Contra emag Nr. 06/14
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Griechenland: Dank Geldschwemme sind<br />
auch Ramsch-Anleihen interessant<br />
G<br />
roßspurig verkünden<br />
die Euro-Jünger<br />
nun die Rettung<br />
Eurolands: Das finanziell<br />
völlig marode<br />
Griechenland habe mit<br />
der erfolgreichen<br />
Emission von Anleihen<br />
die Rückkehr auf das<br />
Finanzmarktparkett<br />
geschafft. Dabei ist<br />
dies lediglich das Resultat<br />
der gewaltigen<br />
Geldschwemme, die<br />
für hochspekulative<br />
Investments sorgt.<br />
Von Marco Maier<br />
Jeder der halbwegs rechnen<br />
kann weiß, dass Griechenland<br />
ohne einen umfangreichen<br />
Schuldenerlass<br />
und der Reduktion der Zinssätze<br />
keine Chance hat, aus<br />
dem finanziellen Sumpf herauszukommen.<br />
Dazu<br />
braucht man keinen Professor<br />
in VWL, sondern lediglich<br />
einen gewöhnlichen Taschenrechner.<br />
Dennoch<br />
konnten die Griechen eine<br />
Anleihentranche mit fünf<br />
Jahren Laufzeit in Höhe von<br />
3 Milliarden Euro und einem<br />
Zinssatz von 4,75 Prozent<br />
erfolgreich platzieren.<br />
Dass diese Tranche sogar<br />
sechsfach überzeichnet war<br />
und Griechenland somit locker<br />
20 Milliarden Euro mittels<br />
Anleihen hätte einnehmen<br />
können, zeigt die offenbar<br />
herrschende Verzweiflung<br />
an den Finanzmärkten.<br />
Wie sonst kann<br />
man einem Land Geld leihen,<br />
welches mit 27 Prozent<br />
Arbeitslosigkeit auf<br />
einen neuen Rekord zusteuert,<br />
dessen Schuldenberg<br />
satte 180 Prozent des BIP<br />
entspricht und mit einem<br />
Haushaltsdefizit von rund<br />
13 Prozent der Wirtschaftsleistung<br />
nicht einmal ansatzweise<br />
in Richtung Budgetkonsolidierung<br />
marschiert?<br />
Weitere Sparprogramme<br />
kann sich das marode Land<br />
nicht leisten. Schon jetzt<br />
liegt die Wirtschaftsleistung<br />
um rund ein Viertel unter<br />
dem Vorkrisenniveau. Verursacht<br />
unter anderem<br />
durch die umfangreichen<br />
Einsparungen, wie selbst<br />
der IWF einräumte. Und so<br />
setzen die Käufer der Anleihen<br />
wohl darauf, dass die<br />
europäischen Steuerzahler<br />
schlussendlich als Bürgen<br />
einspringen, falls die Griechen<br />
wieder zahlungsunfähig<br />
werden. Mit ein Grund<br />
für diese Annahme ist die<br />
Tatsache, dass die Anleihen<br />
nach britischem Recht emittiert<br />
wurden, was einen<br />
Schuldenschnitt wie jenen<br />
2012 ausschließt.<br />
Nach der angeblichen<br />
"Erfolgsstory Irland" ist<br />
Griechenland ein weiteres<br />
Indiz dafür, dass die Geldschwemme<br />
von Fed und<br />
EZB zu gefährlichen Blasen<br />
an den Finanzmärkten<br />
führt. Die angebliche "Deflationsbekämpfung"<br />
wird<br />
damit zu einem Casinospiel,<br />
bei dem die Staaten (respektive<br />
"die Bürger") als<br />
"Bank" auf der Verliererseite<br />
stehen. Die Zocker selbst<br />
haben hingegen kaum etwas<br />
zu verlieren.<br />
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