en, angesichts dieser Malerei und ihrer Ausstellungsorte begann auch ich, damals Student der Kunstgeschichte, den Abgang der Malerei zu beklagen. Bis mir eben Ingo Meller begegnete, Simon Linke auch und – Noir. Ich habe Sie also belogen. Vorsätzlich. (Sie sehen, hier kommt einiges an Tatbeständen zusammen, jetzt also diese uneidliche Falschaussage …) Nein, nicht eine Arbeit Simon Linkes war das erste Bild, das ich erstand – es hätte auch zu gut gepasst! –, tatsächlich war es eine kleine Pappe von eben diesem Noir. Er, der zwischenzeitlich wohl bekannteste und vielleicht auch bedeutendste Mauermaler (West-)Berlins, zog abends mit einigen seiner Bilder auf Karton durch die Kneipen und versuchte dank kleiner Verkäufe zu überleben. «Bestimme den Preis selbst», sagte er, und ich glaube, er bekam für dieses wunderschöne, leichte Porträt im Profil 80 DM von mir. Auch dieses Bild mag ich immer noch, obwohl es nicht abstrakt, nicht ungegenständlich, nicht monochrom usw. ist. Noir hat den Grundstein für einen anderen Teil meiner Sammlung gelegt, eine Umgebung, in der sich heute die Damen Baer und Milroy tummeln, Mister Opie, der Meister Richard Allen Morris und ein paar andere mehr. Nur, auch darauf muss ich kurz zu sprechen kommen, Neo Rauch ist hier nicht dabei. Ihn hatte ich schon kurz nach der sogenannten Wende in Leipzig kennengelernt, auch seinen Galeristen, und beide konnten mich nicht überzeugen. Es war eine Situation damals, in der auch Harry Lübke beinah noch sagte «bestimme den Preis selbst», aber diese melancholisch betrübte, comichafte Historienmalerei war und ist einfach nichts für mich. Manch einer würde jetzt vielleicht sagen: dumm gelaufen. Ich nicht. Hier bereue ich nichts. Von meinen amerikanischen Heroen habe ich Ihnen ja schon berichtet. Ich war ein Freund Amerikas, mein Blick hatte sich sehr gen Westen verfestigt, von Frankreich über den Atlantik hinweg, durch Besuche dort. Zwei Reisen habe ich gemacht durchs grosse weite Land, Museumsbesuche und so weiter. Anders als beim Freund Jolles, der bekanntlich eine grossartige Sammlung zeitgenössischer russischer Kunst aufbaute, gehörte mein Interesse für einige Zeit fast hermetisch-entschlossen den Amerikanern. Mit Ausnahmen natürlich, aber im Grunde interessierten mich lange und interessieren mich 33
Thierry Noir, o.T., o.J., 49 x 29,5cm © 2007 Pro Litteris, Zurich 34
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