Die politische Positionierung der europäischen ... - Andreas Ladner
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CAHIER DE L’IDHEAP 252<br />
WAS ERKLÄRT DIE POLITISCHE POSITIONIERUNG DER PARTEIEN?<br />
Gross/Sigelman (1984: 473) gehörte das Schweizer Parteiensystem im<br />
internationalen Vergleich zur Gruppe <strong>der</strong> links-orientierten Parteiensysteme.<br />
Innerhalb dieser Kategorie bildet es zusammen mit den Parteiensystemen<br />
<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande, Belgiens, Israels, Luxemburgs, Portugals,<br />
Schwedens, Norwegens, Finnlands, Islands und Frankreichs die Untergruppe<br />
<strong>der</strong> stark fragmentierten, aber nur mittelmässig polarisierten<br />
Parteiensystemen. Bestätigt wurde dieser verhältnismässig geringe Polarisierung<br />
des Schweizer Parteiensystems auch durch die Untersuchung<br />
von Lane/Ersson (1994: 185).<br />
Aktuelle Beobachter <strong>der</strong> Schweizer Politik erstaunt diese Erkenntnis<br />
jedoch weniger, hat sich doch die Politik hierzulande mit dem Aufkommen<br />
<strong>der</strong> SVP in den letzten Jahren entscheidend verän<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong> hohe<br />
Polarisierung dürfte vor allem ein Produkt <strong>der</strong> jüngeren Geschichte sein.<br />
Wie kann die Polarisierung des Parteiensystems eines Landes erklärt<br />
werden? Eine bekannte These in diesem Zusammenhang ist, dass die<br />
Polarisierung des Parteiensystems mit <strong>der</strong> Form des Parteienwettbewerbs<br />
zusammenhängt. Entscheidend dabei ist in einem ersten Schritt<br />
die Zahl <strong>der</strong> Parteien. In einem Zweiparteiensystem orientieren sich die<br />
Parteien am Medianwähler, was eine geringere inhaltliche Polarisierung<br />
zur Folge hat, in Mehrparteiensystemen sind demgegenüber die Parteien<br />
in ihrer <strong>politische</strong>n <strong>Positionierung</strong> freier und verfolgen unterschiedliche<br />
Strategien. Bereits Sartori (1970) hat hier zwischen einem zentripetalen<br />
und einem zentrifugalen Parteienwettbewerb unterschieden.<br />
Tatsächlich lässt sich zeigen, dass die Zahl <strong>der</strong> Parteien positiv mit dem<br />
Grad <strong>der</strong> Polarisierung eines Parteiensystems übereinstimmt (vgl. Abbildung<br />
24). 12 <strong>Die</strong> Schweiz hat sowohl eine grössere Zahl an Parteien<br />
wie auch eine starke Polarisierung. Nicht zeigen lässt sich hingegen,<br />
dass Län<strong>der</strong> mit Mehrparteienregierungen respektive einem Konkordanzsystem<br />
signifikant stärker polarisiert sind als Län<strong>der</strong>n mit einem<br />
Regierungs-Oppositionssystem. Auch wenn beispielsweise Malta und<br />
Grossbritannien wenig polarisierte Parteiensysteme haben, so hat demgegenüber<br />
Spanien, das ebenfalls zu den Län<strong>der</strong>n gehört, in denen eine<br />
Partei einen sehr grossen Wählerstimmenanteil erzielen muss, um an die<br />
12 Pearson-Korrelation = 0.355, Signifikanz = 0.05.