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BWP-Sonderausgabe: Jugendliche in Ausbildung bringen - BiBB

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THEMA<br />

Anmerkungen<br />

1 Die Erhebung zum Thema „Gew<strong>in</strong>nung von<br />

Fachkräften und E<strong>in</strong>schätzung der betrieblichen<br />

Berufsausbildung“ wurde vom BIBB im<br />

Sommer 2001 als schriftliche Betriebsbefragung<br />

durchgeführt. E<strong>in</strong>bezogen wurden<br />

Betriebe mit bis zu 499 Beschäftigten aus<br />

den Bereichen Industrie und Handel sowie<br />

Handwerk. Es wurde e<strong>in</strong>e nach Betriebsgrößenklassen<br />

geschichtete Stichprobe gezogen.<br />

Dabei wurde e<strong>in</strong> besonderer Schwerpunkt<br />

auf kle<strong>in</strong>ere Betriebe gelegt, um e<strong>in</strong>e<br />

genügend hohe Fallzahl nicht ausbildender<br />

Betriebe zu erreichen. Insgesamt g<strong>in</strong>gen von<br />

1.373 Betrieben auswertbare Fragebögen e<strong>in</strong>.<br />

In 910 Fällen handelte es sich um <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe,<br />

463 Betriebe bildeten nicht<br />

aus. Die Rücklaufquote <strong>in</strong> drei der zugrunde<br />

gelegten Betriebsgrößenklassen (3 bis 19, 20<br />

bis 99, 100 bis 499 Beschäftigte) lag zwischen<br />

12 % und 14 %. Bei den Kle<strong>in</strong>stbetrieben<br />

(1 bis 2 Beschäftigte) ergab sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur e<strong>in</strong> Rücklauf von 2 %, was darauf<br />

schließen lässt, dass die untersuchte Thematik<br />

für diese Betriebe nur von ger<strong>in</strong>gem Interesse<br />

ist. Insgesamt gesehen liegt die realisierte<br />

Rücklaufquote im Schnitt anderer <strong>in</strong><br />

schriftlicher Form durchgeführter Betriebsbefragungen.<br />

Um die realisierte Stichprobe an<br />

die Betriebsgrößenstrukturen der Grundgesamtheit<br />

anzupassen, wurde e<strong>in</strong> entsprechendes<br />

Gewichtungsverfahren – differenziert<br />

für die alten und die neuen Bundesländer –<br />

angewandt, das auf den Zahlen der Beschäftigtenstatistik<br />

basiert.<br />

2 Dieser Prozentwert wurde aus den Strukturanteilen<br />

des IAB-Betriebspanels berechnet.<br />

Vgl. Gewiese, T.: Das <strong>Ausbildung</strong>sverhalten<br />

deutscher Betriebe 2000. Ergebnisse<br />

des IAB-Betriebspanels. Manuskript. Nürnberg<br />

2001.<br />

3 Den hier vorgestellten Ergebnissen liegen<br />

jeweils E<strong>in</strong>schätzungen zugrunde, welche die<br />

Befragten auf e<strong>in</strong>er Skala von 1 = „sehr<br />

wichtig“ bis 5 = „völlig unwichtig“ vornahmen.<br />

Es wurden immer die Nennungen der<br />

Werte 1 und 2 zusammengefasst.<br />

4 Andere Untersuchungen zur Bedeutung e<strong>in</strong>zelner<br />

<strong>Ausbildung</strong>shemmnisse kommen hier<br />

zu ähnlichen Ergebnissen. Vgl. z. B. Beutner,<br />

M.: <strong>Ausbildung</strong>sbereitschaft <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- und<br />

Mittelbetrieben. Köln 2001.<br />

Bei Nichtausbildungsbetrieben dom<strong>in</strong>iert – ebenfalls wie<br />

erwartet – die E<strong>in</strong>stellung externer berufserfahrener Fachkräfte.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist der Anteil der Betriebe, die diese<br />

Möglichkeit nutzen wollen, mit 43 Prozent kaum höher als<br />

bei den <strong>Ausbildung</strong>sbetrieben. Die Qualifizierung von Mitarbeitern<br />

ohne <strong>Ausbildung</strong> hat bei den nicht ausbildenden<br />

Betrieben ebenfalls e<strong>in</strong>en relativ hohen Stellenwert, der jedoch<br />

deutlich niedriger ist als bei den ausbildenden Betrieben.<br />

Alle anderen Möglichkeiten der Personalgew<strong>in</strong>nung<br />

im Fachkräftebereich s<strong>in</strong>d von den Nichtausbildungsbetrieben<br />

<strong>in</strong> eher ger<strong>in</strong>gem Umfang vorgesehen. Etwas häufiger<br />

als bei den <strong>Ausbildung</strong>sbetrieben ist die E<strong>in</strong>stellung<br />

von ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigten, von Hoch- bzw. Fachhochschulabsolventen<br />

sowie von<br />

Studienabbrechern beabsichtigt.<br />

Erstaunlich ist der<br />

nicht unbedeutende Anteil<br />

von Nichtausbildungsbetrieben,<br />

die künftig e<strong>in</strong>e eigene<br />

gewerblich-technische oder<br />

kaufmännische <strong>Ausbildung</strong><br />

<strong>in</strong> Betracht ziehen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass<br />

die <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe neben<br />

der eigenen <strong>Ausbildung</strong><br />

<strong>in</strong> Zukunft vielfältige weitere<br />

Möglichkeiten der Personalgew<strong>in</strong>nung<br />

wahrnehmen<br />

wollen. Die Nichtausbildungsbetriebe<br />

schätzen<br />

neben e<strong>in</strong>er möglichen eigenen<br />

<strong>Ausbildung</strong> auch eigene<br />

Weiterbildungsaktivitäten<br />

als Instrument der Personalrekrutierung<br />

im Fachkräftebereich<br />

weniger wichtig e<strong>in</strong><br />

als <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe. Im<br />

H<strong>in</strong>blick auf andere Rekrutierungsmöglichkeiten<br />

unterscheiden<br />

sich die Profile<br />

von ausbildenden und nicht<br />

ausbildenden Betrieben allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur unwesentlich.<br />

Insgesamt ist die Palette der<br />

genutzten Rekrutierungsarten<br />

bei <strong>Ausbildung</strong>sbetrieben<br />

breiter als bei nicht<br />

ausbildenden Betrieben.<br />

Dies deutet darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

ausbildende Betriebe ihren<br />

Personalbedarf im Fachkräftebereich<br />

höher e<strong>in</strong>schätzen<br />

als Nichtausbildungsbetriebe,<br />

welche ja größtenteils<br />

Kle<strong>in</strong>betriebe s<strong>in</strong>d.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Ausbildende und nicht ausbildende Betriebe unterscheiden<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Strukturmerkmalen deutlich. E<strong>in</strong><br />

Teil der unterschiedlichen <strong>Ausbildung</strong>sneigungen von Betrieben<br />

lässt sich auf solche Abweichungen <strong>in</strong> den Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen<br />

zurückführen. So bilden <strong>in</strong>sbesondere<br />

größere Betriebe häufiger aus als kle<strong>in</strong>ere Betriebe, und die<br />

<strong>Ausbildung</strong>stradition ist auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Branchen unterschiedlich<br />

stark ausgeprägt. Allerd<strong>in</strong>gs deuten die Ergebnisse<br />

der Befragung darauf h<strong>in</strong>, dass die Beteiligung<br />

oder der Verzicht auf <strong>Ausbildung</strong> nicht vollständig durch<br />

vone<strong>in</strong>ander abweichende Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen determ<strong>in</strong>iert<br />

wird. Zu vermuten ist vielmehr e<strong>in</strong> hoher betrieblicher<br />

Bewertungs- bzw. E<strong>in</strong>schätzungsspielraum im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Entscheidung, ob sich e<strong>in</strong>e <strong>Ausbildung</strong> lohnt<br />

oder nicht. Abgesehen von e<strong>in</strong>er eigenen <strong>Ausbildung</strong> nutzen<br />

<strong>Ausbildung</strong>s- wie Nichtausbildungsbetriebe die zur<br />

Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Rekrutierung von<br />

Fachkräften <strong>in</strong> ähnlicher Weise. Allerd<strong>in</strong>gs spielt für nicht<br />

ausbildende Betriebe die Weiterbildung von Mitarbeitern<br />

ohne <strong>Ausbildung</strong> e<strong>in</strong>e weniger wichtige Rolle.<br />

Für den Verzicht auf <strong>Ausbildung</strong> wird von den Betrieben<br />

e<strong>in</strong>e breite Palette von Argumenten genannt. Dabei dom<strong>in</strong>ieren<br />

Aspekte genereller Schwierigkeiten bei der Durchführung<br />

von <strong>Ausbildung</strong> gegenüber eventuell fehlenden<br />

Möglichkeiten der Verwertung für den Betrieb. Den Nutzen<br />

e<strong>in</strong>er eigenen <strong>Ausbildung</strong> im H<strong>in</strong>blick auf unterschiedliche<br />

Dimensionen schätzen – erwartungsgemäß – <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe<br />

deutlich höher e<strong>in</strong> als nicht ausbildende Betriebe. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wird der mögliche <strong>Ausbildung</strong>snutzen auch von den<br />

nicht ausbildenden Betrieben überraschend hoch bewertet.<br />

Für die Berufsbildungspolitik signalisieren die Ergebnisse<br />

gute Voraussetzungen, verstärkt bisher nicht ausbildende<br />

Betriebe für e<strong>in</strong>e Übernahme von <strong>Ausbildung</strong>sverantwortung<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. Die auf breiter Grundlage <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren erfolgten Werbeaktivitäten sollten fortgeführt und<br />

weiter ausgebaut werden. Insgesamt dürfte das <strong>Ausbildung</strong>spotenzial<br />

auch kle<strong>in</strong>erer Betriebe bei weitem noch<br />

nicht ausgeschöpft se<strong>in</strong>. Entsprechende Werbestrategien<br />

sollten den Betrieben dabei <strong>in</strong>sbesondere Hilfestellung und<br />

Unterstützung weisen, wie Schwierigkeiten bei der Organisation<br />

und Durchführung e<strong>in</strong>er eigenen <strong>Ausbildung</strong> gemeistert<br />

werden können. Betriebe müssen auch verstärkt<br />

auf die Möglichkeiten zur Schaffung der <strong>Ausbildung</strong>svoraussetzungen<br />

h<strong>in</strong>gewiesen werden, sofern diese nicht vorliegen.<br />

Hierbei ist <strong>in</strong>sbesondere auf die öffentlichen Hilfen<br />

bei der E<strong>in</strong>richtung von <strong>Ausbildung</strong>splätzen sowie auf die<br />

Lehrgänge zur Erlangung der Ausbildereignung aufmerksam<br />

zu machen. Außerdem s<strong>in</strong>d die bereits vorhandenen<br />

<strong>Ausbildung</strong>sverbünde weiter auszubauen.<br />

46 <strong>BWP</strong> <strong>Sonderausgabe</strong> 2003

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