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Contra emag Nr. 06/14

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S<br />

Russland-Sanktionen – Der<br />

Schlag ins Wasser<br />

ollten sich nach<br />

der Krim weitere<br />

Gebiete von der Ukraine<br />

abspalten, werde<br />

Deutschland ein drittes<br />

Sanktionspaket gegen<br />

Russland unterstützen.<br />

Das ließ der deutsche<br />

Außenminister Steinmeier<br />

wissen. Nun – das war<br />

natürlich nicht viel mehr<br />

als die „Stimme Amerikas“,<br />

der Berlin auf allen<br />

Wegen folgt, aber nicht<br />

nur deswegen kommt<br />

der Drohung nicht viel<br />

Gewicht zu. Denn Russland<br />

hat bereits einen<br />

Begriff davon gegeben,<br />

wie es auf Restriktionen<br />

dieser Art zu antworten<br />

gedenkt.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Sanktionen zu verhängen,<br />

ist im Westen nicht unbeliebt.<br />

So sieht sich beispielsweise<br />

der Iran einer ganzen<br />

Reihe von wirtschaftlichen<br />

Zwangsmaßnahmen ausgesetzt,<br />

weil Teheran nicht so<br />

will wie Washington es gerne<br />

hätte. Der Atom-Streit ist dafür<br />

nur ein willkommener<br />

Vorwand, der allerdings einsichtiger<br />

wäre, wenn die USA<br />

erklären könnten, warum nur<br />

die Staaten mit der Kernenergie<br />

umgehen dürfen, denen<br />

sie es erlauben.<br />

Jetzt aber stehen Russland<br />

und der Iran vor dem Abschluss<br />

eines Handelsabkommens,<br />

und die beiden Partner<br />

denken nicht daran, das Ergebnis<br />

der Verhandlungen<br />

über das iranische Atom-Programm<br />

abzuwarten, wie die<br />

USA das wünschen. Russlands<br />

Vizeaußenminister Rjabkow<br />

nennt das eine<br />

„Schaffung künstlicher Hindernisse“.<br />

Also wird Russland<br />

vom Iran Erdöl beziehen und<br />

zwar zwei bis drei Jahre lang<br />

500.000 Barrel pro Tag, zu<br />

einem Preis, der leicht unter<br />

dem Weltmarkt-Preis liegt.<br />

Im Gegenzug liefert Russland<br />

eine breite Palette von Waren,<br />

die im Iran wegen der<br />

Sanktionen fehlen, allerdings<br />

keine Waffen. So reagiert<br />

Moskau auf Sanktionen nicht<br />

mit weiteren Sanktionen,<br />

sondern dadurch, dass es<br />

den gegen Moskau wie gegen<br />

Teheran bestehenden weitgehend<br />

die Wirksamkeit nimmt.<br />

Doch für Washington<br />

kommt noch ein weiteres,<br />

grundlegendes Ärgernis hinzu:<br />

Es wird sich um einen<br />

Erdöl-Vertrag handeln, der<br />

mit dem Dollar-Monopol bei<br />

der Fakturierung bricht. Jetzt<br />

ertönt bereits das Geschrei,<br />

ein solches Abkommen sei<br />

unzulässig, und sollte es zustande<br />

kommen, „würde das<br />

<strong>14</strong><br />

ernste Bedenken auslösen“.<br />

Demgegenüber meint Rjabkow:<br />

„Wir sind nicht der Ansicht,<br />

dass beliebige einseitige<br />

Sanktionen der USA einen<br />

legitimen Charakter haben.<br />

Wir lehnen diese Fragestellung<br />

ab und betonen unser<br />

großes Interesse an einer<br />

kontinuierlichen Entwicklung<br />

der russisch-iranischen Beziehungen.“<br />

Natürlich ist die Reaktion<br />

der USA von der Angst geprägt,<br />

Russlands Schachzug<br />

könnte Schule machen und<br />

zudem den ersten Schritt<br />

weg vom Dollar als Weltleitwährung<br />

darstellen. Doch solange<br />

Washington vergessen<br />

zu haben scheint, dass es auf<br />

diesem Globus noch Länder<br />

gibt, die sich nicht der US-<br />

Bevormundung beugen, sondern<br />

ihre Souveränität nutzen,<br />

solange wird sich die<br />

Politik der USA noch oft derartige<br />

diplomatische Niederlagen<br />

einhandeln.

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