davis’ Umfeld war der Drummer Billy Cobham.<br />

1973 brachte er mit SPECTRUM sein<br />

erstes Album unter eigenem Namen her aus<br />

– bis heute ein Meisterwerk. Cobham, obwohl<br />

„nur” Drummer, ist darauf gleichbedeutender<br />

Bestandteil eines Kollektivs aus<br />

versierten Musikern wie Jan Hammer (keys)<br />

und dem späteren Deep-Purple-Gitarristen<br />

Tommy Bolin. Jazz, Hard Rock, Funk,<br />

Psychedelia – selten ging diese Kombination<br />

besser auf. Der wuchtige Basslauf von<br />

“Stratus” waberte, gesampelt, zwei Jahrzehnte<br />

später durch das Stück “Safe From<br />

Harm” der ebenfalls Space-verliebten Trip-<br />

Hopper Massive Attack. Seiner Vorliebe<br />

für Weltraumklänge frönte Cobham auch<br />

auf den nachfolgenden Alben CROSS-<br />

WINDS (1974) und TOTAL ECLIPSE<br />

(1974). Geerdeter ging es hingegen auf A<br />

FUNKY THIDE OF SINGS (1975) zu, für<br />

dessen heiße Bläsersätze er die Brecker-<br />

Brüder gewann. Alle vier Alben sind nun<br />

zusammen mit der Liveplatte SHABAZZ<br />

(1974) in einer preiswerten 5er-Box in der<br />

ORIGINAL ALBUM SERIES erhältlich.<br />

In gleicher Aufmachung (abgespeckt, ohne<br />

Booklets, kaum kleingedruckte Infos) erscheinen<br />

in dieser Serie auch 5er-Packs<br />

von Jean-Luc Ponty, Tower Of Power und<br />

Michael Franks. Ponty, der u.a. mit Frank<br />

Zappa und John McLaughlins Mahavishnu<br />

Orchestra spielte, wählte auf seinen Alben<br />

UPON THE WINGS OF MUSIC (1975),<br />

AURORA (1975), IMAGINARY VOYAGE<br />

(1976), ENIGMATIC OCEAN (1977) und<br />

COSMIC MESSENGER (1978) einen ganz<br />

anderen Ansatz als Cobham. Statt eruptiven<br />

Funk nutzte der französischstämmige<br />

Geiger als Grundlage für seine brillanten<br />

Läufe einen mehr introspektiven Ansatz:<br />

Mit ambitionierten, mehrteiligen Suiten wie<br />

“Imaginary Voyage” und “Enigmatic Ocean”<br />

näherte er sich der europäischen Klassik<br />

an. Ganz auf der Funk-Schiene hingegen<br />

fuhr die elfköpfige kalifornische Formation<br />

Tower Of Power um die Saxofonisten Stephen<br />

Kupka und Emilio Castillo. Auf ihren<br />

Alben BUMP CITY (1972), TOWER OF<br />

POWER (1973), BACK TO OAKLAND<br />

(1974), URBAN RENEWAL (1975) und IN<br />

THE SLOT (1975) zeigten gesungene Titel<br />

wie “You Got To Funkifize” und “What Is<br />

Hip?” eher eine Nähe zu James Brown als<br />

zu Miles Davis. Die punktgenauen Bläsersätze,<br />

für die Tower Of Power rasch berühmt<br />

wurden, sorgten dafür, dass die fünfköpfige<br />

eigenständige Bläsersektion auch gerne von<br />

anderen gebucht wurde, u.a. von Santana,

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