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Wer soll das bezahlen? - SÜDWIND-Institut

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2. Die Klimakrise<br />

Neben der chronischen Unterfi nanzierung<br />

zeichnet sich der Bereich der Klimafi nanzierung<br />

eher durch die unermüdliche Neugründung von<br />

weiteren Fonds aus, als durch eine verlässliche<br />

Zusage zur Bestückung derselben. Hier spielen<br />

die Einzelinteressen der Geber und <strong>Institut</strong>ionen<br />

eine wichtige Rolle. Vor allem die Weltbank hat<br />

zu verschiedenen Schwerpunkten individuelle<br />

Fonds ins Leben gerufen (z.B. den Fonds für<br />

saubere Technologie oder den strategischen<br />

Klimafonds). Daneben gibt es noch eine ganze<br />

Reihe multilateraler oder auch bilateraler Fonds<br />

(Japan, Großbritannien, Deutschland, Australien<br />

oder auch die Europäische Kommission). 38 Doppelungen<br />

sind häufi g, nur eines haben die Fonds<br />

gemeinsam: In den Managementstrukturen sind<br />

die Entwicklungsländer deutlich unterrepräsentiert.<br />

Es scheint vor allem darum zu gehen, möglichst<br />

viel von einem ohnehin zu kleinen Kuchen<br />

unter der eigenen Kontrolle zu behalten.<br />

Dennoch ist zu erwarten, <strong>das</strong>s die Klimafi nanzierung<br />

in den kommenden Jahren Summen mobilisieren<br />

wird, die weit über <strong>das</strong> gegenwärtige<br />

Maß hinausgehen. Die Strukturfrage ist angesichts<br />

solcher Summen gerade jetzt wichtig. Die Regierungen<br />

in den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

fordern hier zu Recht mehr Mitsprache- und<br />

Mitentscheidungsrechte. Vor diesem Hintergrund<br />

fordern auch viele Umwelt- und Entwicklungsorganisationen,<br />

<strong>das</strong>s diese Gelder für Klimaschutz<br />

und Anpassung bei der Klimarahmenkonvention<br />

(UNFCCC) verwaltet werden <strong>soll</strong>ten. Sie wollen<br />

daher vor allem den Anpassungsfonds stärken,<br />

der lange diskutiert und vorbereitet wurde und<br />

nun in die Implementierungsphase eingetreten<br />

ist. Der Vorteil in den Entscheidungsstrukturen<br />

dieses Fonds liegt darin, <strong>das</strong>s zum Einen die Entwicklungsländer<br />

eine knappe Mehrheit besitzen<br />

und zum Anderen ein direkter Zugang für Regierungen<br />

und Organisationen des Südens möglich<br />

ist. Das heißt, sie können unter bestimmten Voraussetzungen<br />

Projekte und Programme durch<br />

eigene <strong>Institut</strong>ionen umsetzen und müssen diese<br />

nicht über Durchführungsorganisationen wie die<br />

Weltbank abwickeln.<br />

Insgesamt gesehen ist dieser Fonds noch relativ<br />

schwach bestückt, fi nanziert er sich gegenwärtig<br />

noch hauptsächlich aus freiwilligen Beiträgen<br />

einiger Industrieländer. Das Finanzvolumen wird<br />

jedoch steigen, denn die Hauptfi nanzierungsquelle<br />

des Fonds ist eine zweiprozentige Abgabe<br />

auf Zertifi kate aus dem Emissionshandel, die im<br />

Rahmen des projektbasierten Emissionshandels<br />

in Entwicklungsländern (Clean Development<br />

Mechanism – CDM) ausgegeben werden. Bis<br />

Ende 2010 werden so 146 Mio. US-Dollar an Einnahmen<br />

erwartet, bis 2012 wird die Summe auf<br />

388 Mio. US-Dollar steigen. 39<br />

Neue Finanzierung –<br />

neue Schulden?<br />

Neben der Frage nach den strukturellen Formen<br />

in der Klimafi nanzierung ist von zentraler Bedeutung,<br />

inwieweit eine öffentliche Finanzierung<br />

in Form von Zuschüssen nötig ist und an welcher<br />

Stelle die Privatwirtschaft gefordert ist, ebenfalls<br />

Mittel zu mobilisieren. Kreditgestützte Kofi nanzierungen<br />

sind auch heute schon die Regel, häufi<br />

g auch unter Beteiligung der Privatwirtschaft.<br />

So haben beispielsweise die Zuschüsse des GEF<br />

ein Mehrfaches an zusätzlichen Mitteln in Form<br />

von Kofi nanzierungen in Höhe von insgesamt<br />

38,7 Mrd. US-Dollar mobilisiert. Ähnliches gilt<br />

für den Clean Technology Fund.<br />

Große Summen müssen investiert werden,<br />

um die bereits bestehende Infrastruktur klimasicher<br />

zu machen. Viel entscheidender ist aber die<br />

Tatsache, <strong>das</strong>s teilweise erhebliche Mehrinvestitionen<br />

nötig sind, um auch in den Entwicklungsländern<br />

so früh wie möglich einen CO 2 -armen<br />

Entwicklungspfad einzuschlagen. An Mehrinvestitionen<br />

ohne entsprechenden zeitnahen Mehrgewinn<br />

hat die profi torientierte Privatwirtschaft<br />

jedoch in der Regel wenig Interesse. Somit sind<br />

auch hier öffentliche Investitionen notwendig,<br />

um einerseits entsprechende Anreize und andererseits<br />

auch ein investitionsfreundliches Umfeld<br />

zu schaffen.<br />

Dabei ist dringend darauf zu achten, <strong>das</strong>s weder<br />

die Privatinvestitionen noch die öffentlichen<br />

Investitionen die Verschuldungssituation der armen<br />

Länder verschärfen. In vielen Bereichen,<br />

und insbesondere dort, wo es um Energieeffi -<br />

zienz oder um die Erschließung kostenloser,<br />

nicht fossiler Energiequellen geht, ist mittelfristig<br />

mit nicht unerheblichen Einsparungen zu rechnen,<br />

so <strong>das</strong>s – je nach Entwicklungsstand – auch<br />

kreditfi nanzierte Investitionen eine wichtige Rol-<br />

38 Für eine umfassende Auflistung weltweiter Klimafonds vgl.:<br />

www.climatefundsupdate.org.<br />

39 Vgl. Kaloga / Harmeling (2010).<br />

© SÜDWIND 2010 • Klimakrise. Nahrungsmittelkrise. Finanzmarktkrise.<br />

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