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Contra emag Nr. 06/14

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Raketen-Abwehr – Ein Vorschlag<br />

des Kreml<br />

O<br />

bwohl der Westen<br />

unablässig<br />

propagandistisch auf<br />

Russland eindrischt,<br />

versucht Moskau, offene<br />

Fragen auf dem<br />

Wege der Diplomatie<br />

zu lösen. Eines dieser<br />

Probleme ist der Plan<br />

der USA, in Osteuropa<br />

ein System der Raketenabwehr<br />

einzurichten.<br />

Die offizielle Begründung<br />

lautet, man<br />

müsse sich gegen<br />

einen möglichen Raketenangriff<br />

aus dem<br />

Iran schützen, tatsächlich<br />

aber wäre ein<br />

solcher Raketen-<br />

Schirm geeignet, die<br />

russische militärische<br />

Abwehr weitgehend<br />

auszuschalten.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die Ukraine-Krise kommt<br />

den USA aus verschiedenen<br />

Gründen gelegen, unter anderem<br />

auch deswegen, weil<br />

sie ihnen den Vorwand dafür<br />

geliefert hat, die Verhandlungen<br />

mit Russland<br />

über den Raketen-Schirm<br />

abzubrechen. Für Moskau<br />

ist die Sache damit aber<br />

nicht erledigt. „Russland<br />

wird adäquat auf diese Pläne<br />

reagieren“, erklärte Vizeverteidigungsminister<br />

Anatoli Antonow. „All das<br />

bestätigt unsere frühere<br />

Einschätzung, dass die Raketenabwehr<br />

in Europa in<br />

ihrer gegenwärtigen Form<br />

auf ein Unterhöhlen des Abschreckungspotentials<br />

Russlands gerichtet ist.“<br />

Bestärkt sieht sich der<br />

Kreml in dieser Einschätzung<br />

durch die Pläne einiger<br />

NATO-Länder, in der<br />

Nähe zur russischen Grenze<br />

weitere zusätzliche Truppen-Kontingente<br />

zu stationieren,<br />

nachdem die USA<br />

gerade sowohl im Baltikum<br />

als auch in Polen ihre Luftwaffe<br />

deutlich verstärkt haben.<br />

In ihrem Wunsch, „sich<br />

für die Krim zu rächen“<br />

meint auch Vizeaußenminister<br />

Sergej Rjabkow, gehe<br />

Washington über die russischen<br />

Bedenken in Hinblick<br />

auf den Raketen-Schirm<br />

hinweg. Man bedauere in<br />

Moskau, dass sich die USA<br />

nicht imstande zeigten, zwischen<br />

ihren langfristigen<br />

und kurzzeitigen Interessen<br />

zu unterscheiden. „Die<br />

Amerikaner sind von Rachedurst<br />

benommen. Ich denke<br />

nicht, dass in nächster Zeit<br />

ein produktiver Dialog zum<br />

Thema Raketenabwehr<br />

möglich ist.“<br />

Um sich aber nicht dem<br />

Vorwurf auszusetzen, man<br />

sei selber zumindest mit<br />

Schuld an dem diplomatischen<br />

Stillstand, hat Russland<br />

selbst ein Modell für<br />

den Raketen-Schirm in Europa<br />

zur Diskussion auf den<br />

Tisch gelegt. Dieser Plan<br />

umfasst sechs Punkte:<br />

1. Die Zusammenarbeit<br />

erfolgt im Interesse<br />

aller europäischen<br />

Länder. Alle müssen<br />

einbezogen werden.<br />

2. Alle Länder beteiligen<br />

sich an der Raketenabwehr,<br />

unabhängig<br />

von ihrer Zugehörigkeit<br />

zu Organisationen<br />

oder Bündnissen.<br />

3. Konkrete Programme<br />

der Zusammenarbeit<br />

können sowohl auf<br />

bilateraler als auch<br />

multilateraler Grundlage<br />

beruhen.<br />

4. Die Zusammenarbeit<br />

muss durch langfristige<br />

Abkommen<br />

rechtsverbindlich gestaltet<br />

werden.<br />

5. Der Aufbau der europäischen<br />

Raketenabwehr<br />

darf nicht zu<br />

Spannungen mit Ländern<br />

führen, die einseitig<br />

als möglicher<br />

Aggressor bezeichnet<br />

werden.<br />

6. Die Zusammenarbeit<br />

erfolgt stufenweise.<br />

Jetzt ist es an den USA<br />

zu handeln. Dazu ist es notwendig,<br />

endlich wieder einmal<br />

zwischen Propaganda<br />

und Diplomatie zu unterscheiden.<br />

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