Verliebt sein - Integration in Wuppertal
Verliebt sein - Integration in Wuppertal
Verliebt sein - Integration in Wuppertal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Besondere Konfliktfelder<br />
65<br />
Erstaunlich viele Mädchen geben zunächst zu dieser Frage an, ke<strong>in</strong>e oder nur m<strong>in</strong>imale<br />
Probleme zu haben.<br />
Im Widerspruch dazu steht, dass im Interviewverlauf an anderen Stellen deutlich<br />
wurde, dass die Lebensgeschichten bei zwei Drittel der Befragten von brisanten<br />
familiären und sozialen Erlebnissen, wie Trennungen, Flucht, Suizid, Tod, Gewalt,<br />
eigene Misshandlung, Alkoholismus und Mobb<strong>in</strong>g geprägt s<strong>in</strong>d.<br />
Diese vehementen Probleme führten bei vielen der Mädchen zu diversen Erkrankungen.<br />
Die jungen Frauen mit b<strong>in</strong>ationalem H<strong>in</strong>tergrund hatten beide <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit schwere<br />
körperliche Krankheiten, e<strong>in</strong>e Deutsche war <strong>in</strong> stationärer psychiatrischer Behandlung<br />
und e<strong>in</strong> anderes deutsches Mädchen berichtete während des Interviews fast<br />
beiläufig, dass sie Ess-Störungen hatte und Drogen konsumierte. Sie bef<strong>in</strong>det sich<br />
zurzeit noch <strong>in</strong> Therapie.<br />
„Es kam irgendwann bei mir die Pubertätsmagersucht und Bulimie“.<br />
„...... ich habe die Magersucht gekriegt, weil ich pummliger war, so dass ich ke<strong>in</strong><br />
Selbstvertrauen und gar ke<strong>in</strong> Bock mehr hatte. So gesehen hat mich die Umwelt<br />
anders behandelt“.<br />
Die Krankheiten prägen die jungen Frauen. Die E<strong>in</strong>schätzung ihrer aktuellen Situation<br />
und ihres Selbstbewusst<strong>se<strong>in</strong></strong>s beschreiben sie als „auf dem Weg“ dah<strong>in</strong> oder<br />
„selbstbewusster als vor e<strong>in</strong>em Jahr“.<br />
Die Verarbeitung massiver Probleme sche<strong>in</strong>t bei den Mädchen die benannten körperlichen<br />
und psychischen Erkrankungen zu bed<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>e eher nach <strong>in</strong>nen als expressiv<br />
nach außen gekehrte Verarbeitung der Probleme.<br />
Speziell aus ihrem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund heraus ergaben sich für zwei Mädchen<br />
Probleme.<br />
E<strong>in</strong> Mädchen gab an aus religiösen Gründen eigentlich Kopftuch tragen zu wollen, es<br />
jedoch nicht zu praktizieren, weil sie Repressalien und Nachteile <strong>in</strong> ihrem Umfeld<br />
fürchtet.<br />
Die Andere gibt an, sich der Tradition und der Erwartung ihrer Familie gebeugt zu<br />
haben, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu bekommen, wobei offen bleibt, ob ihre Entscheidung für das K<strong>in</strong>d<br />
bewusst gewollt oder erzwungen war.