Script 1: Horizonte des Sammelns - Wolfsberg
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von der Strasse und hat auch dort immer schon etwas mit einem schnellen<br />
Auftauchen, mit einem schnellen Auftrag zu tun. Insofern wirken auch die<br />
nach innen übertragenen Graffiti von Katharina Grosse auf den ersten Blick<br />
spontan und weniger komponiert als beispielsweise die Arbeiten von Keith<br />
Haring – mit dem sie aber auch gar nichts verbindet. Katharina betont mittlerweile<br />
aber die Nichtzufälligkeit ihres Tuns noch mehr, indem sie weisse<br />
Flächen, Rechtecke, in den Raumbildern ausspart, unerwartete Gegenstände<br />
wie Betten, Regale oder Steine in die Installationen mit hineinnimmt und<br />
diese gleichberechtigt wie die herkömmlichen Malgründe behandelt, also<br />
besprüht, und sie somit zum paritätischen Bildinhalt macht. Die erste grössere<br />
Arbeit, die ich von Katharina erwerben konnte, war eine überhaupt nicht<br />
zum Verkauf gedachte, dennoch erarbeitete, mittels Rolle bemalte Tapete<br />
auf einer Holzwand der alten Kölner Messe. Dass sich diese Arbeit trotzdem<br />
jetzt in der Sammlung befindet, bezeugt den freien Geist von Katharina.<br />
(Nichts scheint ihr unmöglich.)<br />
Wie Katharina Grosse arbeitet auch Adrian Schiess, der im französischen<br />
Exil lebende Schweizer, mit Bodenflächen, und damit mit der individuellen<br />
Raumwahrnehmung. Im Unterschied zu Katharina aber bringt Schiess den<br />
skulpturalen Aspekt noch stärker in seine Malerei mit ein. Wo Katharina den<br />
Stein, das Bett oder was auch immer zum skulpturalen Bestandteil ihrer malerischen<br />
Arbeit macht, bestimmt Adrian Schiess eine Skulptur zum Träger seiner<br />
Malerei. Frühe Arbeiten allerdings bestehen oftmals lediglich aus einer<br />
stärkeren Sperrholzplatte, manns- oder auch frauhoch, grundiert, dann mit<br />
Autolack besprüht und wie gerade gebogene Fragezeichen an eine Wand<br />
gelehnt. Aufgrund ihrer überaus glatt polierten Oberfläche werden die Stelen<br />
damit zu einem sowohl Farblicht abstrahlenden wie Umfeld spiegelnden<br />
Objekt, zu einer dialektischen Arbeit also. So verhält es sich auch heute noch<br />
mit den inzwischen sehr viel weiter elaborierten Arbeiten von Adrian. Das<br />
Kunstmuseum Bonn zeigt eine ganz wunderbare freie Bodenarbeit, im Ausmass<br />
variierbar, die, vor einem der grossen Fenster <strong>des</strong> Museums platziert,<br />
sowohl die jeweilige Lichtstimmung von aussen hereinholt als auch die der<br />
Arbeit selbst eigene Stimmung und Farbigkeit, ihren präzise kalkulierten Ver-<br />
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