2013-01 | Frühjahr: TOP Magazin Dortmund
Die Themen dieser Ausgabe: • C.T.C. – TV-Kommissar Uwe Fellensiek im Barbaresco • ZDF – Die Mainzelmännchen feiern 50. Geburtstag • BIO– Stockumer Hofmarkt in UnnaAusgabe
Die Themen dieser Ausgabe:
• C.T.C. – TV-Kommissar Uwe Fellensiek im Barbaresco
• ZDF – Die Mainzelmännchen feiern 50. Geburtstag
• BIO– Stockumer Hofmarkt in UnnaAusgabe
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Kultur<br />
MACHTGIERIGE<br />
FRAU UMGARNT<br />
SCHWACHEN KAISER<br />
Monteverdis „Krönung der Poppea“ im Opernhaus<br />
„L‘ incoronazione di Poppea“ ist die letzte<br />
Oper Monteverdis und vermutlich 1642<br />
entstanden. Neu in der Operngeschichte<br />
ist, dass zum ersten Mal Figuren aus der<br />
Weltgeschichte auf der Bühne stehen: Der<br />
römische Kaiser Nero hat seinen General<br />
Ottone nach Portugal geschickt und sich<br />
inzwischen an dessen schöne Gattin Poppea<br />
herangemacht. Poppea macht sich –<br />
berechtigte – Hoffnungen, Kaiserin zu<br />
werden, was natürlich Ottavia, die rechtmäßige<br />
Gattin, nicht akzeptieren will,<br />
und auch der zurückgerkehrte Ottone<br />
ist entsetzt und lässt sich von Ottavia<br />
zum Mordversuch an Poppea anstiften,<br />
der aber scheitert ... Am Ende siegt Amor:<br />
Ottavia wird, nachdem sie als Drahtzieherin<br />
entlarvt wurde, aus Rom verbannt,<br />
Ottone und seine Geliebte Drusilla dürfen<br />
Rom verlassen, er allerdings ohne seine<br />
bisherigen Titel und Rechte. Und Poppea<br />
ist am Ziel ihrer Träume angelangt: Sie<br />
wird Kaiserin ...<br />
Eine Wanne voller Bücher<br />
Bei Jens-Daniel Herzogs Inszenierung<br />
sitzen die Zuschauer mit auf der Bühne<br />
des Opernhauses, sozusagen mitten im<br />
Geschehen. Die Hauptspielfläche (Bühne<br />
Mathis Neidhardt) teilt die Zuschauer wie<br />
eine Art Laufsteg in zwei Blöcke, oberhalb<br />
gibt es rundherum Galerien, auf<br />
denen auch die Mitglieder der <strong>Dortmund</strong>er<br />
Philharmoniker unter der Leitung<br />
von Fausto Nardi (seit seiner hervorragenden<br />
Arbeit in Cavallis „L‘Eliogabalo<br />
in der letzten Spielzeit kein Unbekannter<br />
mehr) frisch und farbig begleiten. Herzog<br />
setzt durchweg auf Desillusionierung:<br />
Man ist den Sängern sehr nahe, sie<br />
kommen in Unterwäsche, noch ohne Rollen<br />
auf die Bühne – diese schweben erst<br />
vom Schnürboden in Form der Kostüme<br />
herab (ebenfalls Mathis Neidhardt), die<br />
das Geschehen zweifellos in die Gegenwart<br />
rücken, und schlüpfen in die von<br />
Amor verteilen Rollen. Den Befehl zum<br />
Selbstmord erhält Seneca per Post, während<br />
er lässig in einer mit Büchern gefüllten<br />
Badewanne thront. Man kann dieses<br />
Konzept mögen, man muss es aber nicht.<br />
Exzellente Sängerschar<br />
Ein glückliches Händchen hatte der<br />
Opernchef aber bei der Besetzung der<br />
Rollen: Eleonore Marguerre ist eine<br />
karrierebewusste und stimmlich präsente<br />
Poppea, (in Herzogs Inszenierung<br />
Schauspielerin), neben ihr agiert Christoph<br />
Strehl als machtgeiler und in seiner<br />
Uniform durchaus schneidiger Nero,<br />
der sich nicht entblödet, Senecas Leiche<br />
zu schänden, indem er Champagner auf<br />
den mit Blut beschmierten Leichnam<br />
gießt und dabei die Flasche so vor sein<br />
Gemächt hält, als würde er auf den Philosophen<br />
urinieren. Christian Sist ist indes<br />
ein junger, charismatischer Seneca, der<br />
sein Schicksal gelassen trägt und mit<br />
stimmlicher Präsenz glänzt, Katharina<br />
Peetz eine verletzliche und verletzte,<br />
aber gefährliche Ottavia, die es versteht,<br />
General Ottone (mit wunderbar balsamischen<br />
Mezzo tönen: Ileana Mateescu) für<br />
ihre eigenen Zwecke einzuspannen.<br />
Fazit: Lohnt sich musikalisch.<br />
Text: Martina Lode-Gerke<br />
Bilder: Bettina Stöß, Stage Picture<br />
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