Industriedenkmäler in Brandenburg - IHK Cottbus

BRANDENBURG
Nicht in allen Exportbereichen spielt
Deutschland auf Weltmeisterniveau:
Die Ausfuhr von Dienstleistungen hinkt
im europäischen Vergleich hinterher. Nur
15 Prozent der Exporte aus hiesigen Gefilden
entfallen auf diesen Bereich, dabei
liegt der Anteil der nationalen Wertschöpfung
von Dienstleistungen bei 70 Prozent.
Unternehmen aus den USA und Großbritannien
dominieren weltweit die Servicebranche,
die noch großes Wachstumspotential
für den deutschen Mittelstand
bietet. Der Export von Planungs- und Beratungsleistungen,
Montage, Wartung oder
auch Kommunikationsleistungen kann ein
erster Schritt hin zum gefestigten Auslandsgeschäft
sein.
Die Chemie stimmte
Diese Erfahrung hat Georg Willing
von der Willing GmbH in Hennigsdorf
gemacht. Das mittelständische Unternehmen
handelt mit gebrauchten Maschinen
und bietet rund um bau- und landwirtschaftliche
Geräte verschiedener Hersteller
alle Serviceleistungen von Montage
bis Schulung an. Vor fast 15 Jahren
bekam der Unternehmer einen Kontakt
nach Kirgistan vermittelt. „Damals war
das nicht gerade eine Gegend, an die
ich beim Thema Expansion ins Ausland
gedacht hatte, aber die ersten Gespräche
mit einem potentiellen Partner vor
Ort liefen gleich sehr gut, die Chemie
stimmte“ erklärt Willing seinen Einstieg
ins kirgisische Abenteuer. In den folgenden
Jahren lieferte er Baumaschinen,
Baugeräte und Werkzeuge in die zentralasiatische
Republik – immer mit Vorkasse.
Das Geschäft lief so gut, dass er im
Jahr 2003 ein Joint Venture in Kirgistan
i
Export in Entwicklungs- und Schwellenländer
Für deutsche Unternehmen aus der Dienstleitungsbranche
bieten sich interessante
Wachstumschancen auf neuen Märkten in
Asien oder Afrika - auch wenn die Anbahnung
oft etwas Aufwand und viel Fingerspitzengefühl
erfordert. Nach dem Aufbau
von Kontakten mit Hilfe von Fachverbänden,
Auslandshandelskammern, spezialisierten
Beraterfirmen oder Delegationsreisen sind
internationale Ausschreibungen ein lohnendes
Feld. Die GTAI sammelt alle Ausschreibungen,
die mit deutschen oder multilateralen Geldern
finanziert werden. Auch Ausschreibungen, die
direkt aus den Zielländern stammen, sind zum
Moderne Hochbauten in Bischek - die Baumaschinen lieferte die Willing GmbHB
eröffnete, das er bis zum Ausbruch der
Unruhen im Jahr 2007 erfolgreich betrieb.
Kontakte in der Region brachten dann
größere Aufträge in Kasachstan mit sich,
bis heute steht Willing in engem Austausch
mit seinen kirgisischen Partnern
Teil berücksichtigt. Länderberichte, die die
aktuellen wirtschaftlichen Chancen spiegeln,
runden das Angebot der zum Bundeswirtschaftsministerium
gehörenden Gesellschaft ab.
Wenn die Abwicklung des Auftrages nicht über
eine deutsche oder internationale Stelle (GIZ,
Weltbank, EU) geht, sondern über einen lokalen
Akteur, wird dringend zu einer Beratung durch
die Industrie- und Handelskammern geraten.
Unter Umständen ist dann eine Absicherung
des Bundes für den Export sinnvoll.
❙❙FORUM/IHK/Carolin Welzel
www.gtai.de
www.agaportal.de
www.euler-hermes.de
und wartet auf den richtigen Zeitpunkt,
das Joint Venture wieder zu beleben.
Kontakte sind das A und O
Foto: Willing GmbH
„Diese Entwicklung ist ganz typisch für
den Aufbau eines Exportgeschäfts im
Ausland“ kommentiert Georg Hochstätter
von Germany Trade and Invest (GTAI), der
Gesellschaft der Bundesrepublik für Standortmarketing
und Außenwirtschaft das
Unternehmensbeispiel. „Zunächst braucht
man ein gutes Netzwerk und belastbare,
vertrauensvolle Beziehungen in das Zielland,
vor allem wenn es sich um etwas
exotischere Ziele außerhalb Europas handelt“,
erläutert der Leiter des Sachgebiets
Ausschreibungen bei der GTAI. Bevor man
sich auf Ausschreibungen bewirbt, sollte
man also nicht nur das Land gut kennen,
sondern auch im Vorfeld Kontakte zur
ausschreibenden Stelle aufgebaut haben
sowie erste Export- und Arbeitserfahrungen
im Land vorweisen können.
❙❙FORUM/IHK/Carolin Welzel
forum – DAS BRANDENBURGER WIRTSCHAFTSMAGAZIN – 7-8/2013 45