Contra emag Nr. 06/14
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„Europa muss aufrüsten“ – Obamas<br />
sonderbare Friedenspolitik<br />
N<br />
achdem der von<br />
den USA eingefädelte<br />
Putsch in Kiew<br />
dort eine Halb-Nazi-Regierung<br />
hervorgebracht<br />
hat, mahnt<br />
die EU für die weitere<br />
Entwicklung in den<br />
Ukraine friedliche Mittel<br />
an. „Politische Forderungen<br />
in der Ukraine<br />
müssen gewaltlos<br />
verfolgt werden, gemäß<br />
den demokratischen<br />
Standards und<br />
in rechtsstaatlicher<br />
Weise“, erklärt die EU-<br />
Außenbeauftragte Ashton.<br />
Doch das gilt natürlich<br />
nur für den<br />
ukrainischen Osten<br />
und auch dort nur für<br />
die russische Bevölkerung.<br />
Ansonsten liegen<br />
die Dinge völlig anders.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Was die USA angeht, so<br />
schicken sie derzeit ein weiteres<br />
Kriegsschiff in das<br />
Schwarze Meer, den Zerstörer<br />
„Donald Cook“, das teilte<br />
der TV-Sender CNN unter<br />
Berufung auf Quellen im<br />
Pentagon mit. Zudem, so<br />
ein Sprecher des Weißen<br />
Hauses, Josh Ernest, planten<br />
die USA, weitere Kräfte<br />
in das Schwarze Meer zu<br />
entsenden. Die „Donald<br />
Cook“ ist mit dem Warnund<br />
Feuerleitsystem Aegis<br />
und mit Marschflugkörpern<br />
ausgerüstet, die sich, wie<br />
die USA schon wiederholt<br />
gezeigt haben, bestens dafür<br />
eignen, von See aus<br />
Ziele auf dem Festland zu<br />
zerstören, wenn es sein<br />
muss, ganze Länder. Die<br />
Entsendung der „Donald<br />
Cook“ passt haargenau in<br />
die Flotten-Politik des Pentagon,<br />
die regelmäßig die<br />
Konvention von Montreux<br />
bricht. Danach hätte die<br />
Entsendung eines Kriegsschiffes<br />
durch Dardanellen<br />
zuvor angemeldet werden<br />
müssen.<br />
Doch den USA reicht es<br />
nicht, mit gutem Beispiel<br />
voranzugehen, wenn es sich<br />
um die Vorbereitung kriegerischer<br />
Auseinandersetzungen<br />
handelt. Die Obama-Administration,<br />
die Regierung<br />
eines Friedensnobelpreisträgers,<br />
verlangt<br />
von den Ländern der EU,<br />
mehr Geld für die Rüstung<br />
auszugeben. Im Schnitt<br />
wenden die EU-Länder 1,7<br />
Prozent ihres Bruttosozialproduktes<br />
für ihr Militär auf,<br />
nicht annähernd genug<br />
nach Meinung des US-Präsidenten.<br />
Dabei ist der NATO-<br />
Aufwand insgesamt so gering<br />
nicht. Sie gibt pro Jahr<br />
990 Milliarden US-Dollar für<br />
die Rüstung aus, die USA<br />
sind mit zwei Dritteln mit<br />
dabei. Russland bringt demgegenüber<br />
ein schwaches<br />
Zehntel davon auf, nämlich<br />
90 Milliarden.<br />
„Jeder muss sich beteiligen“,<br />
so der Friedensfürst<br />
Obama, „die Freiheit ist<br />
nicht kostenlos zu haben.“<br />
Nach dem Verlust der Krim<br />
sei eine viel stärkere Aufrüstung<br />
in Europa notwendig,<br />
„um Russland entgegenzutreten“.<br />
Damit will<br />
Obama glauben machen,<br />
dass dem Westen die zehnoder<br />
elffachen Aufwendungen<br />
nicht reichen, um sich<br />
gegen Russland auch nur<br />
verteidigen zu können. Das<br />
ist natürlich Unsinn. Nach<br />
aller Erfahrung spricht eine<br />
derart überzogene Rüstung<br />
für eine rein aggressive Militär-Politik.<br />
Ein weiteres Problem indes<br />
ist, dass sich vor allem<br />
die mittelmeerischen EU-<br />
Länder mehr Ausgaben einfach<br />
nicht leisten können.<br />
Das läuft nicht nur den politisch-militärischen<br />
sondern<br />
auch den wirtschaftlichen<br />
Interessen Washingtons zuwider.<br />
Denn die USA sind<br />
nach wie vor der weltweit<br />
größte Waffenexporteur und<br />
erhoffen sich von einer zusätzlichen<br />
Aufrüstung in der<br />
EU vor allem mit Blick auf<br />
Spanien und die Niederlande<br />
lukrative Geschäfte.<br />
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