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Script 1: Horizonte des Sammelns - Wolfsberg

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durch – niemals nur einen einzigen – Galeristen, sie suchen das Fachgespräch<br />

und vertrauen dann aber dennoch auf das eigene Urteil, riskieren Mut beim<br />

Ankauf von neuer, junger, noch nicht im Konsens etablierter Kunst. Diese<br />

Sammler sind oft die Entdecker und Förderer dieser Kunst. Also ist ihr Handeln<br />

ein durchaus mäzenatisches Wirken im besten Sinn, in Verantwortung<br />

für die Kunst und damit auch in Verantwortung für die Gesellschaft und das<br />

geistige Klima einer Zeit.<br />

Harald Falckenberg spricht vom Sammler-Sammler: Für ihn «ist der Prozess<br />

<strong>des</strong> <strong>Sammelns</strong> und die sich daraus ergebende Auseinandersetzung mit<br />

der bildenden Kunst massgebend. Er ist typischerweise in der Szene verwurzelt,<br />

hält engen Kontakt zu Programmgaleristen und jungen Künstlern,<br />

fördert Projekte und engagiert sich in den lokalen Kunstinstitutionen. Er entscheidet<br />

selbst, entwickelt Konzepte und ist bereit, Risiken einzugehen. Er<br />

will Neues entdecken oder Altes wiederentdecken. Auch hat er zu Geld und<br />

Vermögen ein eher entspanntes Verhältnis. Seine Sammlung hat dezidiert<br />

persönlichen Charakter.» 13 Es wird klar, dass der Sammler hier von sich selbst<br />

spricht, aber er verkörpert den Typus <strong>des</strong> mäzenatischen Sammlers, von dem<br />

ich gesprochen habe. Es gibt natürlich auch Profisammler wie Galeristen oder<br />

Hochschulprofessoren, denen in den meisten Fällen aber ähnliches Engagement<br />

in der Sache unterstellt werden kann. Sie sind die Partner von Museen<br />

in Notfällen, sie sind die Energieträger auch im Freun<strong>des</strong>kreis und stiften<br />

zudem andere zum Engagement für die Kunst an – gerade auch für jene<br />

Kunst, die sperrig ist, noch unbekannt und ungesichert.<br />

Problematischer wird der gesellschaftliche Einfluss von Sammlerinnen<br />

und Sammlern, die sich ausschliesslich durch einen Galeristen oder eine Galeristin<br />

beraten lassen. Da ist die Gefahr, den Kunstmarkt – ich sage hier schon<br />

mal: kurzfristig – zu manipulieren, erheblich grösser, weil nicht Begeisterung<br />

entscheidet, sondern jemand mit Geschäftssinn einen Auftrag erfüllt und sich<br />

möglicherweise stärker an reinen Trends und Moden orientiert als an fachlichen<br />

Urteilen, um den Kunden zufrieden zu stellen. Der Auftrag kann selbstverständlich<br />

auch dahin gehen, Kunst zu kaufen, deren Wert steigen wird.<br />

Letztlich aber wird die Wertung von Kunst international und langfristig vor-<br />

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