2013-01 | Frühjahr: TOP Magazin Dortmund
Die Themen dieser Ausgabe: • C.T.C. – TV-Kommissar Uwe Fellensiek im Barbaresco • ZDF – Die Mainzelmännchen feiern 50. Geburtstag • BIO– Stockumer Hofmarkt in UnnaAusgabe
Die Themen dieser Ausgabe:
• C.T.C. – TV-Kommissar Uwe Fellensiek im Barbaresco
• ZDF – Die Mainzelmännchen feiern 50. Geburtstag
• BIO– Stockumer Hofmarkt in UnnaAusgabe
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Kultur<br />
LEBEMÄNNER UND CHANSONETTEN<br />
AM VORABEND DES 1. WELTKRIEGS<br />
Kálmáns „Csárdásfürstin“ im Opernhaus<br />
Als sie am 17. November 1915 im Johann-<br />
Strauß-Theater in Wien uraufgeführt<br />
wurde, begann ihr Siegeszug um die<br />
Welt: Kálmáns „Csárdásfürstin“ ist eine<br />
schier endlose Kette von „Ohrwürmern“,<br />
die fast jeder auf der Straße mitpfeifen<br />
kann. Aber auch die Tatsache, dass diese<br />
Operette ein Stück Zeitgeschichte spiegelt,<br />
nämlich die glänzende Welt der Lebemänner<br />
und Chansonetten der Ära vor<br />
dem Ersten Weltkrieg, dürfte zum Erfolg<br />
beigetragen haben und stellt sie in eine<br />
Reihe mit Strauß‘ „Fledermaus“ oder den<br />
Operetten eines Jacques Offenbach.<br />
Seit Mitte Januar geht die Geschichte um<br />
die Varietésängerin Sylva Varescu, die in<br />
den Fürsten Edwin von und zu Lippert-<br />
Weylersheim unstandesgemäß verliebt<br />
ist, über die <strong>Dortmund</strong>er Bühne.<br />
Am Vorabend des 1. Weltkriegs<br />
Regisseurin Ricarda Regina Ludigkeit<br />
belässt die Handlung in ihrer ursprünglichen<br />
Zeit und führt die Personen recht<br />
stringent. Hin und wieder gibt es eine ironische<br />
Brechung, etwa, wenn beim großen<br />
Liebesduett der beiden Protagonisten<br />
Verkäufer mit Herzchen-Luftballons<br />
auftauchen oder in der Festszene im zweiten<br />
Akt Clowns die Akteure wie Marionetten<br />
über die Bühne führen. Das Bühnenbild<br />
(Rainer Sinell) suggeriert die vergehende<br />
Pracht der alten Zeit, blätternder<br />
Putz auf der eher düsteren Rückseite der<br />
Bühne, in dem der erste Akt spielt, einigermaßen<br />
heruntergekommen das Hotel<br />
im dritten Akt. Eine Augenweide sind die<br />
Kostüme von Marie-Luise Walek.<br />
Wiedersehen mit<br />
Heike Susanne Daum<br />
Die Inszenierung beschert ein Wiedersehen<br />
mit der Sopranistin Heike Susanne<br />
Daum, die noch in guter Erinnerung aus<br />
ihrer Zeit am hiesigen Opernhaus ist und<br />
mit ungeheurer Bühnenpräsenz und perfekt<br />
geführter Stimme die zwischen Liebe<br />
und Verzicht schwankende Sylva Varescu<br />
verkörpert: Reifer ist ihr Sopran in der<br />
Zwischenzeit geworden, ausgeprägt das<br />
Brustregister, das sie immer wieder gern<br />
an den passenden Stellen einsetzt.<br />
Ihr zur Seite ist Peter Bording als Edwin<br />
zu sehen, der mit recht hell gefärbtem<br />
Bariton seine Rolle kreiert. Die<br />
hübsche Soubrette Tamara Weimerich<br />
stellt mit anrührend hellem Sopran eine<br />
liebenswerte Stasi dar.<br />
Der stets verlässliche Hannes Brock mimt<br />
den ältlichen Verehrer Sylvas, Feri von<br />
Kerekes, Andreas Ksienzyk gibt einen<br />
recht hölzernen Fürsten von und zu Lippert-Weylersheim,<br />
was aber recht gut zu<br />
der Rolle passt.<br />
So kurzweilig die Inszenierung auch<br />
ist – so langweilig und brav ist das,<br />
was unter der Leitung von Philipp<br />
Armbruster aus dem Graben dringt: Es<br />
fehlt an Schwung, etwa, wenn „Die Mädis<br />
vom Chantant“ über die Bühne tanzen<br />
oder die Herren feststellen „Ganz<br />
ohne Weiber geht die Chose nicht“: Da<br />
wird darauf verzichtet, die rhythmischen<br />
Kontraste auszukosten, da werden<br />
viele Effekte verschenkt, weil die<br />
<strong>Dortmund</strong>er Philharmoniker „an den<br />
Noten kleben“.<br />
Text: Martina Lode-Gerke<br />
Bilder: Thomas M. Jauk/StagePicture<br />
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