BWP-Sonderausgabe: Jugendliche in Ausbildung bringen - BiBB
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NUTZEN DURCH DIE AUSGEBILDETEN<br />
Bei Übernahme des im Betrieb Ausgebildeten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Beschäftigungsverhältnis<br />
entsteht für den Betrieb e<strong>in</strong> Nutzen<br />
deshalb, weil die während der <strong>Ausbildung</strong> vermittelten<br />
Qualifikationen im Arbeitsprozess schnell und s<strong>in</strong>nvoll genutzt<br />
werden können. E<strong>in</strong> solcher Nutzen kann nur <strong>in</strong>soweit<br />
entstehen, als die betrieblich Ausgebildeten auch<br />
tatsächlich vom Betrieb übernommen werden.<br />
NUTZEN DURCH DIE AUSBILDUNG<br />
E<strong>in</strong> Nutzen der <strong>Ausbildung</strong> entsteht auch dadurch, dass<br />
sich der Betrieb dazu entschließt, <strong>Ausbildung</strong> überhaupt<br />
durchzuführen oder anzubieten. Es handelt sich hier um<br />
Nutzenelemente, die aus e<strong>in</strong>em Ansehensgew<strong>in</strong>n des Betriebs<br />
bei Externen resultieren oder auf die Beschäftigung<br />
mit <strong>Ausbildung</strong>sfragen zurückgeführt werden können.<br />
Von herausragender Bedeutung dürfte der Nutzen se<strong>in</strong>, der<br />
bei Übernahme der Ausgebildeten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Beschäftigungsverhältnis<br />
entsteht. Dieser Nutzen steht für die Funktion der betrieblichen<br />
<strong>Ausbildung</strong> als e<strong>in</strong>es Instruments zur langfristigen<br />
Rekrutierung des Fachkräftenachwuchses und stellt die<br />
zentrale Begründung zur Durchführung e<strong>in</strong>er betrieblichen<br />
<strong>Ausbildung</strong> dar. Der betreffende Nutzen entspricht den Kosten,<br />
welche dem Betrieb bei e<strong>in</strong>em Verzicht auf <strong>Ausbildung</strong><br />
(Opportunitätskosten) entstehen würden. Im E<strong>in</strong>zelnen können<br />
hier folgende Komponenten unterschieden werden:<br />
FEHLBESETZUNGS- UND FLUKTUATIONSKOSTEN<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lich ist, dass sich bei E<strong>in</strong>stellungen über den<br />
externen Arbeitsmarkt auch e<strong>in</strong> höheres Risiko von Fehlbesetzungen<br />
ergibt, wodurch auch die durch e<strong>in</strong>e verstärkte<br />
Fluktuation ausgelösten Kosten ansteigen würden.<br />
AUSFALLKOSTEN<br />
E<strong>in</strong>en wesentlichen Nutzenbestandteil der <strong>Ausbildung</strong><br />
dürfte die Vermeidung von Ausfallkosten darstellen, welche<br />
dann entstehen, wenn e<strong>in</strong> bestehender Fachkräftebedarf<br />
für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit nicht gedeckt werden kann. Wie<br />
hoch e<strong>in</strong> solcher Nutzen tatsächlich e<strong>in</strong>zuschätzen ist,<br />
hängt <strong>in</strong>sbesondere von der Situation auf dem Arbeitsmarkt<br />
für Fachkräfte ab. Der Nutzen dürfte vor allem dann<br />
sehr hoch se<strong>in</strong>, wenn das Angebot von Fachkräften auf<br />
dem externen Arbeitsmarkt knapp ist. Die Höhe der Ausfallkosten<br />
wird von vielen betrieblichen Bed<strong>in</strong>gungen und<br />
vor allem den <strong>in</strong>nerbetrieblichen Verflechtungen bestimmt,<br />
e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e quantifizierende Schätzung im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
Betriebsbefragung ersche<strong>in</strong>t uns deshalb nicht möglich.<br />
Zu berücksichtigen ist, dass es nicht ausreicht, als Maß für<br />
die betreffenden Ausfallkosten die Produktivität von Fachkräften<br />
heranzuziehen. So beruhen Produktivitätsberechnungen<br />
immer auf e<strong>in</strong>em Status quo, Fachkräftemangel<br />
kann aber die Produktionsbed<strong>in</strong>gungen grundlegend verändern.<br />
Bei e<strong>in</strong>em gravierenden Fachkräftemangel wäre im<br />
Grenzfall sogar die Stillegung der Produktion vorstellbar.<br />
REKRUTIERUNGSKOSTEN<br />
Hierunter s<strong>in</strong>d die Kosten zu verstehen, die zur Suche und<br />
E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>er externen Fachkraft (Anzeigekosten, Vorstellungsgespräche)<br />
aufzuwenden s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>zu kommen<br />
Kosten für E<strong>in</strong>arbeitung und Qualifizierung.<br />
LEISTUNGSUNTERSCHIEDE ZWISCHEN BETRIEBLICH<br />
UND EXTERN AUSGEBILDETEN<br />
Auch noch für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit über die E<strong>in</strong>arbeitung h<strong>in</strong>aus<br />
s<strong>in</strong>d Leistungsunterschiede zwischen den Fachkräften,<br />
welche im Betrieb ausgebildet wurden, und solchen, die<br />
über den Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>gestellt wurden, wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Gründe für solche Leistungsunterschiede s<strong>in</strong>d auf spezifische<br />
Vorteile zurückzuführen, welche die eigene <strong>Ausbildung</strong><br />
e<strong>in</strong>em Betrieb bietet. So kann die Qualifizierung<br />
unmittelbar – unter Berücksichtigung der bestehenden <strong>Ausbildung</strong>sordnungen<br />
– auch auf den unternehmensspezifischen<br />
Bedarf ausgerichtet werden. Auszubildende erwerben<br />
hier frühzeitig e<strong>in</strong> Wissen über die Besonderheiten des betrieblichen<br />
Produktions- und Dienstleistungsprozesses und<br />
der Arbeitsvorgänge. Darüber h<strong>in</strong>aus stellt die betriebliche<br />
<strong>Ausbildung</strong> auch e<strong>in</strong>e sehr lange Probezeit dar, die dem Betrieb<br />
die Möglichkeit gibt, sich die besten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter für e<strong>in</strong>e Dauerbeschäftigung auszuwählen.<br />
Nutzenbestimmung durch<br />
Quantifizierung von Rekrutierungskosten<br />
für externe Fachkräfte<br />
E<strong>in</strong>en Teil des <strong>Ausbildung</strong>snutzens stellen die Kosten dar,<br />
die sich bei e<strong>in</strong>em <strong>Ausbildung</strong>sverzicht durch die dann<br />
notwendige Rekrutierung von Fachkräften auf dem externen<br />
Arbeitsmarkt ergeben würden. Im BIBB-Projekt wurden<br />
entsprechende Faktoren differenziert erhoben und <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Berechnungsmodell mit dem Ziel e<strong>in</strong>er Quantifizierung<br />
des Nutzens mite<strong>in</strong>ander verknüpft. Geschätzt wurden<br />
im E<strong>in</strong>zelnen die Inserierungskosten, die Kosten der<br />
Durchführung von Vorstellungsgesprächen sowie die E<strong>in</strong>arbeitungs-<br />
und Qualifizierungskosten für die E<strong>in</strong>stellung<br />
von Fachkräften über den Arbeitsmarkt. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
wurden eventuelle Lohn- und Gehaltsdifferenzen zwischen<br />
betrieblich Ausgebildeten und externen Fachkräften berücksichtigt.<br />
Alle Angaben wurden auf e<strong>in</strong>en ausgewählten Beruf<br />
bezogen. 5<br />
Insgesamt ergibt sich für die durch <strong>Ausbildung</strong> e<strong>in</strong>gesparten<br />
Rekrutierungskosten e<strong>in</strong> durchschnittlicher Schätzwert<br />
von rund 5.800 e pro e<strong>in</strong>zustellender Fachkraft. Durchschnittswerte<br />
für e<strong>in</strong>zelne Komponenten und <strong>Ausbildung</strong>sbereiche<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 1 wiedergegeben:<br />
<strong>BWP</strong> <strong>Sonderausgabe</strong> 2003<br />
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