Script 4: Gesundheitsorientierte Unternehmensführung Wolfsberg

Der Heidelberger Philosoph Hans-Georg Gadamer beschreibt Gesundheit als
etwas, das im Verborgenen liegt. Etwas Selbstvergessenes, welches es uns
ermöglicht, uns kraftvoll dem Leben zuzuwenden (Gadamer, H.-G.: über die
Verborgenheit der Gesundheit, Suhrkamp. Frankfurt am Main, 1993). Wenn
Gesundheits- und Präventionsprogramme aber darauf zielen, uns die Freude
am Essen zu nehmen, Angst vorm Herzinfarkt zu vermitteln, uns den Waldspaziergang
mit Zeckenängsten zu vermiesen, dann versetzen sie uns nicht in
die Lage, uns dem Leben kraftvoll zuzuwenden. Im Gegenteil: Sie verschlechtern
unser Wohlbefinden und damit unsere Gesundheit. Etwas weniger an
die Gesundheit zu denken wäre tatsächlich gesünder.
«Betriebliches Gesundheitsmanagement» liegt im Trend
Die Omnipräsenz gesundheitlicher Empfehlungen erreicht auch die Unternehmen.
Der Ruf, etwas für die Gesundheit der Mitarbeiter zu tun, wird
heute auf allen Ebenen an die Geschäftsführung herangetragen. Es gilt als
zeitgemäss und schick im betrieblichen Umfeld Gesundheitsprogramme an -
zubieten. Bei der Wahl der geeigneten Massnahmen verlässt man sich auf
etablierte Experten – aus verständlichen Gründen. Dennoch liegt man mit der
Zielrichtung der Anstrengungen oft ausserhalb der gewünschten Resultate.
Das ist unbefriedigend, denn ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement
wird in Zukunft immer wichtiger werden.
Allein schon die demografische Entwicklung stellt Unternehmen vor die Notwendigkeit,
sich dieser Thematik zu öffnen. Denn ob der baldige Mangel an
jungen Nachwuchskräften allein durch Produktivitätszuwachs ausgeglichen
werden kann, wird zwar heiss diskutiert, sich darauf zu verlassen er scheint
jedoch riskant. Moderne Zivilisationen werden wahrscheinlich in Zukunft vermehrt
auf ältere Arbeitnehmer zurückgreifen müssen, um die Produk tion
sicher zu stellen. Doch wenn ältere Arbeitnehmer leistungsfähig und motiviert
bleiben sollen, müssen ihnen auch gesunde Arbeitsbedingungen angeboten
werden.
Bevor man geeignete Massnahmen trifft, muss man erst nach deren Zielrichtung
fragen. Welcher Gesundheitsbedarf steht bei heutigen Erwerbstäti-
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