Wer soll das bezahlen? - SÃDWIND-Institut
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2. Die Klimakrise<br />
sich teilweise auf energiepolitische Konflikte zurückführen.<br />
Und nicht zuletzt ist auch <strong>das</strong> neuerlich<br />
starke Engagement Chinas in vielen Entwicklungsländern<br />
durch den Wunsch nach Sicherung<br />
von Energie und anderen Ressourcen motiviert.<br />
Vor diesem Hintergrund sind die nationale<br />
und internationale Klima- und Energiepolitik<br />
eng miteinander verknüpft, denn die Konsequenzen<br />
sind nicht nur wirtschaftlicher und umweltpolitischer<br />
Natur, sondern zunehmend auch<br />
geostrategischer und sicherheitspolitischer Natur.<br />
Die Lösung kann nur in einer Transformation<br />
unseres Wirtschaftens liegen. Eine gesellschaftliche<br />
Debatte über die Wachstumsdoktrin, Lebensstile<br />
und Verbrauchsmuster ist dabei ebenso<br />
notwendig wie ein radikaler Schwenk von fossilen<br />
Energieträgern wie Öl, Gas und Kohl hin zu<br />
erneuerbaren Energien und einem CO 2 -armen<br />
Wirtschaften.<br />
2.3 Verwundbarkeit und Anpassung<br />
Nicht alle Länder sind dem Klimawandel gleichermaßen<br />
ausgesetzt. So können steigende<br />
Temperaturen beispielsweise in Kanada oder<br />
Russland zu einer Ausweitung der Getreideproduktion<br />
führen, während in anderen Ländern,<br />
z.B. in Teilen Afrikas, zunehmende Trockenheit<br />
zu massiven Einbrüchen führen kann. Mittelfristig<br />
könnte dies also zu einer weiter steigenden<br />
Ungleichheit zwischen verschiedenen Entwicklungsregionen<br />
führen. Entscheidend für die<br />
Auswirkungen des Klimawandels ist aber auch<br />
die Frage, wie die einzelnen Länder mit den Risiken<br />
umgehen können. So sind beispielsweise<br />
nicht nur in Bangladesch weite Landesteile vom<br />
Anstieg des Meeresspiegels bedroht, sondern<br />
auch in den Niederlanden. Während <strong>das</strong> jährliche<br />
Pro-Kopf-Einkommen in Bangladesch aber<br />
nur 450 US-Dollar pro Jahr beträgt, plant die<br />
niederländische Regierung Investitionen zum<br />
Hochwasserschutz von etwa 100 US-Dollar pro<br />
Kopf und Jahr. 15 Entsprechende Infrastruktur,<br />
schwimmende Häuser und aufwendige Deichsysteme<br />
können die Menschen hier sehr viel besser<br />
schützen als in Bangladesch. Die Verwundbarkeit<br />
(vulnerability) eines Landes ist somit nicht nur<br />
abhängig von der eigentlichen Anfälligkeit für<br />
die Auswirkungen des Klimawandels (sensitivity)<br />
sondern auch von der Fähigkeit oder Kapazität,<br />
damit umzugehen (capacity).<br />
Die Anfälligkeit variiert dabei stark zwischen<br />
und innerhalb von Ländern und Sektoren. So<br />
sind niedrig liegende Küstenregionen und Länder,<br />
in denen große Teile oder wichtige Zentren<br />
dort liegen (wie beispielsweise die vielen asiatischen<br />
Megastädte) vom Anstieg des Meeresspiegels<br />
proportional stärker betroffen, als Länder<br />
mit weniger Küstenregionen. Auch hängen gerade<br />
die Armen häufi g von besonders anfälligen<br />
Aktivitäten ab, z.B. von der Landwirtschaft und<br />
insbesondere dem Regenfeldbau. Die Fähigkeiten<br />
eines Landes und dessen Menschen wiederum<br />
hängen stark vom Wohlstand, Bildungsniveau,<br />
institutionellen Voraussetzungen und<br />
technologischem Stand ab.<br />
Entwicklungsländer sind<br />
besonders verwundbar<br />
Die Entwicklungsländer gelten deshalb als besonders<br />
verwundbar, weil sie einerseits stark<br />
von solchen Sektoren abhängen, die dem Klimawandel<br />
besonders ausgesetzt sind (z.B.<br />
Landwirtschaft und Fischerei). In Afrika leben<br />
beispielsweise 50 % der Bevölkerung in dürreanfälligen<br />
Trockengebeiten. Im Durchschnitt<br />
trägt die Landwirtschaft hier etwa 21 % zur gesamten<br />
Wirtschaftsleistung bei, im Einzelfall weit<br />
über 50 %. 16 Eine rasch wachsende Bevölkerung<br />
übt zusätzlichen Druck auf Boden und Wasservorräte<br />
aus.<br />
Andererseits sind die Entwicklungsländer deshalb<br />
so anfällig, weil sie aufgrund ihrer niedrigen<br />
Wirtschaftsleistung, hohen Armutsraten und<br />
niedrigem Bildungs- und Entwicklungsstand besonders<br />
geringe Kapazitäten besitzen, um sich<br />
auf den Klimawandel einzustellen. Während in<br />
Frankreich jährlich rund 388 Mio. US-Dollar für<br />
die Wetterbeobachtung ausgegeben werden,<br />
sind es in Äthiopien nur 2 Mio. US-Dollar. 17 Arme<br />
Menschen siedeln sich häufi g in besonders gefährdeten<br />
Gegenden, wie z.B. an Berghängen<br />
15 Vgl. Weltbank (2009a).<br />
16 Vgl. OECD (2009).<br />
17 Vgl. UNDP (2007).<br />
14 <strong>Wer</strong> <strong>soll</strong> <strong>das</strong> <strong>bezahlen</strong>? • © SÜDWIND 2010