Ausgabe 1011.pdf - Theater-Zytig
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Rückblick <strong>Theater</strong>tage 2010 ı Vorhang auf<br />
Hannes Zaugg-Graf<br />
Eigentlich ist es ja üblich, dass man<br />
das 25-jährige Jubiläum feiert. Da man<br />
infolge Wechsel in der Organisation das<br />
Jubiläum vor fünf Jahren ungefeiert hatte<br />
durchziehen lassen, überlegten sich die<br />
Verantwortlichen der <strong>Theater</strong>tage dieses<br />
Jahr etwas Besonderes und lancierten<br />
einen Autorenwettbewerb mit fünf<br />
Uraufführungen (Die ThZ berichtete in<br />
der Juli-<strong>Ausgabe</strong> ausführlich darüber).<br />
Nun könnte man meinen, dass darunter<br />
das übrige Programm gelitten hätte. Das<br />
Wettbewerbsprogramm blockierte jedoch<br />
nur den Sonntagnachmittag, so dass die<br />
«normalen» Inszenierungen immer noch<br />
genügend Platz erhielten, sich einem interessierten<br />
Fachpublikum zu präsentieren.<br />
Den Start machte am Freitagabend die<br />
Schatulle Greifensee mit Yasmina Rezas<br />
Erfolgsstück «Gott des Gemetzels».<br />
Ein schwieriges Stück, das durch das<br />
kleine Ensemble aber brillant gemeistert<br />
wurde. Nicht unverdient landete<br />
die Inszenierung deshalb auf dem<br />
zweiten Rang beim Publikumspreis.<br />
Einen Klassiker inszenierten die Gaukeleien<br />
Aarau mit Henrik Ibsens «Die Stützen<br />
der Gesellschaft», während die zweite<br />
lokale Gruppe, der You Too Spielclub<br />
aus Aarau, mit einer Eigenproduktion<br />
aufwartete. Das <strong>Theater</strong> Giswil mit dem<br />
eher makabren «Hals über Kopf» und die<br />
Freie <strong>Theater</strong>gruppe Zürich mit einer<br />
Szenencollage unter dem Titel «Nach<br />
HauseR» rundeten den ersten Abend<br />
ab. Wie immer klang der Festivalbetrieb<br />
mit der Nachlese aus, zum ersten Mal<br />
direkt im Festzelt abgehalten. Dieses<br />
Konzept hat zwar Potenzial, muss aber<br />
eindeutig noch verbessert werden.<br />
Am Samstagmorgen standen wie immer<br />
etliche Strassentheater auf den Pflastern<br />
der Altstadt, um auf die <strong>Theater</strong>tage<br />
aufmerksam zu machen. Die jahrelange<br />
Aufbauarbeit macht sich denn<br />
auch merklich bezahlt, konnte doch die<br />
Zuschauerzahl erneut gesteigert werden.<br />
Erfreulich viele Vorstellungen in den<br />
<strong>Theater</strong>sälen waren trotz herrlichem<br />
Sommerwetter komplett ausverkauft.<br />
Noch vor dem Mittag zeigte das Best<br />
Berner StudentInnentheater eine fulminante<br />
Inszenierung von Oscar Wildes<br />
«Bunbury». Das Ensemble war in den<br />
letzten Jahren regelmässig Gast in Aarau<br />
und wurde zum Teil durch die Fachgruppe<br />
der Nachlese arg kritisiert. Die jungen<br />
<strong>Theater</strong>begeisterten liessen sich aber nie<br />
beirren, nahmen die Kritik auf und entwickelten<br />
sich stetig. Das Resultat war<br />
nicht nur der Publikumspreis mit klarem<br />
Abstand, sondern auch ein spontan durch<br />
die Nachlese verliehener und finanzierter<br />
Fachpreis, der die Gruppe sichtlich<br />
rührte aber auch motivierte, auf dem<br />
eingeschlagenen Weg weiterzufahren.<br />
Ansonsten war der Samstag ein Tag der<br />
Gegensätze, der die Fülle und Breite<br />
des Amateurtheaters aufzeigte. Vom<br />
<strong>Theater</strong> mit älteren Menschen über<br />
Jugendstücke und Maskentheater; von<br />
zweieinhalbstündigen Klassikern über<br />
Filmstoffe und Kabarettvorlagen bis zu<br />
experimentellen Textcollagen wurde fast<br />
jedes Genre gezeigt. Von jungen Schülerinnen<br />
und Schülern bis über 80-jährigen<br />
Menschen standen Persönlichkeiten auf<br />
der Bühne, vereint in ihrer Freizeitbeschäftigung<br />
<strong>Theater</strong> und geeint in ihrem<br />
Antrieb, dem Publikum etwas zu bieten<br />
und selber daran Freude zu haben.<br />
Obschon das Niveau insgesamt als hoch<br />
bezeichnet werden darf, gab es doch bei<br />
<strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong> 1011<br />
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