Script 1: Horizonte des Sammelns - Wolfsberg
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nen Mitteln haben und die Möglichkeit erhalten, Rücklagen zu bilden und<br />
Zustiftungen zu erhalten. Dies ist der Fall bei den Hamburger Museen, beim<br />
Jüdischen Museum in Berlin oder bei den Museen der Stiftung preussischer<br />
Kulturbesitz. Heutige Museumsdirektoren müssen wie Unternehmer denken<br />
und handeln, Visionen entwickeln und kommunizieren, inspirieren, mit viel<br />
Fantasie und mitreissender Energie Neues riskieren. Die Verhandlungen mit<br />
Sammlern, an deren Sammlung das Museum interessiert ist oder die ihrerseits<br />
einen Museumspartner suchen für ihre Sammlung, sind langwierig und erfordern<br />
Geduld, müssen übrigens auch von gegenseitiger Sympathie getragen<br />
sein. Die stark ausgeprägte Subjektivität einer privaten Sammlung bringt es<br />
häufig mit sich, dass sie einfach nicht als Ganzes in ein bestehen<strong>des</strong> Kunstmuseum<br />
passt. Und die Auflage, die Objekte nie auseinanderzureissen, macht es<br />
so unmöglich, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es muss also<br />
besprochen werden, welche Objekte wie, wann und in welcher Kombination<br />
zu sehen sein sollen und wie der Sammler als Stifter kenntlich gemacht werden<br />
will. Gewiss, viele Sammler wünschen sich als Zielort für ihre Sammlung<br />
das Museum, den öffentlichen Ort, und übertreten damit die Schwelle zur<br />
Verantwortung für die Öffentlichkeit: für den Ort Museum und für die Präsentation<br />
ihrer Kunstwerke – und zwar denjenigen, die nicht durch das Sammeln<br />
zur Rezeption motiviert worden sind, sondern das Recht darauf reklamieren,<br />
eine Ausstellung zu sehen. In dieser will jenes Publikum Kunstwerken<br />
begegnen, die es bannt; in dieser Ausstellung möchte es aber auch Erläuterungen<br />
erhalten und Führungen, Vermittlungen und Veranstaltungen aller<br />
Art. Es ist also eine Verantwortung gegenüber denjenigen, die immer wieder<br />
neu Kunstwerke in Beziehung zu anderen Kunstwerken betrachten wollen,<br />
im stetigen Wechsel von Ausstellungen. Museen mit bestehender Sammlung<br />
können im Grunde nur einzelne Werke oder Werkgruppen aus einer Sammlung<br />
richtig aufnehmen; oder Teile der Sammlung in jeweils unterschiedlichen<br />
Kontexten, also niemals oder nur einmal als Sammlung geschlossen<br />
zeigen. Es gibt viele Notwendigkeiten zur Vertrauensbildung, damit ein<br />
Sammler seine von ihm geliebte Sammlung einem Museum überlässt. Auf der<br />
anderen Seite sind viele kommunale Museen in Deutschland, die zwar noch<br />
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