Script 4: Gesundheitsorientierte Unternehmensführung Wolfsberg
Script 4: Gesundheitsorientierte Unternehmensführung Wolfsberg
Script 4: Gesundheitsorientierte Unternehmensführung Wolfsberg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
warnt. Sie warnt unablässig davor, obwohl sie bis heute nicht belegen konnte,<br />
dass sich bei Menschen, die ihre Ernährung umgestellt haben (z.B. durch<br />
Verzicht auf Fett oder Fleisch), tatsächlich die Gesundheit verbessert hat. Wer<br />
nach den Vorgaben der Ernährungswissenschaft lebt, ist also weder gesünder,<br />
noch lebt er oder sie länger, noch nimmt er oder sie langfristig ab – jeweils<br />
im Verhältnis zu ansonsten gleich gelagerten Vergleichsgruppen. Dies ist die<br />
wissenschaftliche Datenlage im Jahre 2010. Nach Auftritten in den Medien<br />
oder in Buchrezensionen höre ich häufig den Vorwurf einer selektiven Quellenauswahl.<br />
Ich würde also für diese Aussage nur Studien zitieren, die einseitig<br />
diese Sichtweise bestätigten. Darauf erwidere ich stets: «Zeigen Sie mir<br />
gut gemachte Studien, die ich übersehen habe und die den Nutzen solcher<br />
Massnahmen seriös belegen. Dann ändere ich sofort meine Meinung. Ich bin<br />
praktischer Arzt. Mir kommt es nicht darauf an, recht zu haben, sondern meinen<br />
Patienten auf dem Boden der aktuellen Erkenntnislage moderner Wissenschaft<br />
zu beraten.» Ich warte bis heute auf Antwort.<br />
Die vorhergesagte Wirkung der Therapie «gesunde Ernährung» lässt sich<br />
statistisch nicht belegen. Wie sieht es aber mit den Nebenwirkungen aus?<br />
Gesichert ist inzwischen, dass Warnungen zu vielfältigen Ängsten führen.<br />
Immer mehr Menschen haben Angst, normal zu essen. Besonders deutlich<br />
wird dies anhand eines neuen Krankheitsbildes, der Orthorexia nervosa.<br />
Schon viele junge Menschen sind davon betroffen und müssen von ihrem<br />
krankhaften Bestreben, sich gesund zu ernähren, wieder therapeutisch befreit<br />
werden. In der Psychologie beobachtet man schon seit einigen Jahren<br />
einen starken Anstieg des sogenannten negativen Affektes, eine diffuse<br />
Angst und Sorge, die in der Forschung als wichtige Grundlage vieler Störungen<br />
angesehen wird und auf der sich Krankheitsbilder wie beispielsweise<br />
Essstörungen entwick eln. Mein berufliches Steckenpferd ist die Ernährung,<br />
der ich mich auch als Autor und Berater grosser Caterer widme. Oft könnte<br />
man tatsächlich sehr viel verbessern, um qualitativ hochwertiger und damit<br />
bekömmlicher zu essen. Aber dies ist vielmehr eine Frage der Lebenskultur<br />
und nicht eine Frage auf Leben und Tod. Wir sind also weit übers Ziel hinausgeschossen.<br />
14