Contra emag Nr. 06/14
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Mölzer-Rücktritt: FPÖ im Krieg<br />
der Parteiflügel<br />
D<br />
er von der Parteispitze<br />
quasi<br />
erzwungene Rücktritt<br />
Mölzers als Spitzenkandidat<br />
für die Europawahl<br />
sorgt für Unruhen<br />
in der FPÖ. Die<br />
Deutschnationalen in<br />
der Partei revoltieren<br />
gegen die rechtspopulistische<br />
Führung. Für<br />
Parteichef HC Strache<br />
sind diese offenbar ein<br />
wahltaktischer Klotz<br />
am Bein.<br />
Von Marco Maier<br />
Momentan hat die FPÖ<br />
ein gewaltiges Problem: Mit<br />
dem faktisch verordneten<br />
Rücktritt Andreas Mölzers<br />
sieht sich der deutschnationale<br />
Flügel, dessen Sprachrohr<br />
er stets war, übergangen.<br />
Doch Strache weiß,<br />
dass solche Negativschlagzeilen<br />
bei den Wählern nicht<br />
gut ankommen. Immerhin<br />
würden die Freiheitlichen<br />
als klassisch deutschnationale<br />
Partei wohl ständig an<br />
der 4-Prozent-Hürde herumgrundeln.<br />
Allerdings machen<br />
die Burschenschafter<br />
und Mitglieder diverser<br />
rechter Vereinigungen rund<br />
die Hälfte des 40köpfigen<br />
Parlamentsklubs aus.<br />
Was also wahltaktisch<br />
durchaus richtig war, zog<br />
den Zorn der "Hardliner"<br />
auf sich. Dabei sind deren<br />
Vertreter ohnehin schon<br />
überrepräsentiert, zumal<br />
sich deren Kernwählerschaft<br />
wohl auf maximal 5 Prozent<br />
aller Wahlberechtigten beleäuft.<br />
Die Kameradschaft mit<br />
Mölzer ist offenbar wichtiger<br />
als das Ziel: Mindestens<br />
Platz 2 zu erreichen und<br />
möglichst Teil einer Rechtsfraktion<br />
in Europäischen<br />
Parlament zu werden. Ein<br />
Spitzenkandidat Mölzer hätte<br />
beides wohl vereitelt.<br />
Strache weiß genau, wie<br />
er die Stimmen maximieren<br />
kann: die Bedienung antieuropäischer<br />
Reflexe und<br />
rechtspopulistische Forderungen.<br />
Für die Rechtskonservativen<br />
in der Partei, die<br />
sich in der Tradition der Nationalliberalen<br />
von 1848 sehen,<br />
gehen so manche Forderungen<br />
ohnehin zu sehr<br />
nach links. Und in der Tat:<br />
In vielen Bereichen ist die<br />
FPÖ inzwischen schon näher<br />
an der SPÖ als an der ÖVP.<br />
Es heißt nicht umsonst,<br />
dass die FPÖ von West nach<br />
20<br />
Ost immer röter wird – eine<br />
"soziale Heimatpartei"<br />
eben, die ihre Wähler zusehends<br />
in der Arbeiterschaft<br />
rekrutiert.<br />
Für die bürgerliche Rechte<br />
ist der entzogene Rückhalt<br />
für Mölzer wohl eine<br />
Art Kriegserklärung des linken,<br />
populistischen Proletarierflügels.<br />
Sollte der nun<br />
für die "Reformkonservativen"<br />
(Rekos) antretende<br />
Ewald Stadler (ex-FPÖ &<br />
ex-BZÖ) seine neue Partei<br />
und Mölzer überzeugen<br />
können, wäre ein Antritt<br />
Mölzers für die christlich-rechtskonservative<br />
Partei<br />
durchaus denkbar. Damit<br />
könnten durchaus 3-4 Prozent<br />
der Stimmen von der<br />
FPÖ zu den Rekos wandern.<br />
Stellt sich nur die Frage, ob<br />
die FPÖ damit vor einer erneuten<br />
Parteispaltung (nach<br />
LiF und BZÖ) steht.